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ALTIUS-700M: Panzerknackende "lauernde Waffe" erstmals scharf getestet

Das amerikanische Rüstungsunternehmen Anduril Industries hat seine ALTIUS-700M getestet. Erstmals wurde die Loitering Munition (lauernde Waffe) mit einem scharfen Gefechtskopf ausgestattet. Der Test fand schon im Vorjahr statt, das Video mit dem zerstörerischen Resultat wurde jetzt veröffentlicht:

Als Ziel wurde ein Modell eines Buk-M1-2 gewählt. Aus dem Video und den Informationen von Anduril geht nicht hervor, wie präzise das russische Luftabwehrsystem nachgebaut wurde – vor allem dessen Panzerung. Die Zerstörungskraft in dem Video könnte deshalb größer aussehen, als sie wäre, wenn ein echtes Buk-M1-2 getroffen wird.

Das wäre durchaus im Interesse von Anduril, denn ALTIUS-700M wird eben mit dem Argument beworben, dass es besonders effektiv gegen Panzer sein soll. Dazu hat es einen Gefechtskopf mit 15 Kilogramm Gewicht. Laut Anduril ist die Zerstörungskraft mit der amerikanischen Rakete AGM-114 Hellfire vergleichbar.

Die Hellfire wird primär von Kampfhubschraubern und Drohnen, wie die MQ-1 Predator und MQ-9 Reaper, eingesetzt. In der aktuellen Version soll die Zerstörungskraft der Hellfire groß genug sein, um auch moderne Kampfpanzer mit Reaktivpanzerung zu vernichten.

ALTIUS-700M kann in der Luft und am Boden gestartet werden

Im Gegensatz zur Hellfire wird die ALTIUS-700M aber nicht in Sichtlinie auf das Ziel abgefeuert. Als Loitering Munition ist das System als eine Weiterentwicklung einer Kamikaze-Drohne zu sehen.

Sie kann entweder aus der Luft oder vom Boden aus gestartet werden. Sie hat eine Reichweite von 160 Kilometern und maximal 75 Minuten Flugzeit. Die Idee ist, dass sie in ein Zielgebiet geschickt wird und dort kreist, bis ein Ziel entdeckt wird. Das funktioniert weitestgehend autonom.

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Wird ein Ziel gefunden, wird die Soldat*in darüber informiert. Diese entscheidet, ob das Ziel angegriffen wird. Wird der Befehl gegeben, steuert ALTIUS-700M selbstständig ins Ziel. Das ist der Hauptunterschied zu den derzeit weitverbreiteten Kamikaze-Drohnen. Diese werden meist direkt von Menschen ins Ziel gesteuert.

ALTIUS-700M

Noch nicht vollkommen autonom

Anduril betont, dass die finale Angriffsfreigabe immer von einem Menschen kommen muss. Es werde das Man-in-the-Loop-Prinzip genutzt.

Man muss aber keine Rüstungsexpert*in sein, um zu wissen, dass Entwicklungen und Bestrebungen von Rüstungskonzernen und Armeen Richtung KI gehen. Zukünftig wird Loitering Munition autonom Ziele angreifen und auch Anduril wird entsprechender Technologie forschen.

Loitering Munition mit Schwarm-Fähigkeiten

Der Vorteil von Loitering Munition ist, dass das Ziel nicht von Radar erkannt oder mit einem Laser markiert werden muss, wie es bei den meisten gelenkten Panzerabwehrraketen der Fall ist. Im Vergleich zu normalen Kamikaze-Drohnen kann eine Soldat*in auch mehrere Loitering Munitions kontrollieren, weil die eben automatisch fliegen und nur Grundbefehle benötigen, statt eine permanente Fernsteuerung.

Anduril zufolge hat die ALTIUS-700M Schwarm-Fähigkeiten und kann auch mit der unbewaffneten Aufklärungsdrohne ALTIUS-700 zusammenarbeiten. Diese ist wiederverwendbar, hat eine höhere Flugzeit und könnte etwa patrouillieren. Entdeckt sie ein Ziel, teilt sie das der Soldat*in mit, die daraufhin eine oder mehrere ALTIUS-700M startet und diesen die Ziele zuweist. Die Software ändert dann automatisch den Befehl der ALTIUS-700, um das Ziel zu beobachten und nach dem Einschlag den Schaden zu bewerten.

Aufklärungsdrohne ALTIUS-700

Loitering Munition ermöglicht auch Hinterhalte. Ist durch die Aufklärung mit einer Drohne etwa bekannt, welche Route eine feindliche Panzerkolonne nimmt, können ALTIUS-700M über einer günstigen Stelle kreisen. Erreicht die Kolonne den Zielort, greifen mehrere ALTIUS-700M von verschiedenen Richtungen an, um mögliche Nahbereichs-Luftabwehrsysteme zu überfordern.

Kleineres Modell wird in der Ukraine eingesetzt

Dass Anduril als Ziel ein Modell eines Buk-M1-2 gewählt hat, ist kein Zufall. Russland nutzt das Flugabwehrsystem derzeit sehr aktiv in der Ukraine. Die Ukraine wiederum hat von den USA im Vorjahr ALTIUS-600 bekommen. Es ist allerdings nicht bekannt, ob es sich dabei um die unbewaffnete Aufklärungsdrohne handelt, oder um die 600M, die einen Gefechtskopf mit etwa 3 Kilogramm Gewicht hat.

Da die Ukraine jedenfalls schon Systeme von Anduril nutzt, dürfte das Unternehmen wohl damit rechnen, dass das ALTIUS-700M dort bald gegen russische Panzer, Artillerie und Luftabwehrsysteme eingesetzt wird.

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Offiziell sagt Anduril nur, dass es bereits einen Kunden für das ALTIUS-700M gibt, will aber keine Details nennen. Die Aufklärungsdrohne ALTIUS-700 wird derzeit für die US-Armee getestet. Die kleinere 600 wird von mehreren US-Streitkräften selbst erprobt. Die Air Force startete sie etwa aus dem internen Waffenschacht der Stealth-Drohne XQ-58A Valkyrie und die US-Armee vom UH-60 Black Hawk aus und einem fahrenden Fahrzeug.

Anduril wurde von Palmer Luckey gegründet

Anduril Industries wurde 2017 gegründet, von Palmer Luckey. Der ist in der Technologiebranche als Gründer von Oculus VR und Designer der VR-Brille Oculus Rift bekannt.

Palmer Luckey bei einer Konferenz im Oktober 2023

Im April 2021 wurde das Drohnen-Unternehmen Area-I gekauft. Area-I ist der Hersteller der ALTIUS-Reihe, die jetzt von Anduril verkauft wird. Anduril hat 60 Millionen US-Dollar in eine neue Produktionsanlage in Georgia, Atlanta investiert, in der die ALTIUS-Aufklärungsdrohnen und -Loitering Munitions gebaut werden.

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