Devolo Home Control: Smart Home im Baukasten-Prinzip
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Wenn das Eigenheim nicht von Grund auf als Smart Home konzipiert wurde, kann das Nachrüsten problematisch sein. Je nachdem welchen Standard man wählt, müssen eventuell Kabel verlegt, Schaltkästen installiert oder ein Techniker bestellt werden, der die Ersteinrichtung vornimmt. Genau hier setzt Devolo an. Das deutsche Unternehmen steigt mit Home Control in den zukunftsträchtigen Smart-Home-Markt ein.
Modular
Die Basis bildet das Home Control Starter Paket (199 Euro), bestehend aus Zentrale, Tür/Fenster-Sensor und Messsteckdose. Je nach Bedarf können weitere Module gekauft werden. Dazu zählen Heizkörperthermostat (70 Euro), Raumthermostat (100 Euro), Rauchmelder (52 Euro), Bewegungsmelder (60 Euro), Funkschalter (45 Euro) und Fernbedienung (40 Euro). Eine zusätzliche Messsteckdose kostet 45 Euro, ein Tür/Fenster-Sensor 42 Euro.
Damit dem Smart Home Befehle über Smartphone, Tablet oder Browser gegeben werden können, muss die Zentrale per LAN-Kabel am Internet-Router angesteckt werden. Ein WLAN-Modul wurde leider nicht verbaut. Alternativ kann der Webzugang per Devolos eigenem System dLAN aus der Steckdose kommen. Dazu wird zB. der dLAN 650+ Single (50 Euro) benötigt.
Abgesehen von der LAN-Verkabelung kommt Home Control ohne weitere Kabel und Leitungen aus. Die einzelnen Komponenten funktionieren per Batterie, falls sie nicht ohnehin direkt an der Steckdose hängen. Gebohrt werden muss lediglich beim Rauchmelder und Raumthermostat, um diese Geräte an Wand und Decke zu verschrauben. Für die anderen Home-Control-Geräte werden zwar auch Dübel und Schrauben mitgeliefert, aber das ebenfalls enthaltene, doppelseitige Klebeband, sorgt für einen sicheren Halt.
Einrichten
Home Control nutzt den Funkstandard Z-Wave. Dieser hat in Innenräumen eine Reichweite von bis zu 40 Metern. Dennoch sollte die Zentrale in der Mitte der Wohnung bzw. des Hauses positioniert werden, damit sich alle Räume in Reichweite befinden. Im Test musste die Zentrale deshalb einmal neupositioniert werden. Der ursprüngliche Platz war zwar nur etwa zwölf Meter Luftlinie von der Messsteckdose entfernt, eine dicke Zwischenwand und mehrere Möbel verhinderten aber die Verbindung. Die Zentrale wurde drei Meter näher zur Wand gerückt, das Funksignal erreichte dann alle Geräte.
Nachdem die Zentrale in Betrieb ist, richtet man über den Browser die Komponenten ein. Dies ist aufgrund der Schritt-für-Schritt-Anleitungen mit Videos relativ unkompliziert. Nur beim Fenstersensor und dem Bewegungsmelder (die im Grunde dieselben Geräte sind) waren mehrere Anläufe nötig. Beide Geräte weigerten sich mehrmals in den Verbindungs-Modus zu wechseln, obwohl alles nach Anleitung gemacht wurde.
Regeln und Szenen
Sind alle Geräte hinzugefügt, können sie über den Browser konfiguriert werden. In der Übersicht ist der Status der Geräte und Batteriezustand zu sehen. In der Kategorie „Nachrichten“ kann eingestellt werden, ob man E-Mail und SMS zu bestimmten Ereignissen, etwa wenn der Feueralarm ausgelöst wird oder die Batterie in einem Gerät leer wird, empfangen möchte. Lästig ist, dass als E-Mail-Empfänger nur die Adresse angegeben werden kann, mit der man das Konto erstellt hat. Will man die Adresse ändern, muss man dies in den Kontoeinstellungen machen. Will man Nachrichten an eine zweite E-Mail-Adresse bzw. Telefonnummer schicken, muss ein neuer User mit dieser Mail-Adresse einrichten.
Die Zeitsteuerung, Szenen und Regeln werden per simplen Drag-and-Drop und nach dem Prinzip „wenn Fall A eintritt, wird Aktion B ausgelöst“ eingerichtet. So kann etwa jeden Tag um 06:30 der Strom für die Kaffeemaschine eingeschaltet und der Heizkörper im Bad aufgedreht werden. Sinkt die Temperatur unter Tags zu stark, wird eine Warn-SMS geschickt und man kann per App die Heizkörper höherdrehen. Drückt man beim Verlassen des Hauses den Funkschalter, werden die elektronischen Geräte abgeschaltet und die Temperatur heruntergefahren. Oder man stellt ein, dass wochentags von 8 bis 18 Uhr, eine SMS geschickt wird wenn der Bewegungsmelder im Vorzimmer anspringt und gleichzeitig das Radio und die Stehlampe im Wohnzimmer eingeschaltet wird.
Einige Geräte bringen für die Regeln zusätzliche Parameter mit. Die Messsteckdose kann etwa ausgeschaltet werden, wenn die Leistung eine bestimme Watt-Anzahl erreicht, unter- oder überschreitet. Es ist auch möglich Regeln mit einer Zeitdauer zu versehen, damit sich etwa die Messsteckdose und das damit verbundene Licht nach 30 Sekunden ausschaltet, nachdem der Bewegungsmelder ausgelöst wurde.
Ausbaufähig
Zu beachten ist, dass, je nach Wohnsituation und gewünschten Anwendungen, manche Home-Control-Geräte mehrfach gekauft werden müssen. Will man elektrische Geräte in verschiedenen Zimmern ein- und ausschalten, braucht man mehrere Messsteckdosen. Soll die Temperatur in mehreren Zimmern gesteuert werden, ist für jeden Heizkörper ein Heizkörperthermostat nötig. Zudem sollte man vor dem Kauf überprüfen, ob die Anschlüsse am Heizkörper für das Thermostat geeignet sind.
Auch ist Home Control noch nicht in der Lage, dass Zuhause komplett smart zu machen. Das Wandthermostat kann nicht direkt mit der vorhandenen Heizanlage verbunden werden. Auch die normale Deckenbeleuchtung kann derzeit nicht mit Home Control gesteuert werden. Mit der Messsteckdose können zwar Wand- und Stehlampen kontrolliert werden, aber die Hauptbeleuchtung bleibt „dumm“.
Erweiterung und Bugfixes
Denkbar wäre, dass Devolo künftig smarte LED-Lampen anbieten wird, ähnlich wie Philips Hue. Konkrete Pläne dazu hat das Unternehmen noch nicht genannt. Devolo will aber in den nächsten Monaten weitere Module veröffentlichen, mit denen Home Control ausgebaut werden kann. Auch eine Integration von Devolos Indoor-Überwachungskamera LiveCam ist angedacht.
An der Behebung von kleinen Bugs in der Steuerung mittels Browser und App wird ebenfalls gearbeitet. Im Test stürzte die Android-App manchmal ab, brauchte lange zum Einloggen und zeigte bei einen der zwei Test-Handys alle Geräte doppelt an. Die iOS-App für das iPad war stabiler. Die Steuerung per Browser ist am schnellsten, musste aber gelegentlich geschlossen und neu geöffnet werden, wenn mehrere Stunden keine Interaktion stattfand.
Home Control bietet einen verhältnismäßig günstigen Einstieg in die Smart-Home-Welt und kann schon jetzt praktisch eingesetzt werden – sofern man die nötige Fantasie hat. Home Control erinnert in diesem Bezug ein wenig an Elektronik-Experimentierkästen für Kinder: Als Technik-Begeisterter macht es Spaß zu tüfteln, wie man Geräte, Regeln und Zeitsteuerung kombinieren kann. Und das innere Kind freut sich, wenn das Experiment gelingt und nur ein Schalterdruck, Fingertipper am Smartphone oder das Öffnen einer Türe eine ganze Kette von Aktionen in Gang setzt.
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