Happylab: “Kuchen kann man nicht ausdrucken“
Happylab: “Kuchen kann man nicht ausdrucken“
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Happylab: “Kuchen kann man nicht ausdrucken“

Happylab: “Kuchen kann man nicht ausdrucken“

Versteckt in den Tiefen des zweiten Wiener Gemeindebezirkes findet sich seit einem Jahr ein Ort, der Technikfreaks und Hobbybastlern auf 250 Quadratmetern alles bietet, was das Herz begehrt. Im HappyLab, dem ersten österreichischen FabLab, werden seinen Mitgliedern neben Raum auch eine Vielzahl an Hightechgeräten und Werkzeug zur Verfügung gestellt. So findet sich neben einem Lasercutter auch eine CNC-Fräsmaschine und ein 3D-Scanner. Das Herzstück bildet aber der professionelle 3D-Drucker, der Objekte mit Ausmaßen von bis zu 20x20x30 Zentimeter „ausdrucken“ kann.

Kreatives RepertoireDas umfangreiche Angebot regt durchaus die Kreativität der Mitglieder des HappyLab zu Höchstleistungen an, wie eine Ausstellung einiger Mitglieder-Projekte auf der Einjahresfeier zeigte. So reicht die Palette von einfachen Objekten wie gravierten Gläsern, Babykleidung und Stempeln mit dem beliebten Like-Button hin zu komplexen, elektronischen Projekten wie einem Heliostaten. Ein Heliostat soll das Sonnenlicht immer auf den selben Punkt reflektieren, unabhängig von der Sonnenposition. Derartige Heliostaten werden üblicherweise in Solarturmkraftwerken in Spanien zur Energiegewinnung eingesetzt, das Projekt von Hannes Hassler jedoch wurde von einer bulgarischen Künstlerin zur Beleuchtung verwendet. Das Projekt „Solid Light“ wurde auf der Kunsthochschule für Medien in Köln ausgestellt.

Vorsorge für die ZukunftDerartige Projekte sind keine Seltenheit im HappyLab: Im hauseigenen Wiki finden sich unzählige Projekte der Mitglieder, die für nicht-kommerzielle Zwecke dokumentiert sind. Damit diese Flut an Kreativität nicht abreißt, veranstaltet das HappyLab regelmäßig Workshops für Kinder und Jugendliche. Unter dem Titel „Laubsägen war gestern!“ wird versucht, Kindern im Alter von zehn bis 14 Jahren den spielerischen Umgang mit neuen Technologien beizubringen. Die Workshops sind regelmäßig ausgebucht und sind nur eines der vielen Standbeine des HappyLab.

Keine MassenfertigungDenn auch Firmen haben Zugang zu den Kapazitäten des HappyLabs. Die Mitgliedsbeiträge sind auch dementsprechend höher – statt lediglich drei Euro müssen Firmen 20 Euro pro Monat bezahlen. Dieses Angebot nehmen verstärkt Designer in Anspruch, die mit Hilfe des 3D-Druckers Prototypen fertigen und testen. Massenfertigung sei ohnehin mit den verfügbaren Mitteln nicht möglich, sagt Karim Jafarmadar.

futurezone: Wie ist das Projekt Happylab eigentlich entstanden?Jafarmadar: Es hat sich einfach so ergeben. Wir haben mit Robotik-Projekten wie der RobotChallenge angefangen. Das hat recht klein begonnen mit ein paar Robotern in der Schule und hat sich dann mit dem Roboter-Segelprojekt gesteigert. Dann haben wir aber gesagt: Jetzt bräuchten wir eigentlich eine Werkstatt für uns, in der wir an unseren Projekten arbeiten könnten. Zu diesem Zeitpunkt haben wir bereits einen Verein gehabt, der sich mit solchen Robotik-Projekten beschäftigt hat. Als Verein haben wir dann eine Werkstatt angemietet. Wir haben dann gesehen, dass das viele andere auch brauchen könnten und sehr viele Mitglieder nur wegen der Werkstatt dazugekommen sind. Dort haben wir erst bemerkt: das ist ja eigentlich ein FabLab, daher haben wir dann auch begonnen uns in diese Szene zu integrieren und von anderen ähnlichen Projekten zu lernen.

Worin liegt eigentlich der Unterschied zwischen einem FabLab und einem Hackerspace?Eigentlich sind sich die beiden sehr ähnlich. Die Idee zum FabLab kommt ja ursprünglich vom MIT, von Neil Gershenfeld, der die Idee hatte diese modernen Produktionsmaschinen, wie 3D-Drucker oder CNC-Fräsmaschinen, die mittlerweile recht günstig geworden waren, in die Hände von allen zu geben – quasi günstige Labors für alle. In seiner Vorlesung „How to make (almost) anything“ am MIT hat er dann beobachtet, was seine Studenten mit den Maschinen taten. Hackerspaces sind genau umgekehrt entstanden. Zuerst gab es den Space und erst dann sind nach und nach Maschinen dazugekommen. Natürlich sind sich die beiden Konzepte sehr ähnlich, aber in vielen Hackerspaces steht eher die Software im Vordergrund, während das in FabLabs eher nicht der Fall ist. Allerdings ist auch das in jedem FabLab anders.

Kostengünstige 3D-Drucker wie der RepRap und der Makerbot erfreuen sich zur Zeit großer Beliebtheit – die Geräte sind sogar in der Lage sich selbst zu replizieren, indem man alle Bauteile „ausdruckt“. Bietet ihr euren Mitgliedern solche Kits an?Einige unserer Mitglieder haben bereits RepRaps für sich selbst zusammengebaut. Wir verkaufen selbst keine Kits, haben aber schon darüber nachgedacht einen eigenen RepRap zu kaufen, da unser 3D-Drucker immer sehr stark ausgelastet ist.

In der ZDF-Sendung „Der elektrische Reporter“ wurde vor kurzem eine Zukunftsvision ausgestrahlt, in der 3D-Drucker ebenso weit verbreitet waren wie herkömmliche Drucker – ist das realistisch?Ich glaube wir sind noch sehr weit entfernt davon. Die 3D-Drucker, die es zur Zeit gibt, sind doch noch ein wenig Spielerei. Man kann sich zwar kleinere Objekte ausdrucken, aber nicht pauschal sagen: Ich drucke mir alles aus, was ich im Alltag brauche. Selbst wenn die Drucker jetzt noch günstiger werden sollten, wäre ich durch das verfügbare Material immer noch stark eingeschränkt. Auch wenn es für einige Geräte bereits Erweiterungen für andere Materialien wie Schokolade gibt – ich bin immer auf ein Material beschränkt. Man kann zum Beispiel keinen Teller mit einem Kuchen darauf ausdrucken.

Abgesehen von einem zweiten 3D-Drucker - Welche Erweiterungen plant ihr sonst noch für das Happylab?Das ist natürlich immer eine Finanzierungsfrage. Wir versuchen grundsätzlich immer auf dem Laufenden zu bleiben und dementsprechend neue Geräte zu beschaffen – allerdings passiert das meist im Rahmen von Projekten, für die die Geräte benötigt werden und die die Anschaffung finanzieren. Und natürlich müssen wir auch für die regelmäßige Wartung der anderen Geräte sorgen. Eine große CNC-Maschine wäre natürlich nett, aber wir hätten auch gerne einen besseren 3D-Scanner.

Bei der Eröffnung hieß es noch, dass der Betrieb zumindest bis Ende 2011 gesichert sei - Wie steht es heute um die Finanzierung des HappyLab?Wir sind eigentlich ziemlich zuversichtlich. Der derzeitige Finanzierungsplan sieht vor, dass das Projekt sich mittelfristig selbst trägt. Zur Zeit wird noch einiges mittels Subventionen finanziert, allerdings wird der Anteil dieser Gelder immer stärker reduziert. Auch bei den Mitgliedsbeiträgen haben wir einige kleine Anpassungen vorgenommen – allerdings sind die Mitgliedschaften ab drei Euro pro Monat immer noch leistbar.

Wie fällt ihr persönliches Resume nach einem Jahr HappyLab aus?Ich war doch recht überrascht vom starken Wachstum der Mitgliederzahl – von anfangs knapp 100 Mitgliedern sind wir auf mehr als 350 Mitglieder gewachsen. Umso überraschender war es für mich, dass es hier in der Werkstatt so harmonisch abläuft und jeder seinen Arbeitsplatz zusammenräumt. Lästig war natürlich die ständige Suche nach Geldgebern – jeder fand das Projekt super, aber die meisten haben einfach gesagt, sie hätten kein Geld dafür.

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Was ist ein FabLab?2002 begründete Neil Gershenfeld am MIT mit „How to make (almost) anything“ die Idee des freien Zugangs zu Produktionsmaschinen. Er stellte seinen Studenten Maschinen wie CNC-Fräsen und 3D-Drucker zur Verfügung und ließ sie frei arbeiten. Das Konzept des FabLabs hat sich seither rasend verbeitet: Weltweit gibt es derzeit knapp 40 FabLabs, davon befinden sich allein im deutschsprachigen Raum neun. Die FabLabs haben auch zu einem Boom von „selbstreplizierenden Maschinen“, wie dem kostengünstigen 3D-Drucker RepRap, geführt.

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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