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HoT-Tablet

Medion Lifetab S8312 im Test: Hofer-Tablet im Nexus-Stil

Wer sich noch Ende 2014 einen Nachfolger des günstigen Google-Tablets Nexus 7 erwartet hat, wurde bitter enttäuscht. Das von HTC gefertigte Nexus 9 ist mit einem Preis von 399 Euro knapp doppelt so teuer wie das Nexus 7. Der Google-Ausstieg aus dem Billig-Segment war nachvollziehbar, hatten sich doch dank des Nexus 7 mittlerweile zahlreiche Hersteller auf den lukrativen Markt der Einsteiger-Tablets gestürzt.

Doch leider verbergen sich unter den vermeintlichen Schnäppchen auch zahlreiche schwarze Schafe, das Billig-Segment hat sich zu einem Minenfeld entwickelt. Nun gesellt sich mit dem neuen Medion-Tablet ein weiteres Angebot dazu, das nach “zu gut um wahr zu sein” klingt: hochauflösender Bildschirm, Octacore-CPU und ein unverschämt günstiger Preis. Die futurezone hat getestet, ob das Lifetab S8312 halten kann, was es verspricht.

Medions Tablet hat einen 8-Zoll-Bildschirm. Im Gegensatz zu den zahlreichen iPad mini-Klonen der vergangenen Monate ist der Bildschirm jedoch im 16:10-Format gehalten und erinnert daher stärker an das Nexus 7. Überraschend ist die gute Verarbeitung des Gehäuses. Statt Kunststoff setzt Medion auf eine Aluminium-Rückseite, die an das Surface Pro 3 erinnert. An den Seiten wurde das Gehäuse leicht angeschrägt und lässt sich so relativ angenehm mit einer Hand halten. Da im Lifetab S8312 ein 3G-Modem verbaut ist, wurde der obere Abschnitt der Rückseite aus Kunststoff gefertigt. Durch die graue Pulverbeschichtung ist der Unterschied aber nur schwer zu ertasten.

Auf der Rückseite sticht lediglich das winzig kleine Kamera-Loch sowie der Medion-Schriftzug hervor, ansonsten ist das Tablet im schlichten Grau gehalten. An der rechten oberen Seite befinden sich Power-Taste und Lautstärkewippe, die sich trotz Kunststoff hochwertig anfühlen und einen guten Druckpunkt bieten. Sie liegen jedoch zu knapp beieinander, sodass man blind oftmals versehentlich den Ausschalter statt der Lautstärkewippe betätigt. Rechts unten befinden sich zudem die Slots für micro-SIM- sowie microSD-Karte. Während für das Entfernen der SIM-Karte ein entsprechendes Werkzeug benötigt wird, ist der Slot für microSD-Karten jederzeit offen. So können die SD-Karten rasch gewechselt werden.

OTG-Adapter mitgeliefert

An der Oberseite hat Medion einen 3,5-mm-Klinkenanschluss, einen Infrarot-Blaster sowie den microUSB-Anschluss verbaut. Im Lieferumfang findet sich zudem ein USB-OTG-Adapter, mit dem USB-Geräte, beispielsweise eine Tastatur oder ein USB-Stick, verwendet werden können. An der Unterseite der Front ist ein nach vorne gerichteter Stereo-Lautsprecher, der durchaus gute Ergebnisse im Test erzielen konnte. Für einen Film Zuhause oder im Auto ist er ausreichend.

Der knapp fünf Millimeter breite Rahmen an der rechten und linken Seite des Displays reicht aus, um mögliche versehentliche Tapser bei der einhändigen Bedienung zu verhindern. Mit einer Dicke von 8,7 Millimetern kann es zwar nicht das dünne Format des iPad Air 2 erreichen (6,1 Millimeter), es ist aber dennoch kompakt genug für den Einsatz unterwegs. Mit einer breiten Hosentasche lässt es sich sogar einstecken. Das Gewicht von 360 Gramm ist vergleichsweise hoch (LGs G Pad 8.3 wiegt bei einem größeren Bildschirm beispielsweise 338 Gramm), dennoch stellt längeres Halten kein wirkliches Problem dar.

Das 8 Zoll große LC-Display des Lifetab S8312 setzt auf ein IPS-Panel mit WUXGA-Auflösung (1920 mal 1200 Bildpunkte). Das entspricht einer guten Pixeldichte von 283 ppi, mehr als beim “Retina”-Display des iPad Air 2 (263 ppi). Die Schärfe macht sich vor allem beim Lesen bemerkbar. So waren auch kleine Schrift und feine Details in Comics und eBooks stets gut lesbar. Positiv fiel zudem die gute Blickwinkelabhängigkeit auf, erst bei steilen Winkeln war der Bildschirm etwas schwerer abzulesen. Dazu muss man das Tablet aber zumindest um 75 Grad neigen - eine Position, aus der man das Tablet nur selten verwenden wird.

Die Helligkeit kann ebenfalls überzeugen, die Glasfront spiegelt jedoch stark und lässt sich so bei Tageslicht relativ schwer ablesen. Der Kontrast ist gut, auch wenn das Schwarz etwas blass ist. Ein Farbstich war nicht erkennbar. Vermisst wird lediglich ein Helligkeitssensor, der Benutzer muss die Helligkeit des Displays manuell regeln. Laut Medion verfügt der Bildschirm über eine “Anti-Fingerabdruck Beschichtung”. Der Bildschirm erwies sich aber als wahrer Fingerabdruckmagnet. Binnen kürzester Zeit war die Front mit Tapsern und Fettschmierern übersät, ein Mikrofasertuch sollte sich stets in Griffweite befinden. Eine entsprechende Schutzfolie könnte hier Abhilfe schaffen.

Acht echte Kerne

Die Ausstattung des Hofer-Tablets klingt zunächst vielversprechend: Octacore-CPU, zwei Gigabyte RAM sowie 16 Gigabyte Speicher, die sich per microSD-Karte erweitern lassen. Bei näherer Betrachtung fällt jedoch auf, wie der günstige Preis zustande kommt. Der Octacore-Chip kommt von MediaTek, den Spezifikationen nach zu urteilen setzt Medion hier auf den Ende 2013 vorgestellten MT6592. MediaTek ist vor allem unter Fans von Custom ROMs umstritten, da der Konzern nur sehr zaghaft seinen Kernel-Quellcode veröffentlicht und so den Entwicklern die Arbeit erschwert. In den vergangenen Monaten gab es jedoch versöhnliche Signale vom taiwanischen Konzern.

3D Mark (Ice Storm Extreme): 5042 Punkte
AnTuTu: 31968 Punkte
Quadrant: 12694 Punkte

Der SoC setzt im Gegensatz zu Big.Little-Chips, wie Samsungs Exynos 5 Octa, tatsächlich auf acht Kerne, die im Verbund arbeiten und mit je 1,7 GHz getaktet sind. Statt den leistungsfähigeren Cortex-A15-Chips kommen hier aber die energieeffizienten A7-Kerne zum Einsatz. Dennoch konnte die Leistung des Tablets positiv überraschen, mit knapp 32.000 Punkten bei AnTuTu ist es im oberen Mittelfeld anzusiedeln. Lediglich die Grafikleistung enttäuscht aufgrund der etwas mageren Mali-450 MP4 GPU, für aktuelle 3D-Spiele reicht sie jedoch vollkommen aus.

Guter Akku, miese Kamera

Im Test erwies sich das Tablet als wahrer Dauerläufer, auch wenn Akku-fressende Apps wie Facebook im Hintergrund aktiv und das Tablet im 3G-Netz aktiv war. Leider gibt Medion nicht an, wie hoch die Kapazität des Akkus ist, doch sie reichte für rund acht Stunden Dauerbetrieb aus. In dieser Zeit wurde zwei Stunden Spiele gespielt, eine Stunde Videos über YouTube und Netflix gesehen sowie fünf Stunden mit dem Internet-Browser sowie Facebook verbraucht.

Die verbauten Kameras waren eine Enttäuschung. Die 5-Megapixel-Kamera taugt nicht einmal für Schnappschüsse, meist waren die Motive kaum erkennbar. Selbst in ruhigen Situationen waren die Bilder unscharf und dunkel. Lediglich Fotos von Notizen waren brauchbar. Die 2-Megapixel-Frontkamera ist ähnlich katastrophal. Es hatte den Anschein, als hätte jemand die Linse mit Vaseline eingeschmiert. Wer auf einen derartigen Weichzeichner-Effekt steht, findet womöglich noch Verwendung für die Frontkamera.

Medion hat neben den beiden Hofer-Apps lediglich ein “Media Pack” bestehend aus Foto- und Zeichen-Apps sowie eine Office-Suite von SoftMaker vorinstalliert. Zudem werden Testversionen der Navigationssoftware GoPal OSM und der Antiviren-Software McAfee Security mitgeliefert. All diese Apps lassen sich jedoch ohne Probleme vollständig entfernen. So stehen knapp 11 der 12 nutzbaren Gigabyte zur Verfügung.

Die Oberfläche ist pures Android - leider nur Version 4.4.2 - Medion hat hier keinerlei Modifikationen vorgenommen. Das geht sogar so weit, dass Medion die offizielle Kamera-App von Google nutzt. Auch der Homescreen ist bereits mit allen wichtigen Google-Apps gefüllt, selbst die Notiz-App findet sich hier. Die Stock-Oberfläche ist rasend schnell, das Wechseln zwischen Seiten im App-Launcher sowie auf der Startseite läuft ohne Ruckler oder Hänger ab.

Die wenigen von Medion mitgelieferten System-Apps - ein Datei-Explorer, Tastatur-Verwaltung, Kompass, Update-Programm, Online-Mediathek, Video-Player sowie eine Hintergrund-Sammlung - sind gut gelungen. Lediglich bei der Fernbedienungs-App hätte Medion durchaus auch Profile für Flat-TVs anderer Hersteller mitliefern können - der IR-Blaster ist definitiv nicht nur mit Medion-Geräten kompatibel.

Medion ist mit dem Lifetab S8312 eine Überraschung gelungen. Das Tablet ist hervorragend verarbeitet, kann eine sehr gute Hardware-Ausstattung bieten und spart an den richtigen Enden. Vor allem der Verzicht auf einen eigenen Launcher begeistert, so pures Android bekommt man sonst nur mit einem Nexus-Tablet. Wer nun auf eine perfekte Alternative zum fast eineinhalb Jahre alten Nexus 7 hofft, sollte aber Vorsicht walten lassen. Das günstige Tablet dürfte wohl nur wenige Entwickler von Custom ROMs anziehen. So wird man auf die Updates von Medion angewiesen sein - das gut gelungene Update-Tool gibt aber Hoffnung, dass auch bald Android Lollipop auf dem Hofer-Tablet läuft.

Alternativen in dieser Preisklasse gibt es kaum. Ähnlich groß ist das LG G Pad 8.3, das für rund 200 Euro erhältlich ist. Das Gigaset QV1030 verfügt über einen 10,1 Zoll-Bildschirm und ist mit 170 Euro ähnlich günstig zu haben.

Modell:
Medion Lifetab S8312
Display:
8 Zoll IPS LC-Bildschirm - 1920 x 1200 Pixel (16:10, 283 ppi)
Prozessor:
1,7 GHz Octacore (Mediatek MT6592)
RAM:
2 Gigabyte
Speicher:
16 GB intern (12 GB verwendbar), microSD-Kartenslot
Betriebssystem:
Android 4.4.2
Anschlüsse/Extras:
microUSB, Bluetooth 4.0, WLAN (a/b/g/n), IR-Blaster, USB-OTG-Adapter
Akku:
keine Angabe
Kamera:
5 Megapixel (Rückkamera), 2 Megapixel (Frontkamera)
Videos:
Aufnahme in VGA möglich
Maße:
123 x 217 x 8,7 mm, 360 Gramm
Preis:
176,77 Euro (UVP)

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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