Microsoft-Österreich-Chef Georg Obermeier hält seinen Konzern für innovativer als Apple
Microsoft-Österreich-Chef Georg Obermeier hält seinen Konzern für innovativer als Apple
© Franz Gruber

Microsoft

„Wir wollen bei Windows Phones Marktanteil von 20 Prozent“

futurezone: Seit einem Jahr ist Satya Nadella der neue Microsoft-CEO, seit drei Jahren stehen Sie an der Spitze von Microsoft Österreich. Wie hat sich das Unternehmen in dieser Zeit verändert?
Georg Obermeier: In dem einen Jahr Nadella hat sich viel verändert, der Konzern hat sich neu ausgerichtet, fährt eine neue Strategie und ist offener geworden. Früher waren wir eine Windows- und Office-Firma, heute sind wir eine Plattform-Company; mit Apps für alle Plattformen.

Sataya Nadella, Microsoft-CEO

Es gab die bekannten Werbespots, in denen Microsoft als uncooler und total beklemmter Beamtentyp dargestellt wurde, Apple als cooler Tech-Fan – hat sich das Blatt gewendet? Nach Bill Gates, dem seriösen Gründer und dem kasperliesken Steve Ballmer ist jetzt Satya Nadella ganz oben – ein Nerd?
Jede Zeit hat ihre Leute. Ballmer hat für das Unternehmen viel getan, das Wachstum war enorm, als er das Unternehmen leitete. Bill Gates hat Visionen in den Konzern gebracht, Nadellas Idee passen zur Gegenwart und Zukunft. Er ist aber kein Nerd, sondern ein hochintelligenter, intellektueller Mensch. Ich konnte ihn kennenlernen. Er ist wahnsinnig belesen, er erkennt Zusammenhänge und hat ein offenes Wesen. Ich erinnere mich an sein erstes Mail, in dem hat er Rilke und Nietzsche zitiert...

Der Aktienkurs ist innerhalb eines Jahres von 27 auf fast 40 Euro gestiegen. Wie geht’s weiter?
Ich habe keine Ahnung, ich bin kein Aktienanalyst, aber das Unternehmen ist auf dem richtigen Weg. Microsoft gehört zu den Top-Unternehmen der Welt. Immer wenn sich ein Markt ändert, muss man sich mitändern. In dieser Veränderung, man kann auch digitale Transformation dazu sagen, befinden wir uns gerade. Da kann es schon passieren, dass man das eine oder andere nicht in der gewünschten Geschwindigkeit realisiert. Aber wir stecken 15 Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung und sind beim Forschungsbudget nicht nur eine der Top-Firmen der Welt, sondern lassen auch Apple weit hinter uns. Mit der HoloLense werden wir einiges bewegen. Das ist eine innovative Technologie.

Allerdings lässt Apple Microsoft weit hinter sich, wenn man sich die Erfolgsmeldungen der vergangenen Monate ansieht. Allein 75 Millionen verkaufte iPhones im ersten Quartal.
Im Mobile Phone-Bereich können wir nicht zufrieden sein. In Westeuropa haben wir einen Anteil von sieben Prozent, in Deutschland und Italien je 15 und es gibt in manchen Ländern in Südamerika sogar Marktraten von 30 Prozent. Aber wir müssen aufholen.

In Österreich liegt der Windows-Phone-Anteil mit sieben Prozent im Westeuropa-Schnitt. Wohin wollen Sie?
Wir müssen in die Richtung 20 Prozent kommen und mit Windows 10 haben wir die Chance, dass wir aufholen. Und unser Betriebssystem ist super und es gibt bereits 500.000 Apps. Wobei es nicht auf die Quantität, sondern auf die Qualität ankommt, denn jeder hat ohnehin im Schnitt nur 30 Apps auf seinem Smartphone und bleibt bei den gleichen Apps hängen.

Warum sollte man auf ein Windows-Phone umsteigen?
Windows ist ein modernes System, eine Produktivitäts-Plattform, die kostengünstig ist. Vor allem oder gerade für Unternehmen, die auf ihre Kosten schauen müssen. Es macht halt einen Unterschied, ob ein Smartphone 100 oder 700 Euro kostet. Windows Phones sind der neue Filofax.

Von Apple zu Google, die mit Android auch ganz gut unterwegs sind, sogar höhere Marktraten hat als Apple. Auch Google hat innovative Abteilungen, wie das Forschungslabor Google X, Google Y oder Google Ventures.
Google und Microsoft sind unterschiedliche Unternehmen. Microsoft lebt von Services, Google von Werbung. Und: Wir haben unsere Garage, die Microsoft Garage, in der wir innovativ sind und vor allem Apps entwickeln.

Microsoft, das sich einst dadurch ausgezeichnet hat, andere eher nicht in sein Computerreich zu lassen, propagiert neuerdings „Openness“, Offenheit allen Plattformen gegenüber. Auf Microsoft-Plattformen laufen mehr als 350.000 Open-Source-Anwendungen, Microsoft ist an mehr als 150 Standardisierungsorganisationen beteiligt.
Das ist eine neue Strategie, denn mit Windows 10 sind wir offen für IOs und auch für Android. In der Open-Source-Community sind wir akzeptiert. Die Verfügbarkeit von breitbandigen Netzen hat es ermöglicht, dass sich neue Devices und Plattformen durchgesetzt haben. In der neuen Welt des Arbeitens muss man mit jedem Device überall arbeiten können, daher muss man mit allen Plattformen kommunizieren können. Mobilität war der Motor, die Nutzung hat sich verzehnfacht. Wir definieren Plattform übrigens nicht mehr als Windows, sondern wir reden von OneDrive, von Skype etc.

Microsoft-Österreich-Chef Georg Obermeier

Wie sieht Ihr Ausblick für 2020 aus?
Wir sind auf allen großen Plattformen vertreten, werden mit allen Services und Anbietern kommunizieren können. Windows 10 wird uns neue Möglichkeiten bringen, denn Windows 10 hat den Vorteil, dass jedes Unternehmen an Produktivität gewinnt. Eine App ist auf allen Devices verfügbar. Das Look and Feel spricht eindeutig für uns, denn große Unternehmenskunden setzen bereits auf Windows und auf Windows-Phones, wie etwa die Post. Oder Austrian Airlines, die auf Surface Pro 3 setzen, Palfinger mit Windows, AVL-List oder Andritz mit Window Phones etc. Eine App für alle Plattformen einmal zu programmieren – das spricht für uns.

Eines der Hauptthemen von Microsoft ist Cloud-Computing. Ein Thema, das sehr kritisch gesehen wird.
Österreich hat einen sehr vorsichtigen Zugang zu Cloud-Themen. Microsoft hat viel getan, um die Glaubwürdigkeit in die Cloud zu festigen bzw. ihr zu vertreuen. Wir sind auch ISO 27018-zertifiziert.

Das heißt?
Diese Zertifizierung regelt, wo die Daten sind. Wir verpflichten uns, dass die Daten unseren Kunden gehören und nicht unsere Daten sind. Dafür kämpfen wir. Das ist ein wesentlicher Unterschied und ein Wettbewerbsvorteil.

Sie sind auch Mentor bei der Puls4-Show „Querdenker“. Warum?
Ich habe eine persönliche Historie zu dem Thema. Unternehmertum wird in Österreich nicht so gefördert. Um Arbeitsplätze zu schaffen, braucht man Unternehmen und die muss man unterstützen. Ich bewundere Menschen, die den Mut haben, etwas zu gründen. Der Pioniergeist ist extrem wichtig, um ein Land nach vorne zu bringen. Daher ist jede Startup-Initiative, jede Gründer-Initiative ist extrem wichtig.

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