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Verwertungsgesellschaft

C3S: GEMA-Alternative sucht Unterstützer

Mindestens 50.000 Euro will die in Gründung befindliche Verwertungsgesellschaft C3S (Cultural Commons Collecting Society) bis Ende September über die Crowdfunding-Plattform startnext einnehmen. Mehr als 35.000 Euro hat die Crowdfunding-Aktion nach knapp zehn Tagen bereits eingespielt. Mehr als 500 Unterstützer und 700 Fans hat die Initiative auf startnext bislang gesammelt. "Anstatt über die Defizite bestehender Verwertungsgesellschaften zu jammern, haben wir uns dazu entschlossen eine neue Verwertungsgesellschaft zu gründen", sagt CS3-Österreich-Sprecher Joachim Losehand. Als "faire Alternative" zu bestehenden Verwertungsgesellschaften wirbt die C3S auch um Unterstützer und Mitglieder in Österreich.

Europäische Genossenschaft
Österreichische Musiker könnten ihre Werke künftig in Deutschland, wo die C3S im September gegründet werden soll, von der neuen Verwertungsgesellschaft vertreten lassen. Ob auch um eine Betriebsgenehmigung in Österreich angesucht werde, hänge von den rechtlichen Entwicklungen auf EU-Ebene ab, meint Losehand. Auf lange Sicht will die in Gründung befindliche Verwertungsgesellschaft europaweit tätig werden. Dabei rechnen die Initiatoren mit Änderungen im Rechtsrahmen der EU. "Da wird sich einiges ändern", sagt Losehand. "Die C3S ist als europäische Genossenschaft konzipiert. Wir wollen Mitglieder in mehreren europäischen Ländern."

Freie Lizenzen werden unterstützt
Von den Platzhirschen GEMA und AKM unterscheiden will sich die C3S vor allem durch mehr Mitbestimmung und Transparenz sowie durch mehr Flexibiltiät bei Lizenzierungsmöglichkeiten für Künstler. Musiker können bei der geplanten alternativen Verwertungsgesellschaft etwa auch nur einzelne Stücke lizenzieren und dabei Nutzern mehr Rechte einräumen, ohne auf Einnahmen durch kommerzielle Verwertungen zu verzichten. So können etwa Musikstücke unter einer Creative-Commons-Lizenz im Internet zum kostenlosen Download zu nicht kommerziellen Zwecken angeboten werden. Werden sie im Radio oder in Clubs gespielt, werden für die Titel Lizenzgebühren fällig. Solche flexible Lizenzierungsformen sind Mitgliedern von GEMA und AKM derzeit verwehrt, Creative-Commons-Lizenzen werden von den Verwertungsgesellschaften nicht akzeptiert.  

"Passt gut in die Internet-Kultur"
"Vieles, was Künstler im Internet machen, machen sie nicht unmittelbar für Geld, sondern um Aufmerksamkeit zu generieren", sagt Losehand. Creative-Commons Lizenzen würden gut in die Internet-Kultur passen, da sie Nutzern Freiheiten im Umgang mit den Werken lassen und Nutzern Rechtssicherheit bieten. "Künstler haben damit die Möglichkeit, individuell zu entscheiden, was man mit ihren Werken tun kann und müssen trotzdem nicht auf Einnahmen verzichten."

Neben besseren Einnahmemöglichkeiten für Musiker, die alternative Lizenzmodelle nutzen, verspricht die C3S ihren Mitgliedern unter anderem auch volle und gleiche Stimmrechte und - soweit technologisch möglich -  eine Verteilung der Lizenzgebühren, die auf tatsächlicher Nutzung der Werke anstatt auf Hochrechnungen basiert. Mitgliedern, die einen bestimmten Schwellenwert an Einnahmen nicht überschreiten, sollen auch keine Verwaltungsgebühren verrechnet werden.

3000 Mitglieder angestrebt
Unterstützer und Mitglieder erhofft sich die alternative Verwertungsgesellschaft von Künstlern, die mit bestehenden Angeboten unzufrieden sind, aber auch von Musikern, die noch von keiner Verwertungsgesellschaft vertreten werden. "Wir brauchen 3000 Mitglieder, um eine gewisse Relevanz und ein entsprechendes Repertoire zu haben", sagt Losehand. Rund ein Drittel davon, habe die C3S über Absichtserklärungen und im Rahmen der Crowdfunding-Aktion verkaufte Gennossenschaftsanteile bereits zusammen. Für den Start werden insgesamt 200.000 Euro benötigt, die in die Infrastruktur und die Programmierung von Datenbanken und Abrechnungsmechanismen fließen solllen.

Gründung im September
Gegründet werden soll die C3S Ende September in Deutschland. Dort will man sich auch um eine Betriebsgenehmigung beim dafür zuständigen Patent- und Markenamt in München bemühen. Losehand rechnet damit, dass die C3S in zwei bis drei Jahren als anerkannte Verwertungsgesellschaft operativ tätig werden kann.

Als Konkurrenz zu bestehenden Verwertungsgesellschaften sieht sich die C3S nur bedingt. Mit der deutschen GEMA gebe es gute Gespräche. Man würde sich ergänzen. Was die CS3 anbiete, könne die GEMA momentan nicht bieten, weil sie anders strukturiert sei, meint Losehand. "Wir wollen ein zusätzlicher Partner für Musiker und Künstler sein und ihnen helfen, die neuen Möglichkeiten des Internet Wirklichkeit werden zu lassen." Einen Seitenhieb auf die Platzhirschen AKM und GEMA will er sich aber nicht verkneifen: "Natürlich wollen wir auch bestehenden Verwertungsgesellschaften zeigen, wie es mit dem Internet funktionieren kann."

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Patrick Dax

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Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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