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Test

Withings Pulse: Klinisch tot?

Der Pulse ist ein kleines, rechteckiges Stück Kunststoff mit den Abmessungen 43x22x8 Millimeter. Das Gerät wiegt lediglich acht Gramm und ist durchgehend in mattem Schwarz gehalten. Der Sensor zum Messen des Pulses befindet sich auf der Rückseite. Erst nach Drücken des einzigen Knopfs auf dem Winzling macht sich das monochrome Touch-Display bemerkbar, das bei erstmaligem Einschalten in typischer blauer Schrift mit "Hello" grüßt. Im Lieferumfang enthalten sind ein USB-Ladekabel, ein Gürtel-Clip und eine Armbandhalterung. Das Gerät erfüllt seine Funktion aber auch, wenn auf die Fixierungsmöglichkeiten verzichtet wird und man den Puls schlichtweg in seiner Hosentasche mit sich trägt.

Der Pulse zeichnet die Bewegung seines Trägers buchstäblich Schritt für Schritt auf. Er misst die zurückgelegte Entfernung, die erklommenen Höhenmeter und zählt eben auch die Schritte. Das alles geschieht automatisch. Im Ruhemodus werden die Uhrzeit und der Ladesand des Akkus angezeigt. Um den Puls zu messen, muss per Knopfdruck der gewünschte Menüpunkt ausgewählt und mit einem Druck auf den Touchscreen ein Herzsymbol angewählt werden. Dann wird ein Finger auf den Sensor gelegt und die Messung beginnt. Die gesammelten Daten werden per Bluetooth 4.0 an ein Smartphone geliefert, wo sie in der kostenlosen Withings-App, die es für Android und iOS gibt, gespeichert und aufbereitet werden.

Nicht exakt
Die Informationen aus den vergangenen 14 Tagen können Nutzer mit Hilfe von Wischgesten auf dem Touchscreen auch direkt auf dem Pulse ablesen. In der Nacht soll der Pulse am Handgelenk getragen werden. Nach Aktivierung des Nacht-Modus wird der Schlaf des Trägers überwacht.

Die Bewegungsinformationen haben sich im futurezone-Test teilweise als ungenau erwiesen. Die Schrittanzahl und die zurückgelegte Entfernung werden noch relativ präzise erfasst, schon die Höhenmessung lässt aber zu wünschen übrig. Selbst nach mehrmaligem Erklimmen des dritten Stockwerks - immerhin etwa zehn Meter pro Aufstieg - hält die Höhenanzeige am Pulse noch bei zwei Metern. Auch bei Radtouren werden die bewältigten Steigungen unterschätzt. Beim Kalorienverbrauch handelt es sich ohnehin nur um eine grobe Schätzung.

Als ungenau erweist sich auch die Herzfrequenzmessung. Im Test mit mehreren Personen treten einige Unregelmäßigkeiten auf. Die angezeigten Werte sind oft unrealistisch hoch oder niedrig. Da werden aus faulen Biertrinkern ganz schnell Spitzensportler, zumindest was ihren Ruhepuls angeht. Einige Male funktioniert die Messung überhaupt nicht, dass wird lediglich ein X als Ergebnis angezeigt. Um belastbare Daten zu erhalten, sind oft mehrere Messungen notwendig, die Ausreißer müssen aussortiert werden. Mit dieser Methode erhällt der Nutzer immer ein aussagekräftiges Ergebnis, in einigen Fällen reicht sogar auch eine einzige Messung aus, um den korrekten Puls zu ermitteln.

10.000 Schritte
Die Android App, mit der die futurezone das Gerät getestet hat, lässt sich problemlos installieren. Die Gestaltung ist sehr übersichtlich und die Daten werden gut aufbereitet. Als Standard-Ziel definiert der Pulse, dass der Nutzer 10.000 Schritte pro Tag bewältigen soll. Zusätzlich kann ein Wunschgewicht eingegeben werden, das dann manuell oder mit einer ebenfalls in die App integrierbaren Bluetooth-Waage kontrolliert werden kann. Die App ermöglicht zudem die Analyse der Herzfrequenz in einem Diagramm und stellt die Schlafphasen einer Nacht graphisch dar. Als Zielvorgabe gilt hier, mindestens acht Stunden zu schlafen. Gelingt das, wird der User beglückwünscht.

Die pro Tag gemachten Schritte werden in Prozent von 10.000 angegeben. Die Synchronisierung der Daten erfolgt nach der Bluetooth-Kopplung mit dem Smartphone durch dreisekündiges Drücken der Taste am Pulse. Das funktioniert beim ersten Mal gut, im Verlauf des Tests kam es aber öfters zu Verbindungsproblemen, die ein Zurücksetzen des Pulse erforderten. Daten gehen dabei zwar nicht verloren, aber bei wiederholtem Vorkommen nervt der Vorgang doch. Auch während eines Firmware-Updates, das via Bluetooth eingespielt wird, traten solche Probleme auf.

Fazit und Preis
Knapp 100 Euro kostet der Pulse derzeit im Handel. Personen, die gerne einen groben Überblick über ihre tägliche körperliche Ertüchtigung hätten, finden im Pulse einen kleinen, unauffälligen Begleiter, der am Smartphone einen hübschen Überblick über die Aktivitäten liefert. In der Hosentasche fällt das Gerät überhaupt nicht auf, was aber dazu führen kann, das es dort vergessen wird. Verarbeitung und Bedienkonzept des Pulse sind einfach und gelungen. Das Touch-Display reagiert fix, einziges Manko ist die suboptimale Lesbarkeit der Anzeige bei Sonnenlicht. Die Akkulaufzeit beträgt laut Hersteller etwa zwei Wochen.

Im Test überstand das Gerät, unter exzessiver Nutzung der Pulsmessung, immerhin eine Woche, bevor nach einer USB-Ladung verlangt wurde. Die beste Funktion des Pulse ist sicher die Herzfrequenzmessung. Zwar muss oft einige Male gemessen werden, aber das dauert lediglich einige Sekunden. Diese Funktion findet sich bei den meisten Konkurrenzprodukten nicht.  Die Schlafüberwachung ist zwar ein netter Zusatz, zu sehen, wann der Körper im Tiefschlaf ist und wann nicht, ist auf Dauer aber mäßig spannend. Als Motivation zum Erreichen eines gesünderen Lebensstils taugt der Withings bei konsequenter Nutzung aber allemal.

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Markus Keßler

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