Verbund Eco-Home
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Test

Verbund Eco-Home: Smart Home mit Energiemanagement-Upgrade

Der Strom- und Gasanbieter Verbund steigt mit Eco-Home in das Smart-Home-Geschäft ein. Dabei handelt es sich um eine Nachrüstlösung mit dem Funkstandard Z-Wave. Solche Kits werden auch von anderen Anbietern hergestellt, wie Devolo, Fibaro oder Hauppauge. Das Besondere bei der Lösung von Verbund ist die Integration eines Strommessmoduls, mit der nicht nur der gesamte Stromverbrauch, sondern auch die Einspeisung in Echtzeit gemessen werden kann. User mit Photovoltaikanlage können so bestimmte Geräte dann einschalten, wenn genügend eigener Strom produziert wird. Die futurezone hat Eco-Home ausprobiert.

Starter-Kits

Eco-Home wird in mehreren Bundles angeboten, weitere Module sind im Web Store von Verbund bestellbar. Um 299 Euro gibt es das Starter-Kit „Eco-Home Sicherheit“ mit Zentraleinheit, Messstecker, Mehrfachsensor und Fensterkontakt. In Verbindung mit einem Verbund-Tarif gibt es dasselbe Kit um 199 Euro. Für Besitzer eine Photovoltaikanlage ist das Set „Eco-Home Energiemanagement“ gedacht, das derzeit zum Einführungspreis von 199 Euro angeboten wird. Hier sind die Zentraleinheit, ein Strommesser, das Strommessmodul und ein Fronius Wechselrichter enthalten. Das Strommessmodul soll ab Jänner auch separat als Nachrüst-Option für die anderen Eco-Home-Bundles angeboten werden.

Nach den ersten zwölf Monaten sind für die Eco-Home-Produkte eine monatliche Grundgebühr von 4,99 Euro fällig. Laut Verbund werden damit die Software- und Funktionsupgrades abgedeckt, die kostenlose Kundenhotline und die einstellbaren SMS- und E-Mail-Benachrichtigungen.

Installation

Das Eco-Home-Starter-Kit kann selbst installiert werden und man muss dazu kein Kunde von Verbund sein. Wie bei den anderen Z-Wave-Lösungen wird die Zentraleinheit per Ethernet-Kabel mit dem Router verbunden. Danach folgt die Aktivierung per Web-Interface.

Im Web-Interface werden jetzt Geräte mit der Zentraleinheit verbunden. Die im Starter Kit enthaltenen Geräte werden von Fibaro hergestellt. Im Web-Interface sind in den meisten Geräte-Kategorien beim Einrichtungs-Assistenten ein oder zwei Modelle verschiedener Hersteller vorgeschlagen – es können aber alle Z-Wave kompatiblen Geräte angelernt und Eco-Home eingebunden werden. Das Verbinden mit den Geräten funktionierte im Test schneller als bei Devolos Home-Control. Auch die Reichweite der Heimzentrale von Verbund ist größer als bei Devolo.

Das Strommessmodul muss von einem Techniker montiert werden. Im Gegensatz zu Smart-Meter-Lösungen wird das Modul an den Verteiler/Sicherungskasten geklemmt. Je nach Größe des Kastens kann es darin untergebracht werden oder wird darauf angebracht. Das Modul funktioniert auch mit älteren Sicherungskästen, theoretisch auch mit solchen, die noch aus Holz sind. Lediglich die Drähte sollten mit Kunststoff isoliert sein – alte Leitungen mit Stoffisolierung sind nicht geeignet.

Das Modul verbindet sich automatisch per Powerline mit der Zentraleinheit, die Daten werden über die Stromleitung weitergegeben. Andere Powerline-Geräte werden dadurch nicht beeinflusst oder blockiert.

Die Geräte

Der Messstecker, hergestellt von Fibaro, ist kompakter als der anderer Hersteller. Durch die runde Form passt er in eine Steckleiste, ohne die benachbarten Steckdosen zu blockieren. Ein färbiger LED-Ring zeigt den aktuellen Verbrauch direkt am Strommesser an, die Funktion kann auf Wunsch deaktiviert werden. Über die Steuerung per Browser oder App kann das Gerät, das am Messstecker hängt, an- und abgeschaltet werden.

In der App zeigt der Messstecker den aktuellen Verbrauch an, allerdings nicht mehr als 2500 Watt. Eine Übersicht zeigt zudem den Verlauf des Verbrauchs für den aktuellen und die vergangenen zwei Tage.

Der Mehrfachsensor ist eine Kugel und hat eine Ansteckhalterung dabei, die eine Ausrichtung des Sensors in alle Richtungen erlaubt. Die Halterung kann hingestellt oder per mitgelieferten Schrauben und Dübel an der Wand montiert werden. Der Sensor nutzt eine 123A-Batterie. Er misst die Temperatur und Helligkeit und erkennt Bewegungen. Wird Bewegung erkannt blinkt der Sensor sehr auffällig Rot-Blau. Die Blinksignale des Sensors lassen sich in der Eco-Home-Web-Steuerung derzeit nicht deaktivieren.

Der Fensterkontakt besteht aus zwei Teilen, die beide mit doppelseitigem Klebeband montiert werden. Der eigentliche Kontakt, der auch die 123A-Batterie beinhaltet, wird am Tür- oder Fensterrahmen angebracht. Das kleinere Gegenstück wird möglichst nahe daran am Fenster oder der Tür montiert. Die beiden Komponenten sollten so nahe sein, dass sie sich fast schon berühren – beim Fensterkontakt von Devolo ist ein bisschen mehr Abstand möglich.

Die Steuerung

Die Steuerung von Eco-Home ist ein Web-Interface, das im Browser aufgerufen wird. Derzeit ist die Steuerung noch etwas träge, etwa beim Wechseln der Menüs. Verbund arbeitet an einer Optimierung, die nach Weihnachten wirksam werden soll.

Ist ein Strommessmodul installiert, werden im Menüpunkt „Energie“ der Verbrauch und die Einspeisung nach Tag, Woche, Monat oder Jahr angezeigt. Es können Notizen in den Balkendiagrammen angelegt werden, das Ausdrucken und Exportieren der Werte als cvs-Tabelle ist ebenfalls möglich. An der Bedienung und Darstellung wird noch gearbeitet. Zukünftig soll es möglich sein Einspeise- und Stromtarife einzugeben, um auch die Kosten in Euro anzeigen zu lassen. Eine erweiterte grafische Darstellung mithilfe von HTML5 ist ebenfalls angedacht.

Der Menüpunkt „Control“ ist das Herzstück der Steuerung. Hier werden Geräte hinzugefügt, Gruppierung, Zeitsteuerungen, Szenen und Dienste angelegt, sowie Melder und Zentraleinheiten (falls mehrere vorhanden sind) verwaltet.

Regeln

Bei „Gruppierung“ können etwa alle Messstecker im Wohnzimmer zusammengefasst werden, um die daran angeschlossenen Geräte gleichzeitig ein- oder auszuschalten.

Bei „Zeitsteuerung“ können Regeln angelegt werden, die automatisiert ein- und auf Wunsch abgeschaltet werden. Die Zeitsteuerung kann einmalig, täglich oder wöchentlich genutzt werden. Bisher können nur Geräte und nicht „Melder“ in die Zeitsteuerung aufgenommen werden. Will man in der Zeit zwischen 9 und 16 Uhr automatisiert eine SMS empfangen wenn Bewegung registriert wird, muss dies als ein „Dienst“ mit Zeitbeschränkung angelegt werden. Da ein Dienst immer eine Wenn-Dann-Aktion ist, muss eine Dann-Aktion als Platzhalter angegeben werden. Auch hier will Verbund nachbessern und die Melder in die Zeitsteuerung implementieren.

Bei „Szenen“ kann eine Abfolge von Befehlen eingerichtet werden, die nacheinander ausgeführt werden. So könnte man etwa eine Szene für das Nachhause kommen erstellen, die den Strom von Flat-TV und Receiver im Wohnzimmer aufdreht und über den optional erhältlichen Heizungssteuerknopf die Temperatur in der Wohnung erhöht. Stichwort Temperatur: ein smartes Thermen-Thermostat ist noch nicht in Eco-Home eingebunden, was sich aber 2016 ändern soll.

Melder und Dienste

Erstellen einer Regel im Menü "Dienst"
Im Menü „Melder“ wird eingestellt, ob der Mehrfachsensor und der Tür- und Fensterkontakt Alarm schlagen sollen und ob der User per SMS oder E-Mail informiert wird. Zur Zeit kann nur eine E-Mail-Adresse und eine Telefonnummer hinterlegt werden, da die Eco-Home-Steuerung nur einen User unterstützt. Auch das Management für mehrere User bei Verbund auf der Roadmap für geplante Erweiterungen. Ebenfalls ausständig: Der Mehrfachsensor kann Temperatur und Helligkeit messen, eine Meldung dafür lässt sich aber wiederum nur im Menü Dienste einrichten.

Die bereits zuvor erwähnten „Dienste“ sind Wenn-Dann-Regeln. Hier kann etwa eingestellt werden, dass ein über den Messstecker angestecktes Licht mit Strom versorgt wird, wenn der Mehrfachsensor eine Bewegung registriert. Oder die Heizung wird aufgedreht, wenn die Temperatur zu weit sinkt. Das Strommessmodul kann ebenfalls in die Dienste integriert werden. So könnte man die Waschmaschine einschalten, wenn die Einspeisung einen bestimmten Wert überschreitet. Da die meisten Waschmaschinen aber noch nicht smart sind, ist dies nur mit einem Trick möglich: Man startet den Waschvorgang und deaktiviert das Gerät per Messstecker. Der Trick funktioniert aber nur bei Maschinen, die den Waschvorgang fortsetzen, nachdem sie vom Strom genommen und wieder verbunden wurden.

Angelegte Zeitsteuerungen, Szenen und Dienste werden auf der Landing-Page der Steuerung im Browser angezeigt, damit sie schnell gestartet, bzw. ein- und ausgeschaltet werden können. In der Eco-Home-App für iOS und Android ist die Ansicht für Smartphone-Displays angepasst. In den Untermenüs der Apps können etwa die Messstecker ein- und ausgeschaltet und Szenen und Dienste gestartet werden. Das Erstellen oder Bearbeiten von Szenen und Diensten ist nicht möglich, auch das Menü „Energie“ und die Verbrauchsstatistik der Messstecker ist noch nicht in der App vorhanden.

Fazit

Eco-Home in der Basisversion als „Smart Home zum Nachrüsten“ macht derzeit nicht allzu viel Sinn, zumal etwa die Lösung von Fibaro mehr Funktionen bietet und dafür keine monatlichen Gebühren fällig sind. Spannend wird Eco-Home in Verbindung mit dem Strommessmodul, vor allem für User mit Photovoltaikanlagen. Auch wer Strom nur konsumiert kann in Verbindung mit Strommessmodul und Messstecker effektiv auf die Jagd nach Stromsündern im Haushalt gehen und mit entsprechenden Regeln den Verbrauch automatisiert reduzieren.

Noch spannender wird es, wenn Verbund ein smartes Thermostat in Eco-Home einbindet. Da Verbund auf der Website bereits die Kooperation mit Tado bewirbt, dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis dieser mit Eco-Home verknüpft wird. Wenn Verbund dann ein Komplettpaket aus Eco-Home, Strommessmodul und Tado-Thermostat anbietet, wäre dies eine interessante Lösung, die in diesem Umfang auf dem Markt für Smart-Home-Lösungen zum Nachrüsten eher selten zu finden ist.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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Gregor Gruber

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