Symbolbild: Start einer Minuteman III

Symbolbild: Start einer Minuteman III

© APA/AFP/US AIR FORCE/CLAYTON WEAR / CLAYTON WEAR

Militärtechnik

Test von Atomrakete läuft schief: Air Force zerstört Minuteman III im Flug

Die USA mussten einen Testflug einer LGM-30G Minuteman III aus Sicherheitsgründen abbrechen. Deshalb wurde sie mittels Selbstzerstörung im Flug vernichtet. Die USA sprechen davon, dass die Interkontinentalrakete „safely terminated“ wurde.

Für die Interkontinentalraketen ist die US Air Force zuständig. Der Start fand am 1. November in der Vandenberg-Basis statt, die mittlerweile eine Basis der US Space Force ist. Die Minuteman III wurde von einem Testsilo gestartet.

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„Während des Fluges trat eine unerwartete Anomalie auf“, schreibt die US Air Force in einer Stellungnahme. Man analysiere jetzt die Daten, um herauszufinden, was die Anomalie verursacht hat.

In einer Langzeitaufnahme des Astrofotografen Jonathan Murphy ist die Flugbahn der Minuteman III nach dem Start zu sehen. Darauf ist zu erkennen, dass sie einen Schwenk nach oben macht.

Ein anderer User hat die Phasen des Fluges anhand des Fotos hervorgehoben. Die Minuteman III ist eine 3-stufige Rakete. Auf dem Foto ist die Trennung der ersten 2 Stufen zu erkennen. Danach macht die dritte Stufe ein Flugmanöver nach oben. Nicht klar ist derzeit, ob die Kurskorrektor eine Folge der Anomalie ist, oder bereits Teil des Selbstzerstörungsvorgangs.

Die Rakete wurde über dem Pazifik zerstört. Weil es ein geplanter Testflug war, war sie nicht mit einem atomaren Gefechtskopf bestückt. Es ist nicht der erste Zwischenfall mit einer Minuteman III. 2021 musste ein Test schon am Boden abgebrochen werden. 2018 und 2011 wurden Tests im Flug abgebrochen und die Raketen über dem Pazifik zerstört.

Minuteman III ist das Herzstück der US-Kernwaffenstrategie

LGM-30G Minuteman III ist das Grundgerüst der atomaren Streitkräfte der USA. Sie ist derzeit die einzige landgestartete ballistische Interkontinentalrakete, die die USA betreiben. Bei ihrer Entwicklung wurde der Minuteman so viel Wichtigkeit beigemessen, dass während des Kalten Kriegs sogar überlegt wurde, auf atomare Bomber zu verzichten. Die Bomber seien anfällig für Boden-Luft-Raketen und zu teurer. In den 70er-Jahren kostete eine Minuteman III 7 Millionen US-Dollar – ein B-1-Bomber 200 Millionen.

Die Air Force konnte sich schließlich durchsetzen und durfte weiterhin Bomber anschaffen. Die USA adaptieren die „nukleare Triade“. Sie besteht aus:

  • Flugzeugen mit Kernwaffen (Bomben und Marschflugkörper)
  • Bodengestartete Interkontinentalraketen
  • U-Boote mit Atomraketen

400 Atomraketen stehen startbereit in Silos

Die Minuteman III wurde konzipiert, um innerhalb von Minuten gestartet zu werden. Deshalb werden sie mit Atomsprengköpfen bestückt in Startsilos gelagert. Da sie einen Festtreibstoff haben, können sie betankt bereitstehen und müssen nicht erst mit Flüssigtreibstoff befüllt werden.

Derzeit besitzen die USA 400 Minuteman IIIs, die in Silos bereitstehen. Zusätzlich gibt es eine Reserve mit 50 „warmen“ Silos. Diese sind nicht mit Minuteman III bestückt, werden aber gewartet, um bei Bedarf genutzt werden zu können.

14.000 Kilometer Reichweite

Die Minuteman III wird von Boeing gebaut. Sie ist 18,3 Meter lang und wiegt 36 Tonnen. Sie hat eine Reichweite von 14.000 Kilometern. Einen Teil des Fluges legt die ballistische Interkontinentalrakete im Weltraum zurück, wo sie Geschwindigkeiten bis zu Mach 23 erreicht. Die maximale Flughöhe beträgt 1.100 Kilometer.

Obwohl die Minuteman III MIRV-kompatibel ist, also Mehrfachsprengköpfe tragen kann, ist sie derzeit mit Einfachsprengköpfen bestückt. Diese sind entweder der W78 (350 Kilotonnen) oder W87 (475 Kilotonnen). Zum Vergleich: Die Atombombe von Hiroshima hatte 13 Kilotonnen Sprengkraft. Bis zu 80.000 Menschen starben sofort. Samt Spätfolgen wird die Opferzahl auf bis zu 166.000 Menschen geschätzt.

Die Minuteman III wurde 1970 in Dienst gestellt. Nachfolgerin wird die LGM-35A Sentinel. Sie soll von 2029 bis 2075 alle Minuteman III ablösen. Insgesamt wollen die USA 86 Milliarden US-Dollar für das Sentinel-Programm ausgeben.

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