CHROME

Google heizt Webvideo-Debatte an

H.264 spiele zwar eine wichtige Rolle bei Webvideos, schrieb Google-Produktmanager Mike Jazayeri am Dienstag im Blog des Chromium-Projekts. Chrome wolle aber offene Innovationen ermöglichen und werde daher künftig seine Ressourcen ausschließlich auf offene Codec-Technologien wie das im Mai präsentierte offene Google-Webvideoformat WebM und den freien Codec Ogg Theora konzentrieren.

Das Auslaufen der Untestützung für H.264 werde in den nächsten Monaten erfolgen, so Jazayeri. Einen genauen Zeitpunkt nannte er nicht. Die Ankündigung sei bereits jetzt erfolgt, um Anbietern Zeit für die Anpassung ihrer Angebote zu geben.

Offen vs. patentgeschützt

Die Google-Ankündigung heizt die Debatte um Webvideo-Codecs neuerlich an. Von den großen Browser-Herstellern unterstützen nur noch Microsoft (Internet Explorer) und Apple (Safari) bei HTML5 den patentgeschützten Codec H.264. Beide Unternehmen haben Patente in den von MPEG LA verwalteten Patentpool für den Videocodec eingebracht.

H.264 kommt nicht nur im Netz, sondern auch in zahlreichen Geräten wie Mobiltelefonen, Videokameras und Blu-ray-Abspielgeräten zum Einsatz. Der Patentverwalter MPEG LA kündigte zuletzt an, vorerst von freien Webangeboten keine Lizenzgebühren für die Verwendung des Codecs zu verlangen. Für Geräte, die den Codec verwenden und kommerzielle Angebote werden jedoch Abgaben fällig.

Opera unterstützt ebenso wie Mozilla (Firefox) bei HTML5 offene Codecs. Sowohl Googles Webvideoformat WebM als auch Ogg Theora wurden in der Vergangenheit jedoch mit möglichen Patentklagen in Zusammenhang gebracht.

Nutznießer Flash

Letztlich dürfte vom Auslaufen der Chrome-Unterstützung für H.264 in HMTL5 nach Meinung von Marktbeobachtern Adobes Flash profitieren. Viele Inhalteanbieter werden wohl weiterhin H.264 einsetzen und Flash anstatt des HTML5-Video-Tags zum Anzeigen der Videos in Browsern anbieten, die den geschützten Codec nicht unterstützen. "Nur Adobe gewinnt", zitierte etwa CNet einen Tweet des Betreibers der Foto- und Videosharing-Site SmugMug, Don McAskill.

Widersprüche und Kritik

Googles Bekenntnis zu offenen Videoformaten weist auch Widersprüche auf und rief Kritiker auf den Plan. So liefert das Unternehmen seinen Browser Chrome mit dem proprietären Flash-Player aus und versorgt ihn mit automatischen Updates. "Wenn Google offene Innovationen ermöglichen will, warum stellt es dann nicht auch die Unterstützung für geschützte Plugins wie Flash ein?", fragte etwa der Tech-Blogger John Gruber.

In seinem Blog Daring Fireball will Gruber auch wissen, warum Google nicht auch die Unterstützung für H.264 auf seiner Online-Videoplattform YouTube und seinem mobilen Betriebssystem Android beendet.

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(futurezone)

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