Deutsche Mittelwelle stirbt aus
Das Knarzen und Pfeifen der Mittelwelle gehört zu den Geräuschen aus dem 20. Jahrhundert, die vor dem Aussterben stehen. Ein Geräusch wie das Rattern einer Wählscheibe oder das Einspannen von Papier in einer Schreibmaschine. Am 31. Dezember zieht sich mit dem Deutschlandfunk das letzte deutsche öffentlich-rechtliche Radio aus der Mittelwelle (MW) zurück. „Es ist keine Übertreibung, zu konstatieren, dass damit ein Stück deutscher Radiogeschichte endet“, ist auf der Webseite des Deutschlandfunks zu lesen.
Ersparnis enorm
Alle ARD-Radios haben MW bereits abgeschaltet. Sie folgen einer Empfehlung der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs. Denn nur wenn das Alte weicht, darf das Neue kommen: Die Kommission hat den Rundfunkanstalten die finanziellen Mittel für die neue Übertragungsart Digitalradio genehmigt, dafür aber das Ende der Mittelwelle verlangt. Die Ersparnis ist enorm. Der BR beispielsweise muss dadurch rund 300 000 Euro weniger Stromkosten im Jahr zahlen.
Wegen großer Reichweite geschätzt
Die Mittelwelle (MW) deckt im Hörfunk den Frequenzbereich ungefähr zwischen 530 Kilohertz und 1600 Kilohertz ab. Beim Aufbau des Radios in Deutschland spielte sie eine große Rolle. Seit der Nachkriegszeit verdrängte die Ultrakurzwelle (UKW) diese Technik immer mehr. Trotz knarzigen Empfangs wurde die MW aber noch jahrzehntelang von vielen Hörern wegen ihrer großen Reichweite geschätzt, nicht nur unter Seglern. Selbst mit mittelmäßigen Radios hatte man sogar im Keller recht guten Empfang, auch wenn er alles andere als glasklar war. Das Signal ging über Hunderte Kilometer. Das ist jetzt Vergangenheit.
In Österreich ist die Mittelwelle bereits seit der Sprengung der Sendemasten auf dem Wiener Bisamberg im Jahr 2010 - Geschichte.