Air Force will Windräder in der Nähe ihrer Atomraketen verbieten
Die unterirdischen Atomraketen-Silos der USA sind laut Air Force in Gefahr. Nicht etwa durch schwebende chinesische Spionageballone, sondern durch Windturbinen, die immer näher an die Standorte heranrücken. Der US-Kongress soll daher verhindern, dass Windparks zu nahe an den Anlagen gebaut werden.
Die Silos befinden sich meist kaum erkennbar unter riesigen privaten Ackerflächen. Zu erkennen sind nur kleine, rechteckige Grundstücke, die durch einen Maschendrahtzaun abgesichert sind. Darin befinden sich einige Antennen und eine tonnenschwere Silotür aus Beton, die die Rakete verbirgt.
Windräder verursachen Turbulenzen
Solche weiten Ackerflächen eignen sich aber auch für Windparks, die erneuerbare Energie herstellen. Immer mehr Windkraftanlagen werden in den USA errichtet. Die größten dieser Anlagen sind mehr als 150 Meter hoch (Nabenhöhe). Hinzu kommt noch der Rotor, der an der Nabe befestigt ist. Der höchste Punkt dieser Windräder ist somit mehr als 200 Meter über dem Boden.
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Das stellt für militärische Hubschrauberpilot*innen ein Problem dar. Wird bei einem Standort ein Alarm ausgelöst, müssen diese mit Sicherheitsteams an Bord so schnell wie möglich zum Silo fliegen. Windkraftanlagen in der Nähe der Atomraketen-Silos stellen für die Hubschrauber ein Sicherheitsrisiko dar.
"Ein Feld von Windturbinen kann sich über Meilen erstrecken", sagt Chase Rose, Flugingenieur auf der Malmstrom Air Force Base in Montana, gegenüber der Presseagentur AP. "Sie sind monströs und dann drehen sich an ihnen auch noch gigantische Flügel. Das ist nicht nur ein physisches Hindernis, sondern diese Turbinen verursachen auch Turbulenzen. Das kann für uns sehr gefährlich sein, wenn wir ins Gebiet hineinfliegen. Es ist eine sehr komplexe Situation, wenn man damit zu tun hat."
Windradverbot im Umkreis von 3,7 Kilometer
Die Air Force fordert daher den Kongress dazu auf, ein Windradverbot im Radius von 3,7 Kilometer (2 nautische Meilen) rund um die Silos durchzusetzen. Der Vorschlag wird zwar von der Windenergie-Industrie unterstützt, jedoch warnen sie vor einem pauschalen Gesetz. Es gibt nämlich 450 Atomrakten-Silos in den USA, und jedes erfordere eine standortspezifische Einschätzung.
Bereits bestehende Windkraftanlagen wären von der neuen Regelung nicht betroffen, es sei denn, ein Unternehmen beschließt, bestehende Anlagen gegen größere auszutauschen. 46 der 450 Standorte seien laut Air Force bereits "stark" beeinträchtigt. Stark bedeutet, dass mehr als die Hälfte der möglichen Flugrouten zum Landeplatz aufgrund von Hindernissen nicht nutzbar sind.
Die Luftwaffe will nicht den Eindruck erwecken, gegen erneuerbare Energie zu sein. Man arbeite weiterhin mit Partnern aus der Energiebranche zusammen, um sicherzustellen, dass der Bedarf des Landes an grüner Energie gedeckt wird. Es gehe vielmehr um die nukleare Sicherheit des Landes.
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Minuteman III
In den Silos befindet sich ballistische Raketen mit Nuklearsprengköpfen, die LGM-30G Minuteman III. Sie ist das Grundgerüst der atomaren Streitkräfte der USA. Sie ist derzeit die einzige landgestartete ballistische Interkontinentalrakete, die die USA betreiben.
Die Minuteman III wurde konzipiert, um innerhalb von Minuten gestartet zu werden. Deshalb werden sie mit Atomsprengköpfen bestückt in Startsilos gelagert. Da sie einen Festtreibstoff haben, können sie betankt bereitstehen und müssen nicht erst mit Flüssigtreibstoff befüllt werden.
Derzeit besitzen die USA 400 Minuteman IIIs, die in Silos bereitstehen. Zusätzlich gibt es eine Reserve mit 50 „warmen“ Silos. Diese sind nicht mit Minuteman III bestückt, werden aber gewartet, um bei Bedarf genutzt werden zu können.
Gewaltige Zerstörungskraft
Die Minuteman III wird von Boeing gebaut. Sie ist 18,3 Meter lang und wiegt 36 Tonnen. Sie hat eine Reichweite von 14.000 Kilometern. Einen Teil des Fluges legt die ballistische Interkontinentalrakete im Weltraum zurück, wo sie Geschwindigkeiten bis zu Mach 23 erreicht. Die maximale Flughöhe beträgt 1.100 Kilometer.
Obwohl die Minuteman III MIRV-kompatibel ist, also Mehrfachsprengköpfe tragen kann, ist sie derzeit mit Einfachsprengköpfen bestückt. Diese sind entweder der W78 (350 Kilotonnen) oder W87 (475 Kilotonnen). Zum Vergleich: Die Atombombe von Hiroshima hatte 13 Kilotonnen Sprengkraft. Bis zu 80.000 Menschen starben sofort. Samt Spätfolgen wird die Opferzahl auf bis zu 166.000 Menschen geschätzt.
Die Minuteman III wurde 1970 in Dienst gestellt. Nachfolgerin wird die LGM-35A Sentinel. Sie soll von 2029 bis 2075 alle Minuteman III ablösen. Insgesamt wollen die USA 86 Milliarden US-Dollar für das Sentinel-Programm ausgeben.