Stromnetze

Stromnetze 

© EPA / Guillaume Horcajuelo

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Wie kommen negative Strompreise zustande?

Wenn man Strom produziert und ins Netz einspeist, bekommt man dafür in der Regel Geld. In bestimmten Situationen kann es aber auch passieren, dass man für das Einspeisen in das Netz Geld bezahlen muss. Der Hintergrund sind negative Strompreise. Sie entstehen, wenn es zu viel Strom am Markt gibt, der nicht genügend Abnehmer*innen findet. Die negativen Preise sorgen dann für eine Entlastung des Netzes. Denn ein Stromnetz ist nur dann stabil, wenn sich Produktion und Verbrauch die Waage halten. 

Abnehmer*innen bekommen bei negativen Strompreisen sogar Geld, wenn sie an der Strombörse einkaufen. Das gilt aber nur für jene, die Verträge abgeschlossen haben, bei denen der Marktpreis verrechnet wird. Private Kund*innen für Haushaltsstrom haben in der Regel keine derartigen Verträge und sie profitieren nicht vom Minus-Preis. 

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Vor allem an Wochenenden und Feiertagen

Energieversorger schalten aus diesen Gründen, soweit es geht, Kraftwerke ab, oder drehen etwa Windräder aus der Richtung, in der der Wind kommt. Dadurch wird zumindest das Gleichgewicht im Netz wieder hergestellt. Zu negativen Strompreisen sei es in diesem Jahr vor allem im Sommer an den Wochenenden gekommen, heißt es seitens des niederösterreichischen Energieversorgers EVN. Dann fallen nämlich die Betriebe weg, die unter Tags selbst viel Strom brauchen. Der Wind weht aber trotzdem und die Sonne scheint weiterhin.

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Auswirkungen auch für Solarstrom-Einspeiser ins Netz

Negative Strompreise können sich aber auch auf jene Privatpersonen oder Betriebe auswirken, die etwa überschüssigen Solarstrom ins Netz einspeisen. Marktteilnehmer*innen, die Verträge mit flexiblen Tarifen abgeschlossen haben, müssten draufzahlen oder ihre Anlagen abschalten. Das können einerseits private Haushalte sein, oder aber Betriebe, die Photovoltaik-Anlagen am Dach haben.

All jene, die fixe Tarife mit Energieversorgern oder der staatlichen Abwicklungsstelle für Ökostrom (OeMAG) abgeschlossen haben und Photovoltaik-Strom ins Netz einspeisen, bekommen in solchen Phasen weiterhin die vereinbarte Summe seitens der Energieversorger. Doch das führt dazu, dass diese die fixen Tarife immer weiter senken, oder gar keine Neukund*innen mehr aufnehmen, die Photovoltaik-Strom ins Netz einspeisen möchten.

Denn hier zeigt sich das Problem am deutlichsten: Gerade in den Mittagsstunden wird mit Photovoltaik am meisten Strom produziert – und zwar in manchen Gegenden so viel, dass er von Haushalten gar nicht alleine verbraucht werden kann. Dadurch sinken die Tarife, die Preise rutschen ins Negative. Energieversorger müssen dann ordentlich draufzahlen, wenn sie Kund*innen den vereinbarten Fixpreis zahlen müssen.

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Negative Strompreise können auch zu Innovationen führen

Wenn sie zusätzlich noch Kraftwerke abdrehen müssen und diese dann abends wieder starten müssen, entstehen zudem Kosten, auf denen die Versorger sitzen bleiben. „Es gibt derzeit aber keine Regelungen für eine Entschädigung für Verteilunternehmen“, erklärt Stefan Zach von der EVN gegenüber der futurezone. Hier würde es einer gesetzlichen Regelung bedürfen, so Zach.

Negative Strompreise per se sind allerdings auch etwas Gutes“, so Zach. „Denn sie treiben Innovationen an“, sagt der Pressesprecher des niederösterreichischen Energieversorgers. Die Innovationen, von denen Zach spricht, betreffen Lösungen zum Speichern von Energie. Hier werde in Niederösterreich groß experimentiert und viel getestet. In Dürnrohr gebe es etwa eine Biolyse-Anlage, in Korneuburg werde eine Wärmepumpe betrieben. „Am besten wäre es, den Überschussstrom sinnvoll einzusetzen. Da liegen große Chancen in innovativen Bereichen, wie etwa der Umwandlung in Wasserstoff“, sagt Zach.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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