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Größtes Kriegsschiff der Welt: China protzt mit Super-Flugzeugträger

Der größte Flugzeugträger Chinas ist im Mai erstmals zu einer Fahrt auf dem offenen Meer aufgebrochen. Nach 8 Tagen kehrte die Fujian wieder in den Militärhafen bei Shanghai zurück. Im Juni absolvierte sie noch eine weitere Testfahrt.

"Es wird aber noch bis zu 2 Jahre dauern bis die Fujian all ihre Tests absolviert hat", sagt ein chinesischer Militäranalyst zur South China Morning Post. Erst dann werde der Super-Flugzeugträger voll einsatzfähig sein.

Der Analyst wurde anlässlich eines aktuellen Berichts des chinesischen staatlichen Fernsehsenders CCTV befragt. Darin wurde die Fujian als das größtes Kriegsschiff der Welt mit konventionellen Antrieb (also nicht nuklear) bezeichnet. "Je größer die Verdrängung, desto größer die Kampfkraft", wurde gesagt.

Die Verdrängung ist der übliche Wert, mit dem die Größe von Schiffen angegeben wird. Bei Flugzeugträgern wird ab einer Verdrängung von 75.000 Tonnen von einem Super-Flugzeugträger gesprochen.

Wie groß die Verdrängung der Fujian ist, wurde in dem Fernsehbeitrag allerdings nicht gesagt. Auch die chinesische Marine hat keine genauen Angaben dazu gemacht. Im Jahr 2022 hat sie lediglich gesagt, dass die Verdrängung der kampfbereiten Fujian größer als 80.000 Tonnen sein soll.

Damit wäre es tatsächlich das größte aktive Kriegsschiff mit konventionellen Antrieb. Die Kitty-Hawk-Klasse der USA kam auf etwa 83.000 Tonnen Verdrängung. Der letzte Flugzeugträger davon, die USS Kitty Hawk, wurde schon 2009 außer Dienst gestellt und danach verschrottet.

Der Counterpart der Vereinigten Staaten zur Fujian, die USS Gerald R. Ford, kommt auf eine Verdrängung von 100.000 Tonnen. Sie hat allerdings einen Nuklearantrieb.

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Chinesische Propaganda

Abseits davon triefen die Aussagen im CCTV-Bericht nur so von Propaganda. So wird etwa gesagt, dass zuvor behauptet wurde, Elektrokatapulte würden nur auf nuklearbetriebenen Flugzeugträgern funktionieren. 

Mit der Fujian hätte China nun bewiesen, dass solche Katapulte auch auf konventionell betriebenen Schiffen funktionieren. Einerseits hat nie jemand behauptet, dass sie nur nuklearbetriebene Träger ausreichend Energie dafür erzeugen können und andererseits hat China selbst noch gar nicht bewiesen, dass von der Fujian überhaupt Flugzeuge starten können. 

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Das elektromagnetische Flugzeugkatapult

Ein Electromagnetic Aircraft Launch System (EMALS) hat jedenfalls zahlreiche Vorteile gegenüber regulären Dampfkatapultsystemen. Aufgrund der Funktionsweise mit den Magneten kann die Beschleunigung bei der elektromagnetischen Variante exakt angepasst werden. Die notwendige Kraft kann sich je nach Flugzeugtyp stark unterscheiden. So sind vollbeladene Jagdbomber etwa deutlich schwerer als unbemannte Aufklärungsdrohnen. 

Durch die präzise kontrollierbare Kraft eines EMALS ist die Beschleunigung gleichmäßiger. Dadurch wirken weniger Kräfte beim Start auf die Flugzeuge, was deren Verschleiss reduziert. Weil EMALS über weniger bewegliche Teile als klassische Dampfkatapulte verfügen, sind die elektromagnetischen zudem weniger fehleranfällig und wartungsärmer.

Außerdem sind Elektrokatapulte in kürzeren Intervallen wieder einsatzbereit. Das bedeutet, dass mehr Flugzeuge in kürzerer Zeit gestartet werden können, wodurch die Kampfkraft deutlich gesteigert werden kann. Zudem verbrauchen sie tatsächlich weniger Energie, weil nicht erst Wasser entsalzt werden und daraus Dampf erzeugt werden muss - die elektrische Energie wird direkt eingespeist.

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Flugzeuge für die Fujian

Bisher immer noch nicht klar ist, welche Kampfflugzeuge überhaupt von der Fujian starten sollen. Laut dem Fernsehbericht würden Informationen dazu "bald" bekannt gegeben. Zu Illustrationszwecken wurden in dem Fernsehbeitrag gerenderte Bilder von Flugzeugen an Bord der Fujian gezeigt.

Zuletzt wurden Dummys der J-15 und J-35 am Deck der Fujian gesichtet. Mit Dummys wird hauptsächlich das Rangieren der Flugzeuge an Deck geübt. Üblicherweise macht man das nur mit Maschinen, die dann auch tatsächlich am Flugzeugträger starten und landen sollen.

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Die J-15 ist allerdings noch nicht offiziell für den Start mit einem elektromagnetischem Katapult geeignet. Sie kommt bisher nur auf Chinas Flugzeugträgern Liaoning und Shandong zum Einsatz, die Dampfkatapulte und einen Ski Jump haben.

Die J-35, Chinas Gegenstück zur amerikanischen F-35C, ist für den Einsatz auf der Fujian und EMALS vorgsehen, aber offiziell noch immer in Entwicklung. Ob sie schon bereit für die Serienproduktion ist, ist nicht bekannt. Womöglich modifiziert China deshalb die J-15 für EMALS, weil die J-35 nicht schnell genug einsatzbereit sein wird.

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Die unsichtbaren Antennen der Fujian

Auffallend an der Fujian ist ihr "All in one"-Mast mit seinen unsichtbaren Antennen. Dadurch wirkt die Kommandozentrale des chinesischen Flugzeugträgers wesentlich schlanker und unscheinbarer, als jene der USS Gerald R. Ford. 

Der Super-Flugzeugträger USS Gerald R. Ford

Moderne Kriegsschiffsmasten haben im Grunde 3 Hauptfunktionen: Radar, elektronische Überwachung und elektromagnetische Unterdrückung der gegnerischen Systeme. Dazu benötigen sie Antennen unterschiedlicher Größe und Formen.

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Die Antennen sind auf der Fujian zum größten Teil im Mast eingebaut. Möglich wird das erst, weil eine Antenne mehrere Aufgaben übernimmt. Solche "All in one"-Antennen generieren allerdings deutlich mehr Daten, als eine Antenne, die nur auf eine Aufgabe spezialisiert ist. Diese müssen möglichst schnell mit Glasfaserkabeln weitergeleitet und von spezialisierten Computerchips verarbeitet werden.

Die Fujian

Bei einer Operation, in der feindliche Systeme gestört werden - sogenanntes Jamming - läuft das wie folgt ab: Das System überwacht die Umgebung rund um das Schiff, erkennt Ziele und stellt die Antennen so ein, damit sie die Signale des Ziels abfangen und analysieren können. Dann wird ein Unterdrückungssignal vom Computer generiert und von den Antennen wieder ausgesendet.

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Der Nachteil des "All in one"-Mast

Einen Nachteil hat der kleinere Mast: Obwohl die Antennen eigentlich multifunktional sind, können sie nicht mehrere Funktionen gleichzeitig ausführen. Also laufen die oben beschriebenen Schritte nacheinander ab. Ziel sei es, sie nebeneinander laufen zu lassen.

Ein ähnliches Antennensystem hat die US-Zerstörer der Zumwalt-Klasse. Die US Navy sieht eine solche Technologie allerdings als zu teuer, zu aufwändig und unnötig an. Deshalb wird darauf verzichtet, ein integriertes Antennensystem auf weiteren Schiffen einzusetzen.

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