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Test

Die Stromdose wird zur Webdose

In Zeiten, in denen das Internet auch drahtlos auf Laptops, Smartphones oder Tablet-PCs kommt, ist es fast ein Widerspruch, Stromleitungen daheim zu einem Internet-Netzwerk zu machen. Doch dicke Mauern können das drahtlose Surfen unmöglich machen. Selbst in Zeiten moderner Architektur haben es Funkwellen schwer, sich durch Betonwände oder mit Metall beschichtete Glasfronten zu arbeiten.

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Den Empfangsproblemen beim Internet kann man auf zwei Arten begegnen - man installiert ein WLAN und baut einen (oder mehrere) Repeater im Haus ein, damit die Funkstrahlen verstärkt werden. Diese zusätzlichen Hotspots leiten die Signale von und in Bereiche, die sich hinter dicken Mauern befinden oder nicht versorgt sind. Oder man verwandelt die Stromleitung in ein Internet-Netzwerk, jede Steck- wird dann auch zur Web-Dose. So haben es etwa die Mönche des Jesuitenklosters in Linz Freinberg gemacht. Damit sie in den dicken Klostermauern surfen können, wurde kürzlich ein "dLAN-System" installiert.

PowerLAN

Nicht nur die Hersteller von Funkmodems, ob das nun Cisco oder D-Link sind, können sich über Zuwachsraten freuen, auch jene, die Powerline-Produkte im Portfolio haben, wie etwa Netgear, Panasonic oder Devolo. "Die neue Flat-TV-Generation, die Internet-fähig ist, stellt viele Konsumenten vor das Problem, wie sie das Web aber auch Fotos, die auf dem Computer gespeichert sind, auf das TV-Gerät bringen können", sagt Devolo-Österreich-Chef Christoph Dubsky. Denn oft steht der Flat-TV nicht dort, wo die Web-Leitung ins Haus oder in die Wohnung kommt. Da viele vermeiden wollen, nachträglich Netzwerkkabel zu installieren, werden einfach die vorhandenen Stromkabel angezapft. "Jeder fünfte Konsument überlegt, sein Stromnetz für die Vernetzung seiner Unterhaltungselektronik-Geräte zu verwenden", zitiert Dubsky aus einer aktuellen Studie.

Die Installation

Alles, was man dazu braucht, sind - in der Basisversion - zwei spezielle Adapter (ab 59,90 Euro). Einen schließt man mit einem Netzwerkkabel an das Internet-Modem an und steckt ihn in eine Steckdose (nicht in eine Steckerleiste). Den zweiten Adapter steckt man in irgendeine Steckdose im Haus und zapft diese wiederum mit einem Netzwerkkabel an. Die Installation ist wirklich einfach, es ist eine Plug-&-Play-Lösung - einstecken und lossurfen. Will man das Netzwerk verschlüsseln, drückt man einfach auf einen Knopf am Adapter oder man installiert Software auf einem Computer, schließt den Adapter an und tippt den mitgelieferten Code (Security-ID) und das Netzwerk-Passwort ein. Im Test wurden ein Notebook angeschlossen, ein Flat-TV und - mit vier Adaptern - vier Multiroom-Anlagen. Das System funktionierte perfekt, das Netz blieb stabil, wird aber - wie bei WLAN auch - unter den Verbrauchern/Geräten aufgeteilt.

(Gerald Reischl)

! Die Abkürzung dLAN steht für direct Local Area Network. Über diese Technologie werden Computer und andere Geräte über das hausinterne Stromnetz verbunden. Bei einer dLANLösung sind mindestens zwei Adapter notwendig. Einer wird über ein Netzwerkkabel an das Modem angeschlossen und in eine Steckdose gesteckt (1). Damit wird das gesamte Stromnetz in einem Haus zur Internet-Leitung. Physikalische Grenze ist der Stromzähler im Zählerkasten. So wird verhindert, dass die Nachbarn in einem Mehrfamilienhaus mitsurfen.

Das "Strom-Web" lässt sich nun an jeder x-beliebigen Steckdose anzapfen (2). Auch hier gibt es zwei Möglichkeiten - entweder man nutzt einen Adapter, an dem wiederum ein Netzwerkkabel angeschlossen wird oder man verwendet einen Wireless-Adapter, der die Funktion eines WLAN-Hotspots übernimmt (3).

Bei den dLAN-Lösungen kann man zwischen verschiedenen Geschwindigkeiten wählen, von 14 bis 200 Megabit/Sekunde - Letzteres benötigen jene, die an das Glasfasernetz der Telekom Austria oder UPC angeschlossen sind und das Stromnetz für datenintensive Anwendungen wie HD-TV, Streaming-Dienste (Apple-TV, Google-TV) und andere Multimedia-Anwendungen wie Online-Gaming nutzen wollen.

Die Powerline- bzw. PowerLAN-Lösungen in Privathaushalten sind stabil, verursachen weniger Störeinflüsse als ein Handy. Überland-Powerline-Projekte sind weniger erfolgreich verlaufen. Vor einigen Jahren wollten österreichische Energieversorger wie etwa die EVN oder Linz AG ihre Stromnetze in Powerlines umfunktionieren. Da sie aber Radio und Funkdienste störten, haben sie sich nicht durchgesetzt bzw. wurden untersagt.

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