Digital Life

Ökobilanz: So viel nachhaltiger sind refurbished Smartphones

Der Verbauch von Energie und Wasser bei der Herstellung von Smartphones, Tablets und Laptops ist enorm. Konsument*innen greifen dennoch häufig zu neuen Modellen, obwohl gebrauchte Geräte nicht nur deutlich günstiger, sondern auch weit umweltfreundlicher sind.

Ein vom Forschungsinstitut Fraunhofer Austria gemeinsam mit dem Online-Marktplatz refurbed entwickeltes Rechenmodell ermöglicht es, genau zu berechnen, wie viele Ressourcen eingespart werden können, wenn statt neuer gebrauchte refurbished (generalüberholte) Geräte gekauft werden.

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Beispiel iPhone 15 

So verursacht etwa ein iPhone 15 mit 128 GB Speicherplatz in der Herstellung mehr als 68 Kilogramm Treibhausgase. Kauft man dasselbe Gerät refurbished, beläuft sich der CO2-Ausstoß auf lediglich 13,1 Kilogramm, ist also um mehr als 80 Prozent geringer.

Insgesamt lässt sich das Modell auf über 4.000 Smartphones und jeweils 2.000 bis 3.000 Laptops und Tablets anwenden, sagt Paul Rudorf, Projektverantwortlicher von Fraunhofer Austria, bei der Präsentation des Modells am Montag in Wien.

Einsparungen im Schnitt zwischen 70 und 90 Prozent 

Erhoben werden nicht nur der CO2-Ausstoß, sondern auch die Einsparungen bei Elektroschrott und Wasserverbrauch. Im Schnitt betragen sie bei gebrauchten Geräten zwischen 70 und 90 Prozent gegenüber neuen Produkten, sagt Rudorf. 

Zahlen

2 Milliarden Smartphones werden jährlich produziert.

70 Milliarden Kilogramm CO2 werden dadurch pro Jahr ausgestoßen.

50 Millionen Tonnen Elektroschrott fallen dadurch jedes Jahr an.

70 - 90 Prozent nachhaltiger als der Kauf neuer Geräte ist der Kauf von refurbished Produkten.

Mit dem Modell wolle man Konsument*innen detaillierte ökologische Kennzahlen für elektronische Geräte bereitstellen, um Kaufentscheidungen zu unterstützen. Genauso wie der Wert in Euro lasse sich damit auch ein Wert für die Nachhaltigkeit der Produkte greifbar machen. Man wolle zeigen, dass ökologische Transparenz möglich sei, sagt refurbed-Mitgründer Peter Windischhofer

Nachhaltigkeit für Kaufentscheidung wichtiger

Denn die ökologischen Auswirkungen von Produkten werden für Konsument*innen neben dem günstigeren Preis immer wichtiger. Als refurbed 2017 an den Start ging sei die Nachhaltigkeit lediglich für 10 bis 15 Prozent der Käufer das zentrale Element der Kaufentscheidung gewesen. Mittlerweile seien es schon über 50 Prozent, sagt Windischhofer. Die Kombination aus Nachhaltigkeit und Preis sei für die meisten das Wichtigste.

Das Rechenmodell wurde auf Basis einer Pilotstudie für 5 Produkte, die im vergangenen Jahr durchgeführt wurde, entwickelt. Darin fließen neben dem Lebenszyklus der Geräte - vom Transport über die Aufbereitung bis zur Nutzung - auch die Emissionen des Online-Marktplatzes ein. 

Sie werden den Angaben der Hersteller zur Ökobilanz ihrer Produkte gegenübergestellt. Sollten diese zu schwammig ausfallen, würden sie hochgerechnet, sagt Rudorf. Sei die Datenqualität nicht gut genug, verzicht man auf eine Bewertung. Durch das Modell sei man aber in der Lage für 99 Prozent der über refurbed verkauften Smartphones, 69 Prozent der Tablets und 83 Prozent der Laptops, Kennzahlen zu liefern.

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Zertifiziert

Zertifiziert wurde das Modell von einer unabhängigen Stelle nach dem ISO-Standard 14040/44. Dabei sei nicht nur das Rechenmodell analysiert, sondern etwa auch überprüft worden, ob alle Emissionsquellen identifiziert wurden. 

Das Rechenmodell solle auch für Hersteller Antrieb sein, die Emissionen zu reduzieren und Altprodukte einzusammeln und zu verwerten, sagt Rudorf. Es könne auch auf andere Produktgruppen übertragen werden: "Wir möchten möglichst viele bewerten, um den nachhaltigen Konsum zu steigern."

Wirtschaftliches Potenzial 

Neben dem ökologischen Aspekt sei auch das ökonomische Potenzial der Kreislaufwirtschaft enorm, sagt Windischhofer. Würden Geräte vor Ort in den Kreislauf zurückgeführt, würden auch viele Arbeitsplätze geschaffen. 

Refurbed selbst konnte zuletzt eine Finanzierungsrunde in der Höhe von 54 Millionen Euro abschließen. Das 2017 in Wien gegründete Unternehmen hat laut Windischhofer im Dezember erstmals schwarze Zahlen geschrieben. 

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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