Netzpolitik

Snowden: Deutschland hat Druck der NSA nachgegeben

In dem Schreiben, das vom Innenausschuss des Europaparlaments veröffentlicht wurde, behauptet der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden: "Deutschland wurde bedrängt, sein G-10-Gesetz zu ändern, um die NSA zu befriedigen, und hat die verfassungsmäßigen Rechte deutscher Bürger untergraben." Das G-10-Gesetz regelt Eingriffe in die Telekommunikationsfreiheit und das Abhören von Telefonen.

Druck auf mehrere europäische Länder

Ähnliche Einflussnahmen habe es auch in Schweden, den Niederlanden und Neuseeland gegeben, schreibt Snowden. "Jedes dieser Länder erhielt Weisung von der NSA - manchmal unter dem Deckmantel des US-Verteidigungsministeriums und anderer Organe - dazu, wie sie die juristischen Schutzvorkehrungen der Kommunikation ihrer Länder schwächen könnten." Die NSA teile zudem Technologien zur Massenüberwachung mit Behörden der EU-Staaten.

Snowden bekräftigte, er suche Asyl in der EU, zeigte sich aber wenig optimistisch: "Ich würde jedes Angebot für freies Geleit oder dauerhaftes Asyl willkommen heißen, aber ich erkenne, dass dies ein Akt außergewöhnlichen politischen Mutes wäre." Auf die Frage nach seinen Beziehungen zu den russischen und chinesischen Behörden antwortete er: "Ich habe keine Beziehung mit einer der Regierungen."

Es gebe noch viele geheime Programme

Weitere Enthüllungen schloss der Ex-Geheimdienstmitarbeiter nicht aus. "Es gibt viele weitere geheim gehaltene Programme, die einen Einfluss auf die Rechte von EU-Bürgern hätten." Welche davon gefahrlos öffentlich gemacht werden könnten, sei allerdings eine Frage des öffentlichen Interesses, über die "verantwortliche Journalisten und Regierungsvertreter" entscheiden müssten.

Er sei nicht generell gegen staatliche Schnüffelei, erläuterte Snowden. "Spionage dient einem wichtigen Zweck und muss weiterlaufen (...) Massenüberwachung verletzt unsere Rechte, stellt unsere Sicherheit aufs Spiel und bedroht unseren Lebensstil." So würden bei der breit angelegten Datensammelei wichtige Ressourcen gebunden, die besser gegen konkrete Verdächtige eingesetzt werden könnten.

Der Verein Digitale Gesellschaft erklärte, die Schilderungen Snowdens würfen "schwerwiegende Zweifel an der Verfassungstreue deutscher Staatsorgane und der Souveränität der Bundesrepublik" auf. Das Europaparlament stimmt am Mittwoch in Straßburg über einen Bericht zur NSA-Affäre ab.

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