Photovoltaik-Anlagen kann man sich auch mieten.

Photovoltaik-Anlagen kann man sich auch mieten.

© Otovo

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Photovoltaik mieten: Wenn man die PV-Anlage nicht gleich kaufen will

Eine Photovoltaikanlage am Dach ist eine Investition in die Zukunft. Wer seinen eigenen Strom erzeugen will, muss zunächst einmal Geld ausgeben. Die Anlage amortisiert sich laut Daten der Interessensgemeinschaft Photovoltaic Austria meist nach 10 Jahren. Bei einem höheren Strompreis kann es auch schneller gehen.

Wer nicht so lange warten will, kann sich eine Photovoltaikanlage mieten. Seit September ist etwa die PV-Vermietungsplattform Otovo in Österreich am Markt. Die Plattform wurde 2016 vom Norweger Andreas Thorsheim gegründet und funktioniert als eine Art Onlinemarktplatz für Photovoltaikanlagen.

PV-Marktplatz für Hauseigentümer*innen

Mit Onlinemarktplätzen kennt sich Thorsheim aus, lange arbeitete er für den norwegischen Medienkonzern Schibsted, der etwa auch an der Gründung des Kleinanzeigenportals Willhaben beteiligt war. Ähnlich ist auch Otovo konzipiert. “Wir sind eigentlich ein PV-Marktplatz für Hauseigentümer*innen”, sagt Thorsheim zur futurezone.

Der Norweger Andreas Thorsheim hat Otovo 2016 gegründet.

Der Norweger Andreas Thorsheim hat Otovo 2016 gegründet.

Hauseigentümer*innen können auf Otovo eine Solaranlage planen und werden dann innerhalb Minuten mit einer Installationsfirma vermittelt. Anstelle des Gesamtpreises zahlt man monatlich Mietgebühren, die mit den aktuellen monatlichen Mietkosten verglichen werden können. Ab 59 Euro pro Monat ist man dabei. Die Miete beträgt je nach Anlage typischerweise zwischen 75 und 150 Euro im Monat.

Optimismus für die Solarbranche

Aktuell wartet man noch einige Monate auf die Installation der PV-Anlage, die Situation war aber schon einmal schlimmer, wie Thorsheim berichtet: “Die Solar- und Batterieindustrie war beinahe gänzlich ausverkauft.” Auch an Arbeitskräften mangelt es, Thorsheim erwartet allerdings eine baldige Entspannung. “Durch den Rückgang an Aufträgen im Bausektor wechseln viele Mitarbeiter*innen in den Photovoltaiksektor”, ist er überzeugt. 

700 PV-Firmen in ganz Europa hat Otovo als Partner, wie viele es in Österreich sind, wollte Thorsheim allerdings nicht verraten. Nur soviel: Man sei angestrebt, zwischen 40 und 50 Kooperationspartner in Österreich aufzubauen.

PV wird immer günstiger

Außerdem wird PV immer günstiger. Allein in Wien hat sich der Preis pro Kilowattpeak zwischen 2011 und 2020 auf etwa 1.500 Euro halbiert. “2008 und 2022 waren die einzigen Jahre, in denen die Preise für Photovoltaik gestiegen sind - ansonsten sind sie immer gefallen.” Dieser Trend wird auch in den kommenden Jahren anhalten, prognostiziert Thorsheim. Bei den Wechselrichtern ist hingegen etwas mehr Geduld gefragt. Hier dürfte es erst ab 2025 zu merkbaren Entspannungen kommen, schätzt er.

Photovoltaik kann man auch Mieten.

Photovoltaik kann man auch Mieten.

Auch wenn der Anbieter selbst von Miete spricht, ist es eher eine Ratenzahlung oder ein Leasing-Angebot. Denn die Mindestlaufzeit sind 20 Jahre. Danach geht sie automatisch in den Besitz der Eigentümer*innen über. Es ist jedoch bereits vorher möglich, sich und die Anlage freizukaufen. Innerhalb der Mindestlaufzeit ist die Wartung der Anlage inkludiert, ohne Zusatzkosten.

Die durchschnittliche PV-Anlage bei Otovo hat im Schnitt eine Leistung von 10 Kilowattpeak, dazu kommt ein 10-Kilowatt-Akku, der für 1,5 Tage reichen soll. Von März bis November sollte man mit der Anlage im Idealfall vollständig autark sein.

Otovo-Alternativen

Otovo ist nicht das einzige Unternehmen in Österreich, das eine Photovoltaikanlage zum Mieten anbietet. Das Start-up Hallo Sonne bietet ebenfalls seit heuer ein ähnliches Miet-Modell an. Der Stromanbieter Verbund startete bereits 2020 mit einem Miet-Modell für Photovoltaik. Momentan ist man dort jedoch ausverkauft und nimmt keine neuen Aufträge an.

Photovoltaik aus dem Container

Wer kein eigenes Dach für die Module hat, kann auf die PV-Container der Cleen Energy AG mit Sitz in Haag (NÖ) zurückgreifen. “Das Container-Konzept wurde in Frankreich entwickelt, wir sind damit seit Ende September in Österreich am Markt”, sagt Vorstand Lukas Scherzenlehner. Ursprünglich war die PV-Box für Baustellen konzipiert, die dadurch ihren Baustrom beziehen könne. “Unternehmen aus dem Baugewerbe oder Deponien sind momentan unsere Hauptkunden”, verrät Scherzenlehner. Aber es gebe auch Interesse von privaten Grundstücksbesitzer*innen und KMUs.

“Die Anfrage ist enorm”, sagt Scherzenlehner. Momentan seien 110 Container vorhanden. Für das kommende Jahr wolle man allerdings aufstocken und 2 weitere Leistungsklassen sowie eine optionale Speicherbatterie anbieten.

Aus dem Container werden die Photovoltaik-Module ausgefahren.

Aus dem Container werden die Photovoltaik-Module ausgefahren.

Im jetzigen PV-Container verbergen sich Module mit einer Leistung von 75 Kilowattpeak. “Über das Jahr gerechnet entspricht das in Österreich einer Energieausbeute von 70.000 bis 75.000 Kilowattstunden - das reicht für etwa 20 Haushalte. Für die 90 Meter lange und 6 Meter breite Anlage werden lediglich eine ebene Fläche sowie eine Widmung als Gewerbe-/Industrie- oder Baugrundstück benötigt. Weitere Genehmigungen sind nicht notwendig. Auf landwirtschaftlichen Flächen ist die Anlage nicht erlaubt, hier liegt die maximal erlaubte Leistung bei 50 Kilowattpeak.

Photovoltaik-Boxen können ans Stromnetz angeschlossen werden

Der Anschluss ist je nach Kund*in unterschiedlich. “Unsere Boxen sind für den On-Grid-Betrieb adaptiert, das heißt man kann den Strom auch direkt ins Netz einspeisen”, sagt Scherzenlehner. Der Aufbau ist einfach: Der Container wird geliefert, die vollständig verkabelte Anlage ausgefahren und an ein Stromnetz angeschlossen. “Durch eine Ost-West-Ausrichtung haben wir den Vorteil, keine Spitzen zu Mittag zu haben, sondern die Energieerzeugung konstant über den ganzen Tag zu verteilen”, sagt Scherzenlehner.

Der Container zahle sich bereits im ersten Jahr aus, die Mindestlaufzeit beträgt - je nach Anlagengröße - 3 bis 5 Jahre. Dafür zahlen die Mieter*innen 1.450 Euro netto im Monat.  “Damit gerechnet kostet die Kilowattstunde bei uns im Schnitt 21 Cent, durchschnittlich liegt der Energiepreis für das nächste Jahr bei rund 40 Cent netto”, sagt Scherzenlehner. Dazu kommt, dass man sich die Netzkosten und Steuern für den eigenen genutzten Strom spart. “Auch die Einspeisevergütung ist momentan so attraktiv wie nie.” Im 4. Quartal 2022 lag er bei der OeMAG, der Abwicklungsstelle für Ökostromprodukte bei rund 51,45 Cent pro Kilowattstunde.

Photovoltaik mieten: Diese Dinge gilt es zu beachten

Die Online-Rechner der Mietangebote versprechen meist Einsparungen von mehreren Tausend Euro. Da gilt es aufmerksam zu sein und lieber selbst nachzurechnen:

  • Wer eine Photovoltaikanlage mietet anstatt kauft, zahlt in der Regel auf Dauer mehr. Wichtig ist hier, die Miete über die Laufzeit zusammenzurechnen und mit einem Neuanschaffungspreis zu vergleichen.
  • Lasst euch sich von Expert*innen beraten, welche Stromausbeute in euer Lage realistisch ist und wie viel man zu welchem Preis gegebenenfalls ins Netz einspeisen kann.
  • Generell ist es empfehlenswert, sich die Ersparnis durch die Photovoltaikanlage selbst auszurechnen und mit dem auf den Webseiten angebotenen Rechnern zu vergleichen. Otovo gibt die voraussichtliche Ersparnis etwa für 30 Jahre an, obwohl die Laufzeit nur 20 Jahre beträgt (danach geht die Anlage in den Besitz der Mieter*innen über).
  • Positiv bei Mietangeboten ist, dass Planung, Montage oder Wartung der Photovoltaikanlagen für die Mieter*innen geregelt wird. Es ist ein einfacher und bequemer Weg, selbst grünen Strom zu erzeugen. 

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Marcel Strobl

marcel_stro

Ich interessiere mich vor allem für Klima- und Wissenschaftsthemen. Aber auch das ein oder andere Gadget kann mich entzücken.

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