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Panasonic

"Der Fernseher ist die Schnittstelle zum sozialen Umfeld"

Die japanische Elektronikindustrie hat zuletzt einiges von ihrer Strahlkraft verloren. Auch Panasonic ist von dieser Entwicklung nicht verschont geblieben. Mit tiefen Einschnitten in die Struktur hat das Unternehmen vor drei Jahren einen Sanierungsprozess begonnen. In Zukunft soll verstärkt im Industriezuliefererbereich reüssiert und der Fokus auf die Schwellenländer gelegt werden. In der DACH-Region schreibt auch der Consumer-Bereich mit Weißware und Audio-/Video-Equippment schwarze Zahlen. Durch durchdachte Wohnzimmer-Gesamtkonzepte und neue Produktionstechniken soll hier weltweit wieder Boden gut gemacht werden.

futurezone: Panasonic hat nicht gerade fette Jahre hinter sich. Wie will das Unternehmen die Trendumkehr schaffen?
Christian Sokcevic: Die vergangenen zwei Jahre waren sicher nicht die leichtesten für Panasonic. Aber schon vor drei Jahren haben wir beschlossen, uns auf die vier Kernsegmente Audio-/Videokomponenten, Automotive, Industrial Systems und Eco-Solutions zu konzentrieren. Das Geschäftsjahr, das Ende März zu Ende gegangen ist, zeigt, dass die Trendumkehr gelungen ist. Wir haben im dritten Quartal - sowohl was Umsatz als auch was Gewinn angeht - deutlich zugelegt.

Die Umstrukturierung hat auch Einschnitte zur Folge, weil etwa das Consumer-Geschäft nicht mehr so im Fokus steht.
Das Consumer-Segment macht weltweit rund ein Drittel des Geschäfts aus, der Rest zwei Drittel. Die Abhängigkeit von den Consumer-Märkten ist also nicht so stark, wie oft vermutet wird. Im DACH-Raum, wo das Consumer-Segment wichtiger ist, ist ein positives Betriebsergebnis zu verzeichnen. Das Geschäft ist gesund.

Christian Sokcevic

Auch andere japanische Elektronikkonzerne haben derzeit Probleme. Woran liegt das?
Die Produktionskosten in Japan sind hoch. Das Verhalten der Konsumenten hat sich ebenfalls verändert. Der Kauf eines Fernsehers war für meine Elterngeneration noch eine echte Investition. Die japanische Elektronikindustrie ist damit beschäftigt, ihre Rolle im Weltmarkt wiederzufinden und hat inzwischen verstanden, dass der Konsument Gesamtlösungen will und nicht nur Einzelprodukte.

Welche Wege beschreitet Panasonic?
Jeder redet von Ökosystemen, wir haben uns das zu Herzen genommen. Wir verkaufen keine Autoradios mehr, sondern intelligente Infrastruktur.

Wird es Panasonic als Hersteller von Hardware in zehn Jahren noch geben?
Ob wir als Stand-Alone-Hardware-Hersteller dann noch am Markt sind, oder in anderer Form tätig sind, kann niemand mit Gewissheit sagen. Eine Position als reiner Infrastrukturbetreiber oder Komponentenlieferant anzustreben, ist letztendlich eine betriebswirtschaftliche Entscheidung. Unsere Ziele sind derzeit aber andere und wir sind fest vom Erfolg unserer Strategie - auch im Hardware-Bereich - überzeugt.

Als Batteriehersteller hat Panasonic zuletzt von sich reden gemacht, vor allem mit einer eventuell geplanten Batterie-Fabrik in Zusammenarbeit mit Tesla.
Die Kooperation mit Tesla ist eine große Sache für uns. Allerdings ist das eine derzeit eher eine Grundlagenforschungs-orientierte Unternehmung. Wir arbeiten im Bereich Elektromobilität auch mit allen großen deutschen Autoherstellern zusammen. Zur Fabrik kann ich derzeit nichts Konkretes sagen.

Nach deutschen Medienberichten ermittelt das Kartellamt derzeit gegen die Akku-Sparte von Panasonic.
Das Kartellamt in Deutschland ist tätig, wir geben derzeit keine Stellungnahme zu dem Thema ab. Ich gehe grundsätzlich davon aus, dass alle Unternehmensbereiche sich an die vorgegebenen Compliance-Richtlinien halten.

Ein weiterer Teil der Unternehmensumstrukturierungen sieht vor, dass Panasonic mehr Augenmerk auf Schwellenländer legt.
Japan, die USA und Europa sind entwickelte Märkte mit Kaufpotenzial, hier gibt es im Consumer-Bereich aber erste Anzeichen einer Sättigung. In Märkten wie Indien, China, Russland oder Afrika stellen wir andere Überlegungen in den Vordergrund.

Welche Märkte sind besonders interessant?
China darf man nicht vernachlässigen, wir machen hier schon 75 Prozent des globalen Umsatzes im B2B-Bereich. Alle vier Segmente sind dort vertreten. In Indien werden wir demnächst viel investieren.

Im DACH-Raum sind Fernseher ein wichtiges Produkt für Panasonic. Wie sehen Sie die Zukunft dieser Sparte?
Der Fernseher ist die Schnittstelle zum sozialen Umfeld und Leben. Hier kommen Cloud, Smartphone und Co im Wohnzimmer zusammen. Die Nutzer wollen sämtliche Inhalte möglichst einfach konsumieren können.

Wenn es um den Aufbau eines Ökosystems geht, das auch die gewünschten Angebote liefert, heißen die Konkurrenten auch Apple oder Google.
Wir sehen Google und Apple nicht als unsere großen Konkurrenten, auch wenn wir mit unseren TV-Software-Ökosystemen ähnliche Ansätze verfolgen.

Aus dem Plasma-Geschäft hat sich Panasonic ja bereits zurückgezogen. Was bringt die Zukunft?
Die Display-Technologie spielt weniger eine Rolle als früher. Intelligente Software, Design und einfacher Empfang aller möglichen Inhalte stehen im Zentrum, genau wie die Qualität.

Wann sehen wir gedruckte OLEDs? Diese Fertigungstechnik hätte enorme Kostenvorteile und Panasonic forscht hier schon seit geraumer Zeit.
Wir arbeiten an gedruckten OLEDs, sind bei großen Bildschirmen aber noch nicht so weit. Wir haben ein wichtiges Patent auf den Druck von OLED-Bildeschirmen, es gibt aber noch ein paar Probleme mit der Haltbarkeit der Displays. Derzeit ist unklar, ob diese technischen Hürden oder die Produktion problematischer sind. 2014 wird es keine gedruckten OLEDs geben, aber vielleicht 2015.

Wenn Panasonic OLED-Displays billiger herstellen könnte als die Konkurrenz, wäre ein Einstieg in die Produktion von Smartphone- und Tablet-Displays attraktiv?
Wenn es sich rechnet, könnte man das überlegen.

4K ist ein weiterer wichtiger Fokus des Fernsehgeschäfts. Wollen die Menschen wirklich immer noch höhere Bildschirm-Auflösungen?
Kunden wollen schon seit es Fernseher gibt immer größere Bildschirme, die eben auch entsprechende Auflösungen erfordern.

Aber die Inhalte fehlen noch.
In Japan wird schon mit der Ausstrahlung von 4K-Inhalten begonnen. Zudem bietet Panasonic auch entsprechendes Video-Equipment, um 4K-Material zu produzieren.

Und ab einer gewissen Entfernung wird der Unterschied schwierig zu erkennen.
Wir entwickeln die Geräte für Kunden. Niemand wird gezwungen, ein 4K-Gerät zu kaufen. Der Trend in Europa geht zu Bildschirmen über 47 Zoll, die größere Auflösungen erfordern. Unsere Aufgabe ist es, den Konsumenten die Option zu zu bieten.

Ist mit 4K bereits Geld zu verdienen?
In den fünf großen europäischen Märkten ist der Anteil der 4K-Fernseher - nach Umsatz gerechnet - bereits auf 14 Prozent geklettert. Das beweist, dass 4K die Zukunft ist.

Was sind ihre Pläne als neuer Leiter des Vertriebs im Consumer-Bereich für den DACH-Raum?
Wir wollen das Geschäft ausbauen und investieren, vor allem in Marketing und Partnerschaften. Ziel ist es, den Mehrwert unserer Produkte hervorzustellen. Smarte-TV-Geräte, die Fernsehen geräteübergreifend ermöglichen, kabellose Audio Systeme, Kameras und Fotoapparate sind nur einige unserer Schwerpunkte. Die Infrastruktur wächst langsam zusammen. Wir möchten hier attraktive Angebote haben.

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Markus Keßler

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