Medienwissenschaftler: EU-Plattform könnte mit Facebook konkurrieren
Eine gemeinsame länderübergreifende Plattform von Sendern und Verlagen wäre aus Sicht des Medienwissenschaftlers Jan-Hinrik Schmidt in jedem Fall ein Fortschritt. Der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm plädiert für eine solche europäische Lösung als Gegengewicht zu US-Unternehmen wie Facebook. Schmidt, Mediensoziologe beim Hans-Bredow-Institut für Medienforschung in Hamburg, hält das für realistisch: „Die Chance dazu besteht, gerade weil der digitale Bereich so dynamisch ist, dass ich nicht die Hand dafür ins Feuer legen würde, dass auch die großen Player in fünf Jahren noch existieren“, sagte er.
Gegner müssen sich zusammenschließen
„Google, Facebook und Amazon sind natürlich sehr mächtig, aber sie sind bisher auch noch nie herausgefordert worden - jedenfalls nicht in dem Sinn, dass es europaweit eine konzertierte Aktion von Öffentlich-Rechtlichen und Verlagen gäbe, die sagen “Wir bauen jetzt eine alternative Plattform„“, erläuterte der Wissenschaftler. Für die Plattform müssten Verlage und öffentlich-rechtliche Sender an einem Strang ziehen, die sich seit Jahren darüber gestritten haben, in welchem Umfang zum Beispiel die ARD-Anstalten auf ihren Webseiten und Apps auch Textbeiträge zeigen dürfen.
„Wenn man es zugespitzt sagen will, ist das ein Beispiel dafür, dass zwei Seiten, die sich beharken, merken, dass sie sich zusammentun müssen, wenn es noch einen größeren Gegner gibt“, sagte Schmidt. „Da wird nun der Versuch unternommen, ein Gegengewicht dazu zu bilden, weil sich vielleicht auch ein Zeitfenster schließt, in dem das überhaupt noch möglich ist, bevor sich deren Macht dermaßen verfestigt, dass man da nicht mehr rankommt.“
Diejenigen, die sich für eine spanische Dokumentation oder eine britische Serie interessierten, könnten die vielleicht auch so irgendwo im Netz finden, sagte Schmidt. „Aber wenn das alles auf einer Plattform gebündelt und navigierbar wäre, würde es die Hürden senken und den Personenkreis erweitern, die das nutzen.“