Die Welt ist noch nicht bereit für die PS5
Lange mussten Fans warten, nun hat Sony endlich seine Spielekonsole, die PlayStation 5, gezeigt. Vom „schwarzer Kasten“-Design, dem 3 ihrer Vorgänger folgten, hat man sich zugunsten eines futuristischen Gehäuses mit blauen Lichtelementen verabschiedet. Soweit klingt das nach einer hübschen Erweiterung für das Wohnzimmer, wäre da nicht ein eindeutig nachträglich und ein wenig unbeholfen auf das Design geklatschtes Blu-ray-Laufwerk. Denn die Konsole wird in einer rein digitalen (schönen) Variante und einer mit Laufwerk (nicht so schön) erscheinen.
Digital vs. physisch
Eine rein digitale Option anzubieten ist durchaus sinnvoll. Der Verkauf physischer Spielekopien wurden in den vergangenen Jahren sehr deutlich von digitalen Downloads überholt. Trotzdem ist für viele Spieler die physische Kopie weiterhin wichtig, da sie den Gebrauchtspiele-Markt am Leben erhält und Games auch an Freunde verliehen werden können.
Hätte Sony also lediglich die digitale Variante der PS5 präsentiert, wäre der Aufschrei groß gewesen. Diese Erfahrung hatte Microsoft mit der Xbox One bereits 2013 gemacht. Zunächst wurde ein Kopierschutz für die Konsole angekündigt, der die Weitergabe von physischen Spielen verhindern sollte. Dieser wurde nach massiver Kritik aber wieder zurückzogen.
Da Cloud-Gaming nach wie vor das nächste große Ding der Spieleindustrie sein soll, liegt man hier mit der digitalen Variante richtig. Doch Cloud-Gaming in ansprechender Grafik-Qualität benötigt eine stabile Internetverbindung und unlimitiertes Datenvolumen, ähnlich wie bei Netflix.
Für die digitale Alternative, das Kaufen und Herunterladen des Games direkt auf der Konsole, wird vor allem eine schnelle Internetanbindung benötigt. Doch nicht jeder verfügt über so eine. In vielen Regionen von westlichen Ländern ist leistbares, schnelles Breitband-Internet, selbst im Jahr 2020, noch keine Selbstverständlichkeit.
Ein Beispiel: Das aktuelle Call of Duty belegt derzeit 200 Gigabyte Speicherplatz auf der Konsole. Ein kürzlich veröffentlichtes Update umfasste nochmals 84 Gigabyte. Je nach Downloadgeschwindigkeit wird man hier einige Zeit warten müssen, man mit dem Spielen beginnen kann. Nicht, dass man dieses Problem mit einer physischen Kopie umgehen könnte, da der Day-One-Patch von mehreren Gigabyte inzwischen zum Standard gehört. Trotzdem spart man sich zumindest das Lange herunterladen des Grundspiels.
Krisen-Start
Trotz massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit auf der ganzen Welt und von der Corona-Pandemie geschlossenen Fabriken wollen beide Firmen nicht betroffen sein, wie die Verantwortlichen immer wieder betonen. Sowohl Sony mit der PS5 als auch Konkurrent Microsoft mit der Xbox Series X wollen im Herbst mit dem Verkauf starten – voraussichtlich im November.
Dass allerdings beide Unternehmen weder Preise noch das genaue Startdatum für die Konsolen verkündet haben, könnte laut Analysten bedeuten, dass sie selbst noch nicht wissen, wie sich die Krise auf die verfügbaren Stückzahlen und die Produktionskosten auswirken wird. Dass Microsoft oder Sony den geplanten Start der Konsolen verschieben, ist sehr unwahrscheinlich. Auch wenn im Hintergrund Probleme durch die Corona-Maßnahmen bestehen, werden beide Firmen lieber limitierte Stückzahlen anbieten, als zu riskieren der Konkurrenz das Weihnachtsgeschäft zu überlassen.
Preis-Kampf
Die Vermutung, dass beide Konsolen zwischen 500 und 600 Euro kosten werden, ist in Anbetracht der starken Hardware-Leistung realistisch. Einen Computer, der die gleiche Leistung bringt, bekommt man für diesen Preis nicht. Zunächst gab es Gerüchte, dass auch Microsoft 2 Konsolen ins Rennen schicken könnte, eine leistungsstarke und eine abgespeckte Variante. Bisher hat man von letzterer allerdings nichts mehr gehört.
Bereits 2013 lag Microsofts Xbox One mit 499 Euro 100 Euro über dem Preis der Playstation 4. Das könnte auch heuer passieren, wenn da der Preis der digitalen Variante der PS5 deutlich niedriger ausfallen wird, als jener der Laufwerk-Version. Auch wenn immer gesagt wird "das Spieleangebot bestimmt, welche Konsole sich die Kunden kaufen", ist der Faktor Preis nicht zu unterschätzen. So hat sich die günstigere PS4 weltweit mehr als doppelt so oft verkauft wie die Xbox One.