Alexa, Siri und Google haben mit Dialekten noch Probleme
Für Norddeutsche und andere Dialektsprecher, die ausnahmsweise mal in Plauderlaune sind, ist Siri nichts. Siri, wollen wir mal klönen? - bei dieser Frage muss die smarte Spracherkennung von Apple passen. Auch Amazons Alexa reagiert verwirrt. Überhaupt haben es Siri, Alexa und der Google Assistant in Smartphones oder Lautsprechern mit norddeutschen Ausdrücken und Plattdeutsch nicht so. Fragt man Siri etwa, wo es die nächsten Brötchen gibt, erscheint sofort eine Karte mit den Bäckereien in der Umgebung. Bei der Frage eines Hamburgers nach Rundstücken muss der Sprachassistent dagegen passen. Der Google Assistant im Smartphone verweist da wenigstens auf einige Zeitungsartikel, in denen das Wort vorkommt.
Auch die Frage nach Plüschmors - dem norddeutschen Wort für Hummel - kann Alexa nicht beantworten. Beim Peterwagen ist Alexa dümmer als die Polizei erlaubt, Siri verweist immerhin auf Wikipedia-Einträge zum Polizeiwagen. Das ursprünglich für kleine Kinder verwendete plattdeutsche Kosewort Schietbüdel lässt die Assistenten ratlos zurück. Und auch in vielen anderen Fällen kommen ausweichende Antworten oder manchmal ein: Das weiß ich leider nicht. Besser klappt das Gespräch mit einem freundlichen Moin Moin. Hier kommt bei Siri prompt ein Hallo oder auch mal ein Hi zurück. Alexa antwortet mit Moin, Moin. Google merkt bei einem späten Moin Moin an, dass es bereits abends ist und reagiert mit der genauen Uhrzeit.
Habe die Ehre
Auch bei anderen
Dialekten gibt es Aussetzer. Ich arbeite noch an Oachkatzlschwoaf, antwortet Siri - gefragt, ob sie Dialekt sprechen kann. Ganz flüssig klingt die bairische Vokabel für den Eichhörnchenschwanz tatsächlich noch nicht. Einiges haben die Macher der Spracherkennung bei Apple aber schon programmiert: Aus dem bairischen Buidl etwa wird erfolgreich Bild.
Sächsisch versteht Siri recht problemlos. Alexa reagiert passend auf die auf Fränkisch gestellte Frage Wie spät is es edzerdla? (Wie spät ist es gerade?). Auf die in Niederbayern gängige Formulierung Habe die Ehre antwortet Alexa entzückt, sie habe auch die Ehre und freut sich einen Monolog lang, wie höflich man sich ausdrücke.
Ist Dialekt also kaum noch eine Herausforderung für die Technik von heute? Nun ja. Hinterfotzig scheut sich Siri offenbar zu übersetzen - und macht daraus wahlweise hinter 40 oder Vorzüge. Wer sich fränkisch von Alexa mit adele im Sinne von tschüss verabschiedet, bekommt keinen schönen Tag gewünscht, sondern Songtitel der Sängerin Adele vorgeschlagen. Bei lernenden Systemen gibt es einen Toleranzbereich, sagt Sprachwissenschaftler Lars Bülow von der Universität Passau, der an Tests von Sprach-Dialog-Systemen im Automotive-Bereich mitgewirkt hat. Regional gefärbte Alltagssprache mit rollendem R oder dumpfem A mache der Technik meist keine großen Probleme.
Dothraki
Zu berücksichtigen seien aber lexikalische Varianten - also unterschiedliche Wörter für denselben Begriff - sowie akustische und grammatikalische Variationen, erklärt Bülow. Allein Deutschland lasse sich bei der Unterscheidung von Dialekten in 40 bis 50 kleinräumige Regionen unterteilen. Die Frage ist, wie sensibel soll programmiert werden? Interessant wäre da natürlich ein Blick hinter die Kulissen. Doch Google möchte sich nicht äußern. Amazon antwortet auf mehrfache Nachfrage nicht. Und auch Apple mag sich beim Thema Dialekte/Spracherkennung nicht in die Karten gucken lassen. Ein Sprecher verweist lediglich darauf, dass in den Einstellungen des iPhones Sprachvarianten wie Deutsch (Österreichisch) und Deutschland (Schweiz) ausgewählt werden können.
Klar ist: Den ein oder anderen Scherz haben sich die Programmierer erlaubt: Fragt man Siri, ob sie Dialekt sprechen kann, bekommt man als Antwort: Mein Dothrakisch ist gar nicht mal so schlecht, worüber Game-of-Thrones-Fans schmunzeln dürften. Der Google Assistant antwortet auf die Frage, ob er Plattdeutsch spricht: Für Plattdeutsch bin ich noch zu lütt, das muss ich erst noch lernen.