Netzpolitik

Assange-Appell an Sysadmins: "Ihr habt eine enorme Macht"

Plötzlich stand sie auf der Bühne, vorgestellt vom Tor-Mitarbeiter und Snowden-Vertrauten Jacob Appelbaum: Sarah Harrison, die den ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden auf seiner Flucht begleitete, ist am Sonntag Abend überraschend beim Chaos Communication Congress in Hamburg aufgetreten. Bei einem angekündigten Vortrag der WikiLeaks-Aktivisten Julian Assange und Appelbaum trat Harrison ebenfalls auf die Bühne des Hamburger Kongresszentrums.

Informationen veröffentlichen

Die drei Aktivisten richteten einen deutlichen Appell an die Hacker und Computerexperten: Sie sollten Geheimdienste und andere Institutionen infiltrieren und wie Snowden geheime Informationen öffentlich machen. 3000 Besucher sahen live im Saal zu, etliche zusätzliche tummelten sich im Live-Stream.

System-Administratoren hätten eine enorme Macht, sagte Assange per Videoübertragung aus der ecuadorianischen Botschaft in London. Sysadmins verwalten Netzwerke und kennen daher die Struktur der Systeme. Zudem haben sie analytische Fähigkeiten, um die Bedeutung der Unterlagen zu erkennen. Eine derartige Begabung sei ebenso wichtig wie die technischen Fähigkeiten. Sie sollten Geheimdiensten und Firmen beitreten, Informationen sammeln und diese öffentlich machen, forderte Assange. Selbst einzelne System-Administratoren könnten großen Einfluss haben, wenn sie Informationen veröffentlichten.

Nichts diktieren lassen

Es liege an den Menschen, ihre Welt selbst zu gestalten und sich diese nicht von Regierungen diktieren zu lassen, die sich gegen ihre eigenen Bürger gewandt haben, so Assange. Die Videoverbindung zu Assange über Skype brach mehrmals ab - so auch bei der Frage, wie die Aktivisten die Flucht von Edward Snowden aus Hongkong organisierten. Seine Mitstreiter auf der Bühne witzelten, dass wohl die Geheimdienste hinter der stockenden Videoverbindung steckten. Sie ernteten sichere Lacher beim Publikum. Harrison bekam zu Anfang ihres Auftritts "Standing Ovations".

Harrison betonte, Wikileaks arbeite trotz des Drucks der US-Regierung weiter. „Wir setzen unsere Veröffentlichungen fort“, sagte sie. Sie könne derzeit aus Angst vor Strafverfolgung nicht nach Großbritannien zurückkehren. „Deswegen bleibe ich in Deutschland."

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