Digital Life

Die Frühstückerinnen: “Blogger müssen Multitalente sein”

Was als Hobby zweier Freundinnen entstand, ist mittlerweile einer der populärsten Blogs in Österreich. Die Frühstückerinnen zählt pro Monat mehr als 400.000 Aufrufe und ist somit der erfolgreichste Foodblog im Land. Auf der Seite stehen zahlreiche Erfahrungsberichte zu Frühstückslokalen in Wien, Graz, Linz, Salzburg und Berlin. Besonderes Auge bei den Berichten, wird unter anderem auf die Qualität der Eier gelegt, wie es in der Selbstbeschreibung heißt. Empfehlungen können dank der Popularität auch schon merkbare Auswirkungen haben: "Wenn wir einen Bericht zu einem Lokal auf Facebook posten, dann ist das danach voll und Leute stehen Schlange dafür", so Dani Terbu im Gespräch mit der futurezone.

Das Team der Frühstückerinnen ist mittlerweile auf sieben Autorinnen angewachsen. "Dass es nur Frauen sind, ist eigentlich Zufall. Wir haben unsere Autorinnen nie nach Geschlecht ausgewählt. Es würde uns vielleicht etwas komisch vorkommen, auch wegen dem Titel des Blogs. Aber wir haben natürlich nichts dagegen", so Barbara Haider. Im Hintergrund arbeiten auch Männer mit, auch wenn diese nicht als Autoren auftreten.

Die Anforderungen an die Autorinnen haben sich im Laufe der Jahre auch gewandelt. "Anfangs hat es gereicht, wenn man schreiben konnte. Heutzutage muss man ein Multitalent sein. Besonders das Fotografieren ist in unserem Bereich eine Herausforderung", so Terbu.

Unerwarteter Boom

Begonnen hat alles mit der Liebe zum gemeinsamen Frühstücken: "Dani und ich kennen uns seit 2000. Wir haben uns bei max.mobil (heute T-Mobile Austria, Anm.) kennengelernt, als wir dort beide in der Online-Kommunikation gearbeitet haben. Wir haben uns danach eine Zeit lang aus den Augen verloren, aber 2009 über Facebook wieder gefunden", erzählt Haider.

Nachdem man sich gemeinsam immer wieder zum Frühstücken getroffen hat, entstand die Idee, darüber auch online Berichte zu veröffentlichen. "Tests wollten wir es nicht nennen. Anfangs war der Blog auch nur für die eigene Freundesgruppe gedacht, um sich gegenseitig von neuen Lokalen zu berichten", so Terbu. Das alles geschah, bevor Foodblogging zu dem großen Trend wurde, der es heute ist. "Wir haben das damals natürlich nicht geahnt."

Wie das Team ist auch die Zielgruppe des Blogs überwiegend weiblich. "An unseren Facebook-Fans sieht man sehr deutlich, dass ein Großteil der Leserschaft weiblich ist." In Zahlen sind nur 20 bis 25 Prozent des Publikums Männer, so Terbu. Bei Foodcamps, die sie ebenfalls seit einigen Jahren organisiert, spiegelt sich diese Zahl auch in den Anmeldungen wider: "Wir haben da oft nur zehn bis 15 Prozent Männer dabei", so die Bloggerin.

Laut Terbu würden sich zwar eine steigende Zahl an Männern für das Kochen interessieren, insgesamt seien es aber immer noch deutlich mehr Frauen. Das Thema ist jedoch auch eines, das Frauen stark in die Blogger-Szene hineingebracht hat. Verstärkt wird das auch durch die immer beliebteren “Mama-Blogs“, die Terbu als den nächsten großen Trend sieht. "Es ist zwar schade, dass Frauen über solche Klischee-Themen kommen, aber besser als gar nicht." Sie selbst koche übrigens gar nicht, sondern sei nur "Passivköchin".

Wenn man konstant und gut zu einem Thema bloggen will, brauche es einerseits persönliches Interesse, aber auch einen gewissen Grad an professionellen Abläufen. "Wenn man keine Leidenschaft für das Thema hat, dann kann man es sich gleich sparen", so Haider. Auch die gegenseitige Unterstützung sei wichtig. Die Arbeitsabläufe sind klar strukturiert, wie auch bei professionellen Medien gibt es ein Chef-vom-Dienst-System, es ist also immer jemand verantwortlich.

Eine Goldgrube ist der Blog trotz der hohen Besucherzahlen nicht. Mit Lokalen wolle man aus Prinzip nicht zusammenarbeiten, auch Einladungen zum Frühstück nehme man keine an. Teilweise werden Einnahmen aus klassischer Werbung und Kooperationen wie etwa Gewinnspielen generiert. "Was wir reinkriegen stecken wir zum größten Teil auch wieder in Seite", so Terbu. Ende 2015 musste etwa ein großer Relaunch finanziert werden.

Ungekennzeichnete Kooperationen oder Schleichwerbung gibt es bei den Frühstückerinnen nicht, wie Terbu betont. In der Bloggerlandschaft ortet sie jedoch den Trend dazu, dass gesponserte Beiträge immer wieder nicht ausreichend gekennzeichnet werden. Ein wenig fehle hier das Bewusstsein, bei den kooperierenden Unternehmen oft noch stärker als bei den Bloggern.

Probleme mit einem Lokal aufgrund einer negativen Bewertung hatten die Frühstückerinnen fast nie. Es käme auch nur selten vor, dass ein Bericht zu sehr ins Negative kippt. "Wir gehen in Lokale, von den wir glauben, dass wir sie gut finden werden, darum kommt es oft einfach gar nicht so weit."

Zukunftspläne

Das nächste Projekt der Frühstückerinnen ist ein Kochbuch, das gemeinsam mit den Foodbloggern von Because You Are Hungy umgesetzt wird. Konkrete Pläne, den Blog in Zukunft auszuweiten, gibt es derzeit nicht. Längerfristig hoffe man aber vor allem, mehr Städte im Ausland abzudecken. "London, München oder Zürich wäre schon cool", so Terbu. Jetzt erhole man sich aber vorerst einmal vom Relaunch.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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