© Stephane Corvaya, ESA

Europa

Erste Galileo-Satelliten starten ins All

Die EU-Kommission sieht den für Donnerstag dieser Woche geplanten Start der ersten zwei von insgesamt 30 Satelliten des europäischen Satelliten-Navigationssystems Galileo vom europäischen Weltraumbahnhof Kouro in Französisch-Guyana mittels russicher Sojus-Raketen als „Jungfernflug“. Experten der EU-Kommission erklärten am Dienstag in Brüssel, Europa sei damit einen Schritt näher an einem eigenen Satelliten-Navigationssystem herangerückt.

Zu den Kosten hieß es, dass zu den bisher aufgewendeten fünf Milliarden Euro von 2014 an jährlich bis 2020 noch einmal je eine Milliarde Euro pro Jahr aufgewendet werde. Was die Finanzierung nach 2020 betrifft, könnten noch keine Zahlen genannt werden. Das Projekt ist umstritten, weil es im Zeitplan hinterherhinkt und teurer als geplant wird.

Dass statt der ursprünglich vier Satelliten nun beim Start nur zwei ins All katapultiert werden, liege darin begründet, dass Sojus nicht mehr aufnehmen könne. Mit Ariane könnten es dann aber später vier Satelliten bei einem Start sein. Auf Probleme mit dem chinesischen System in Bezug auf Frequenzen angesprochen, bestätigten Experten der Kommission, dass es ein „gewisses Risiko der überlappenden Frequenzen“ gebe. Allerdings sei die EU nahe an einer Vereinbarung mit China, um dies zu regeln.

Konkurrenz zu GPS
Mit Galileo will die EU dem marktbeherrschenden US-Navigationssystem GPS (Global Positioning System) und dem russischen GLONASS ein eigenes System entgegensetzen und damit Unabhängigkeit erlangen. Im Gegensatz zu seinen vom Militär kontrollierten amerikanischen und russischen Pendants wird Galileo aber nur für zivile Zwecke zum Einsatz kommen und damit das erste System sein, das für den nichtmilitärischen Einsatz konzipiert ist.

In einer Höhe von rund 23.200 Kilometern sollen später einmal 27 operative und drei Reserve-Satelliten in einer Größe von etwa 2,7 mal 1,2 mal 1,1 Metern - plus Solarpaneele mit einer Spannweite von 13 Metern - die Erde umkreisen. Von dort aus senden sie mit einer Leistung von je 50 Watt ihre Position und - von Atomuhren präzise ermittelte - Uhrzeit zur Erde. Das Empfangsgerät, etwa ein „Navi“, berechnet, wie lange die Signale unterwegs waren und ermittelt so den eigenen Standort. Je mehr Satelliten in Reichweite sind, desto genauer ist die Peilung - gebraucht werden die Signale von mindestens vier Satelliten, genutzt werden in der Regel sechs bis acht Satelliten.

Seitens der Kommission wurde betont, dass Galileo genauer und flexibler als GPS sei. Es bestehe aber Kompatibilität zwischen beiden Systemen. Mit den vorhandenen Gerätschaften gebe es keine Empfangsschwierigkeiten, 95 Prozent wären dafür schon jetzt bereit. Die Positionsbestimmung werde künftig im Meter-Bereich möglich sein. Dies kann von verschiedenen Diensten genutzt werden, darunter ein sicherheitskritischer Dienst etwa zur Flugsicherung, Dienste für Rettungs- und Polizeieinsätze wie auch ein kostenloser „offener Dienst“.

Mehr zum Thema

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare