FILE PHOTO: Solar electric panels on residential building in downtown Los Angeles
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Hier wird zu viel Solarstrom zum Problem

Der sehr sonnige US-Bundesstaat Kalifornien ist eigentlich perfekt für Solaranlagen. Mit Stand Ende 2023 beträgt die Gesamtleistung der dort betriebenen Anlagen 46.874 MW. Das ist genug, um 13,9 Millionen Haushalte zu versorgen (via Solar Energy Industries Association). Im US-Ranking liegt Kalifornien damit auf Platz 1. 

Doch es kann auch zu viel Strom geben. An sonnigen Tagen wird das Stromnetz inzwischen förmlich überflutet. Ist mehr Energie vorhanden, als benötigt wird, sorgt das für einen negativen Strompreis – ein Problem, das auch in Österreich vorkommt. Hierzulande werden in solchen Situationen Kraftwerke kurzzeitig abgeschaltet. In Kalifornien wird der Strom einfach „weggeworfen“. 

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Klimaziele vs. Entendiagramm

Wie die Washington Post berichtet, hat der Bundesstaat inzwischen die Förderungen für Solardächer zurückgeschraubt. Das widerspricht aber der Politik, die er verfolgt. Kalifornien hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 mindestens 60 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energien zu beziehen. Neben Solarstrom soll auch Windenergie genutzt werden. Bereits jetzt stammen 28 Prozent des Stroms aus Sonnenenergie. 

Mit dem Problem des temporären Stromüberflusses müssen sich Netzbetreiber weltweit auseinandersetzen. Eine Ursache ist, dass Sonnenstrom genau dann am meisten Energie liefert, wenn er am wenigsten gebraucht wird. Morgens, abends und nachts schießt der Bedarf nach oben und fällt zum Mittag stark ab. Das zeigt sich in einem u-förmigen Diagramm, welches auch als „Entenkurve“ (Duck Curve) bekannt ist. Es wurde bereits 2013 vom kalifornischen Netzbetreiber CAISO beschrieben.

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Die kalifornische Entenkurve wurde erstmals 2013 beschrieben und zeigt den täglichen Strombedarf zu verschiedenen Tageszeiten. Mit Fantasie, sieht das aus wie eine Ente

Zu viele Privathaushalte speisen ins Netz ein

Inzwischen ist die Entenkurve ein internationales Problem. In Kalifornien sorgte das dafür, dass 2022 2,4 Millionen mWh zu viel produziert wurden. Dass man nach über 10 Jahren noch immer mit dem Problem kämpfe, liege vor allem an den rasant steigenden Einspeisungen von privaten Haushalten. Man habe nicht damit gerechnet, dass so viele Menschen Solardächer bauen würden.

Kalifornien hatte Privatpersonen zwischen 0,20 und 0,30 Dollar für jede kWh versprochen, die sie ins Netz einspeisen – ein starker Anreiz, ein Solardach zu installieren. Inzwischen orientiert sich die Auszahlung an den Marktpreisen. Je nach Tages- und Jahreszeit liegen die fast bei 0. In Österreich kann es sogar sein, dass Privatpersonen draufzahlen, wenn sie Strom einspeisen, während der Preis im negativen Bereich liegt.

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Arbeitsplätze in Gefahr

Die Änderung sorgte für einen Einbruch in der Solarstrom-Industrie Kaliforniens. Die Nachfrage sinkt und Jobs sind in Gefahr. Aktuell sind nur in Kalifornien 78.116 Menschen in der Branche angestellt. Deswegen sucht der Bundesstaat jetzt nach Lösungen, um dem Entgegenzusteuern.

Eine Möglichkeit ist es, Strom in Regionen zu transportieren, die weniger Solarstrom produzieren können. Alternativ wird an besseren Speichermethoden geforscht, um die überschüssige Energie zu sammeln und darauf zuzugreifen, wenn sie tatsächlich benötigt wird. 

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