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Warum die Preise für selbsterzeugten Solarstrom derzeit im Keller sind

Immer mehr Österreicher*innen haben sich während der Energiekrise eine Photovoltaik (PV)-Anlage angeschafft, um bei den eigenen Stromkosten zu sparen. Wer einen Überschuss an Sonnenstrom erwirtschaftet, der über seinen eigenen Verbrauch hinausgeht, kann diesen ins öffentliche Netz einspeisen und verkaufen.

Zu welchem Preis die Einspeisung des selbst erzeugten Sonnenstroms vergütet wird, hängt von dem gewählten Tarif und Energieversorger ab. Die Tarife sind hier sehr unterschiedlich und nur für einen bestimmten Zeitraum fix.

Einspeiser*innen nicht mehr überall willkommen

Wer einen entsprechenden Vertrag mit einem neuen Energieversorger abschließt oder einfach nur seinen Tarif beim selben Anbieter wechseln will, muss ganz genau aufpassen. Denn die Zeiten, in denen private PV-Anlagenbesitzer*innen mit Handkuss als Einspeiser*innen genommen worden sind, sind vorbei. Generell nehmen die meisten Energieversorger nur noch Kund*innen auf, die auch den Strom bei ihnen beziehen.

Manche Energieversorger haben die Tarife fürs Stromeinspeisen außerdem weit unter den Marktpreis gesenkt. Dazu zählt die Salzburg AG, die Neukunden nur noch 5,467 Cent pro Kilowattstunde (kWh) zahlt. Zum Vergleich: Der Marktpreis der OeMAG liegt derzeit bis Ende September bei 13,691 Cent pro kWh.

Anbieter zahlen drauf

„Grundsätzlich muss man sagen, dass der Mehrwert einer eigenen PV-Anlage für Kund*innen im Eigenverbrauch des selbsterzeugten Stroms liegt. Damit müssen sie weniger Strom vom jeweiligen Energieversorger beziehen. Dies ist sicher der größte Vorteil“, heißt es seitens der Salzburg AG auf futurezone-Nachfrage.

Die Begründung, warum jetzt so wenig gezahlt wird, folgt: „Der Wert des Stroms hängt davon ab, wann er zur Verfügung steht und wie die Nachfrage aussieht. Photovoltaik produziert meist dann, wenn ohnehin sehr viel Strom vorhanden ist und der Verbrauch niedrig ist. Das ist untertags speziell in den Mittagsstunden. Das heißt die PV produziert dann, wenn der Strom wenig wert ist.“ Daraus ergibt sich: Wenn man als Anbieter in so einer Situation an Kund*innen hohe Preise bezahlt, zahlt man als Anbieter drauf.

Mehr lesen: Wo wir überall Photovoltaik-Anlagen brauchen

Kund*innen fällt der niedrigere Preis auf

Manchmal kommt es auch zu „negativen“ Strompreisen am Markt, bei denen Anbieter für den eingespeisten Strom sogar etwas bezahlen müssen. Mit dieser Maßnahme an den Energiebörsen sollen Stromanbieter dazu gebracht werden, nur soviel Strom zu erzeugen, wie gerade benötigt wird. Diese kurzzeitigen Schwankungen kalkulieren die Anbieter üblicherweise in die Strom- bzw. Einspeisetarife mit ein. Gibt es häufiger negative Strompreise, werden die Einspeisetarife nach unten angepasst.

Stefan Zach von der EVN bestätigt das Problem der negative Strompreise: „Wenn wir dann trotzdem 20,5 Cent netto an Kund*innen zahlen, müssen wir uns überlegen, wie lange wir uns das noch leisten können.“

Kund*innen fällt mittlerweile auf, dass die Solareinspeisepreise nach unten gehen. Eva-Maria Z. (Name der Redaktion bekannt) aus Niederösterreich ist betroffen. Sie ist bei ihrem Energieversorger EVN auf den neuen Smart-Meter-Tarif umgestiegen. Dieser sieht 2 Verbrauchstarife vor, abends ist es dadurch günstiger als unter Tags. Z. erhält bei dem neuen Tarif jetzt weniger Geld für den eingespeisten Strom. Pressesprecher Zach erklärt: „Stromtarife sind flexibel. Kunden, die bei uns Strom beziehen, bekommen den vereinbarten Verbrauchspreis auch als Einspeistarif. Bei dem neuen Tarif Optima Smart Natur zahlen wir pro eingespeister kWh 20,5 Cent netto. Das ist das Mittel der beiden Verbrauchswerte, also dem höheren und dem niedrigeren. Davor gab es nur einen Tarif und der war höher - aber auch beim Verbrauch“, so Zach.

Generell gebe es außerdem „keine gesetzliche Pflicht für Energieversorger, PV-Strom überhaupt zu übernehmen“, erklärt Zach von der EVN. Diese Pflicht hat nur die OeMAG für Kundenanlagen bis zu 500 kW. Die Salzburg AG verweist die Kund*innen daher auf diese Stelle. Manche Anbieter, darunter Wien Energie, zahlen aktuell noch immer mehr für einspeisbaren Sonnenstrom. Wien Energie zahlt derzeit 29,0445 Cent pro kWh netto, doch auch hier steht eine Tarifanpassung bevor, die zweimal jährlich stattfindet. „Wohin sich der Preis entwickelt, hängt von der Entwicklung des Österreichischen Strompreisindex ab“, so die Auskunft der Wien Energie.

Wo man den Solarstrom auf jeden Fall einspeisen kann

OeMAG
Die Abwicklungsstelle für Ökostrom AG ist zentraler Ansprechpartner für alle Fragen rund um die geförderte Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Photovoltaikbesitzer*innen können ihren selbst erzeugten Solarstrom direkt an die OeMAG zum Marktpreis verkaufen.

Vertrag
Zur Abnahme des PV-Stroms ist ein eigener Abnahmevertrag mit der OeMAG notwendig. Möglich ist das für Anlagen kleiner als 500 kW.

Marktpreis
Dieser wird quartalsweise festgelegt. Die E-Control rechnet diesen Preis jeweils aus, basierend auf den letzten 5 Handelstagen eines Quartals an der Börse.

Auch OeMAG-Preise gingen zurück

Generell lässt es sich nicht vorhersagen, ob sich die Preise langfristig nach unten bewegen werden - doch derzeit deutet vieles darauf hin. Dadurch, dass es immer mehr PV-Anlagen gibt und dieses Feld der erneuerbaren Energien noch stark im Wachsen ist, könnte es bei perfekten Bedingungen immer mehr Phasen geben, bei denen es zu viel Strom im Netz gibt - und daher auch „negative“ Strompreise.

Doch es gibt noch weitere Gründe. Die Strommarktpreise gehen derzeit etwa generell zurück. Der Marktpreis der OeMAG ist von 26,86 Cent pro kWh im ersten Quartal auf aktuell 13,691 Cent pro kWh gesunken. „Das liegt daran, dass die Großhandelspreise für Strom nach einer längeren Hochpreisphase wieder aufgrund verschiedener Marktsituationen deutlich zurückgegangen sind“, erklärt Harald Proidl, Leiter der Abteilung Ökoenergie bei der E-Control. Die E-Control rechnet diesen Preis jeweils aus, basierend auf den letzten fünf Handelstagen eines Quartals an der Börse.

Fazit: Anbieter vergleichen oder zur OeMAG gehen

Was lernen wir daraus? Wer eine eigene PV-Anlage plant, sollte diese möglichst so dimensionieren, dass sie vor allem den eigenen Verbrauch abdecken kann. Jene Menschen, die sich etwa eine Balkon-Photovoltaikanlage anschaffen möchten, brauchen keinen eigenen Solarstromtarif. Sie brauchen sich also keine Gedanken über dieses Thema machen.

Wer darüber hinaus Strom ins Netz einspeisen will, muss sich sehr genau umschauen, bei welchem Anbieter er am besten dran ist. Der Verkaufpreis am Markt ist - wie beschrieben - sehr abhängig von den aktuellen Strompreisen und Anbietern und unterscheidet sich häufig auch von Bundesland zu Bundesland. Es empfiehlt sich ein Check mit dem E-Control-Tarifrechner, bei dem man auch die Option „Einspeisetarif“ als Zusatzelement in der Suche wählen kann. In manchen Bundesländern kann der Marktpreis der OeMAG tatsächlich das beste Angebot sein.

Mehr lesen: Photovoltaik-Rekord in Österreich: Solarenergie als Gigawatt-Markt

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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