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Loch in Raumschiff auf der ISS: Russland schließt Sabotage nicht aus

Spezialisten sollen in den kommenden Tagen am russischen Weltraumbahnhof Baikonur die Kapseln für bemannte und unbemannte Flüge kontrollieren, teilte der Raketenbaukonzern Energija in Moskau der Agentur Ria Nowosti am Dienstag mit. An der Sojus-Kapsel, die derzeit an der ISS angedockt ist, war in der vergangenen Woche ein rund zwei Millimeter großes Leck entdeckt worden. Dieses hatte einen Druckabfall auf der ISS rund 400 Kilometer über der Erde verursacht.

Zunächst ging man davon aus, dass ein Mikrometeorit eingeschlagen war. Die NASA veröffentlichte ein Bild des Schadens. Nachdem viele Kommentare darauf hinwiesen, dass der "Riss" eindeutig ein gebohrt Loch sei, wurde das Bild gelöscht. Zur Zeit befinden sich sechs Raumfahrer an Bord der ISS, darunter auch der deutsche Astronaut Alexander Gerst. Der Vorfall sei für die Besatzung ungefährlich gewesen, hieß es. Das Leck wurde inzwischen von den Raumfahrern abgedichtet.

Ausrutscher oder Sabotage?

Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos schließt nach ersten Ermittlungen nicht aus, dass das Loch bereits bei Arbeiten auf der Erde entstanden sein könnte. Es gab auch Spekulationen, ob ein Techniker mit einem Bohrer abgerutscht sei und das Leck heimlich abgedeckt habe. Das Material habe sich nach einigen Wochen jedoch aufgelöst, zitierten russische Medien einen anonymen Raumfahrtexperten. In Moskau soll eine eigene Kommission nach der Ursache suchen. Es soll geprüft werden, wer Zugang zu der Kapsel hatte, an ihr arbeitete und wer dies überwachte, teilte Roskosmos mit.

Auch die Möglichkeit, dass der Schaden absichtlich oder versehentlich von jemanden im Weltraum verursacht wurde, werde laut Roskosmos untersucht. Laut Dmitry Rogozin, Chef der russischen Raumfahrtagentur, sieht es so aus, als habe es mehrere Versuche zum Bohren des Lochs gegeben. Der Bohrer sei zudem mit einer "zitternden" Hand gehalten worden. "Wir wollen wissen, was das ist: Ein Herstellungsfehler oder eine vorsätzliche Handlung. Wir überprüfen, ob eines davon auf der Erde entstanden ist. Wir können aber nicht ausschließen, dass es mit Absicht im Weltraum entstanden ist."

Eine Theorie eines früheren Kosmonauten ist, dass eventuell ein psychisch-labiles Besatzungsmitglied das Loch gebohrt hat, um einen Abbruch der aktuellen Mission zu erwirken und wieder schneller auf die Erde kommen zu können. Experten zufolge es sei es aber in der annähernden Schwerelosigkeit nahezu unmöglich, in diesem Teil des Raumschiffes ein Loch zu bohren. Dieser Teil der Sojus-Kapsel wird im Orbit entsorgt und kehrt nicht beim Wiedereintritt mit Astronauten zurück auf die Erde.

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