"Wir brauchen IT-Unterricht ab der dritten Schulstufe"
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Flora, Lovis und William haben sichtlich Spaß. Die Schüler der Klasse 1B der Volksschule Zeltgasse 7 im achten Wiener Gemeindebezirk steuern mittels Tastenbefehlen den "BeeBot", einen kleinen bienenähnlichen Roboter, auf einen kleinen Reifen zu. Die Übung ist Teil eines Workshops der Initiative "Smart Kids", die Kindern bereits in der Volksschule den Umgang mit Computern näherbringen will. "Kinder sollen spielerisch Programmieren lernen und verstehen wie Technik funktioniert", sagt Barbara Novak, IT-Sprecherin des Wiener Landtags und Präsidentin des Wiener Bildungsservers, der die Initiative gemeinsam mit in Wien ansässigen IT-Unternehmen ins Leben gerufen hat. "Wir wollen den Kindern vermitteln wie man Maschinen steuern und leiten kann und nicht umgekehrt."
Workshops ab Februar
Ab Februar 2015 werden Wiener Volksschulen Workshops angeboten, die einfaches Programmieren, das Basteln von Apps und Sicherheit im Internet zum Thema haben. Erarbeitet wurden die Unterrichtspakete von Experten aus der Praxis, eigens geschulte Trainer werden die Kinder unterrichten. Die Initiatoren des Projekts hoffen damit auch Lehrer für IT begeistern zu können und sie dazu zu bewegen, die vermittelten Inhalte auch im regulären Unterricht weiterzugeben. Dazu hat der Wiener Bildungsserver auch eine "Smart Kids"-Community eingerichtet, in der sich interessierte Lehrer und IT-Experten zum Thema "Programmieren im Unterricht" austauschen können.
Pflichtfach Programmieren
Die Initiative wirbt dafür, dass künftig ab der dritten Schulstufe fächerübergreifend Informationstechnologie eingesetzt wird und dass es ab der fünften Schulstufe ein verpflichtendes Fach Programmieren gibt, in dem Grundkenntnisse vermittelt und auch Fragen des Datenschutzes erörtert werden. "Wir wollen das Coding im Rang einer dritten lebenden Fremdsprache an den Volksschulen etablieren", sagte Novak. "Dazu brauchen wir IT-Unterricht ab der dritten Schulstufe."
Kinder sollen aber nicht nur das Programmieren, sondern auch digitale Kompetenz lernen, sagte Ulrike Huemer, Chief Information Officer (CIO) der Stadt Wien. Es sei wichtig sie auch für die Risiken zu sensibilisieren. Derzeit werde auch eine Digitale Agenda für Wien erarbeitet, bei der auch ein starker Fokus auf Bildung gelegt werden soll.
"Programmieren kann sehr kommunikativ sein"
"Das Interesse der Schüler ist absolut gegeben", sagt Peter Sykora, Direktor der Volksschule in der Zeltgasse. Er steht neben einem Tisch, an dem sich gerade vier Schüler aus der vierten Klasse an einem Programmierspiel versuchen. Die Neunjährigen tauschen sich lebhaft über die notwendigen Befehle aus und geben sich gegenseitig Tipps. "Programmieren kann auch sehr kommunikativ sein", meint der Schuldirektor.
Es gehe darum Kinder möglichst früh für IT zu begeistern, meinte IBM-Österreich-Chefin Tatjana Oppitz. "Kinder sind heute ständig von Technik umgeben, sie sollen auch lernen, was sich hinter Computersystemen verbirgt."
Fachkräftemangel
IBM sieht in der Initiative auch eine Möglichkeit dem IT-Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Die Zahl der Jugendlichen, die eine IT-Ausbildung abschließe, werde laut Studien von heute 10.000 im Jahr 2025 auf 9000 sinken, warnt die IBM-Generaldirektorin. "Wir müssen gegensteuern."
Novak hofft auf rege Teilnahme der Schulen. Ziel sei es "etliche hundert Workshops" pro Jahr an den Wiener Volksschulen abzuhalten, sagt die Präsidentin des Wiener Bildungsservers Auch Unterstützer aus der Wirtschaft werden noch gesucht. "Alle sprechen vom Fachkräftemangel, die Initiative ist eine konkrete Chance nachhaltig etwas dagegen zu tun."
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