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Mac Pro im Test: Qualmender Aschenbecher

Apples PowerMac/ Mac Pro-Serie hat sich seit 2003 ständig weiterentwickelt, lediglich das Design schien stillzustehen. Während andere Modelle, wie etwa der Mac mini oder das MacBook Pro, recht stark überarbeitet wurden, blieb die Optik des leistungsstarken Apple-Rechners auf der Strecke und sah (von außen) exakt gleich aus wie der alte PowerMac G5. Das Design war funktional und ermöglichte das rasche Tauschen von Komponenten. 2013 wagte es Apple und warf das alte Konzept über Bord und erschuf einen vollkommen neuen Mac Pro. Dieser, von vielen Medien zum Start abfällig als Aschenbecher bezeichnete, Mac Pro ist genauso stark ausgestattet wie seine Vorgänger und vereint das Konzept in einem deutlich kleineren Gehäuse.

Optisch wurden Erinnerungen an den PowerMac G4 Cube geweckt. Der kleine Würfel versuchte bereits 2000 ein ähnliches Kunststück zu vollbringen, fand aber aufgrund eines zu hohen Preises nur wenige Käufer. Die Frage ist nun: Hat es Apple dieses mal geschafft, einen leistungsfähigen Mac in ein möglichst kleines Gehäuse zu packen? Der Preis ist zumindest nicht gesunken, bereits die günstigste Variante kostet 3.000 Euro, mit 12-Core-CPU und allerlei Extras lässt sich der Preis auf satte 9.600 Euro hochschrauben. Die futurezone hat das Modell für 4.000 Euro getestet.

Apple ist für seinen Purismus bei Verpackungen bekannt und das ändert sich auch nicht, wenn man einen Mac für 4.000 Euro kauft. In der Schachtel, die kaum größer als der Mac Pro selbst ist, findet sich mit Ausnahme eines Netzkabels lediglich eine Kurzanleitung, Zubehör sucht man (sofern es nicht zusätzlich dazu erworben wurde) vergeblich. Ausgepackt sorgt der Mac Pro für recht verwirrte Blicke, wohl auch, weil er sich optisch recht stark von anderen Mac-Desktop-Rechnern abhebt. Das sorgt unter anderem für kuriose Interpretationen: "Der neue Apple-Reiskochtopf?" Einige sahen auch einen Wasserkocher, Trockenhaube, Papierkorb oder eine Fritteuse. Alles, nur keinen Mac.

Das kann man nun sowohl positiv als auch negativ bewerten, je nachdem, ob man das klassische Apple-Design, das von Aluminium und recht starken Kanten geprägt wird, bevorzugt. Das schwarze Aluminium-Gehäuse ist zumindest schick, auch wenn es recht anfällig für Fingerabdrücke und Fettschmierer ist. Aber so abfällig es auch klingen mag: Letztendlich kann der Mac Pro nicht wirklich den Eindruckeines kleinen Papierkorbesoder eines ungemein großen Aschenbechers abschütteln, gerade wenn er am Tisch steht. Erst wenn die eigentliche Rückseite nach vorne gedreht wird, sehen auch Laien, dass es sich um einen Mac handelt. Dort versteckt sich nämlich das einzige Apple-Logo auf dem Gehäuse. Diese schlichte Optik könnte dazu führen, dass er wohl bei vielen im Eck, versteckt hinter den Monitoren, landen dürfte.

Absurderweise hat Apple gerade die Anschlüsse auf der Rückseite sehr hübsch in Szene gesetzt. Diese sind, wie auch der Ein-Schalter, beleuchtet. Die Beleuchtung ist allerdings nicht dauerhaft, sondern geht nur bei leichter Bewegung an, also etwa wenn der Mac Pro gedreht wird. Auf den Kopf stellen ist nicht möglich, da ansonsten der Kühlkreislauf unterbrochen wird. An der Unterseite wird über Kühlschlitze kalte Luft angesaugt, die aufgeheizte Luft wird wiederum über die Öffnung an der Oberseite abgegeben. Dennoch erlaubt das Design eine recht kuriose Platzierung des Mac Pro, denn dieser kann theoretisch auch einfach hingelegt werden. Dabei sollte man jedoch darauf achten, dass er nicht davon rollen kann. Apple empfiehlt diese Lage natürlich nicht, daher erfolgt dieser Vorschlag auch ohne Gewähr.

In puncto Anschlüssen lässt der Mac Pro wenig Raum für Wünsche offen, auch wenn so manchem womöglich ein FireWire 800-Anschluss fehlen dürfte. Zum Ausgleich hat Apple insgesamt sechs Thunderbolt 2-Anschlüsse spendiert, über die auch entsprechend viele Displays angesteuert werden können. Thunderbolt ist im Grunde genommen eine Weiterentwicklung des DisplayPort-Anschlusses, mit der aber auch Daten übertragen werden können. Daher können auch DisplayPort-zu-HDMI-Adapter auf Thunderbolt 2 verwendet werden. Möchte man also sechs Bildschirme anschließen, benötigt man dafür auch für jeden Anschluss einen Adapter. Diese gibt es bereits ab fünf Euro im Handel. Dennoch führt das recht rasch zu einem unschönen Kabelsalat, sollte man alle Anschlüsse belegen. Glücklicherweise hat Apple die insgesamt vier USB 3.0-Anschlüsse über den Thunderbolt-Anschlüssen platziert, sodass diese auch bei voller Belegung zugänglich sind. Lediglich die Power-Taste findet sich etwas unglücklich rechts unten im Eck und lässt sich so etwas schwierig erreichen.

Die Performance des getesteten Mac Pro ist, einfach ausgedrückt, hervorragend. In einigen Tests, wie beispielsweise von AnandTech, schnitt er aber etwas schlechter ab als ein iMac in der stärksten Konfiguration (Intel Core i7). Das ist allerdings etwas zu einfach gedacht, denn gerade im Bereich Videoschnitt und CAD spielt der Mac Pro dank zwei AMD FirePro D500-GPUs seine Stärken aus.

Die Performance erwies sich aber als sehr gut, auch bei großen Baugruppen kam es zu keinen Rucklern und die Dateien wurden rasch geöffnet. Eine knapp sieben Megabyte große DWG-Datei eines detaillierten Ferrari-Sportwagens war beispielsweise innerhalb einer Sekunde geöffnet und konnte ohne Umschweife bearbeitet werden. Hier dürfte sich vor allem die hohe Bandbreite des per PCI-Express angebundenen SSD-Controllers bezahlt machen. Dieser kann auf vier der insgesamt acht PCIe 2.0-Lanes des Platform Controller Hubs zurückgreifen, wodurch der internen Festplatte eine Bandbreite von 2 GB/s zur Verfügung steht.

Batman Arkham City (Mac): 67 fps (1920x1080, 8x FXAA, Hohe Details)Left 4 Dead 2 (Mac): 70 fps (1920x1080, 8x MSAA, 8x AF, Hohe Details)CineBench R15 (Mac): 78,65 fps (GPU)/ 962 cb (CPU)

Im Stresstest mit Disk Speed Test von BlackMagicDesign schnitt der Mac Pro sehr gut ab, im Schnitt wurden beim Schreiben einer fünf Gigabyte großen Datei 780 MB/s gemessen, die Lesegeschwindigkeit lag bei 930 MB/s. Im Falle des aktuellen Macbook Airs mit Haswell-Architektur stehen lediglich zwei PCIe-Lanes zur Verfügung. Entsprechend reduziert sich die Leistung mit 320 MB/s Schreibe- sowie 690 MB/s Lesegeschwindigkeit. Um die Spiele-Leistung zu prüfen, musste mit Left 4 Dead 2 und Batman Arkham City aus Mangel an fordernden Alternativen auf zwei etwas betagtere Titel zurückgegriffen werden.

Die Performance ist gut, die beiden verbauten AMD FirePro D500 kamen auch bei aktivierter Kantenglättung, anisotroper Filterung und hohen Details nicht wirklich ins Schwitzen. Die D-Serie wurden eigens für den Mac Pro kreiert und basiert auf AMDs FirePro W-Serie, weicht allerdings in den Spezifikationen etwas von den Vorbildern ab. Die Leistung der getesteten D500 liegt mit 2,2 Teraflops beispielsweise zwischen W7000 und W8000. Wer etwas mehr Geld (Aufpreis von 600 Euro) investieren möchte, hat mit der D700 eine etwas leistungsfähigere Alternative zur Auswahl. Diese kann auf die doppelte Speichermenge (6 GB GDDR5-RAM je GPU) sowie ein Drittel mehr Streamprozessoren zurückgreifen, wodurch die Leistung auf 3,5 Teraflops steigt.

Man möchte glauben, das Tauschen der Hardware sei durch das kompakte Design unmöglich, doch ein Blick in das Innere des Mac Pro offenbart ein cleveres und zugleich aber modulares Design. iFixit gibt dem Mac Pro acht von zehn möglichen Punkten auf der Reparaturskala, das bedeutet, er ist relativ leicht zu reparieren. Das Gehäuse ist nur über einen einfachen Mechanismus fixiert, mit einem Schalter auf der Rückseite lässt sich dieser einfach entriegeln und so die Aluminium-Abdeckung abnehmen. In der Mitte des Mac Pro findet sich ein dreiseitiger, gerippter Kühlkörper, an dessen Seiten jeweils die beiden Grafikkarten sowie das Logic Board anliegen. An der Oberseite findet sich wiederum die CPU. Diese ist relativ simpel tauschbar, allerdings ist man auf den LGA-2011-Sockel beschränkt.

Auch die SSD (als PCIe-Steckkarte) sowie der RAM sind ebenfalls einfach tauschbar. Die vier RAM-Steckplätze können auf Knopfdruck jeweils links und rechts neben den Anschlüssen ausgeklappt werden, die SSD versteckt sich hinter einer der GPU-Steckkarten. Lediglich bei den Grafikkarten will wohl überlegt sein, welches Modell beim Kauf gewählt wird, denn hier könnte ein Tausch aufgrund der fehlenden Alternativen schwierig werden. Theoretisch wäre es möglich, dass ein Dritthersteller eine Grafikkarte in der passenden Größe entwickelt, allerdings ist es aufgrund des limitierten Marktes relativ unwahrscheinlich. Auch die von Apple für den Mac Pro entwickelten D-Modelle sind nicht einzeln im Handel erhältlich. Für das Entnehmen der GPU oder der SSD ist allerdings ein Schraubendreher erforderlich.

Als Betriebssystem wird Mac OS X 10.9 mitgeliefert, zudem die iLife- und die iWork-Suite. Per Boot Camp kann allerdings auch nativ Windows auf eine zweite Partition installiert werden, die Hardware-Treiber werden vom Assistenten automatisch mitinstalliert. Der Festplattenspeicher dürfte jedoch in der Standardausstattung mit 256 Gigabyte für den parallelen Betrieb zweier Betriebssysteme etwas zu knapp bemessen sein. Unterschiede in der Performance konnten keine festgestellt werden, die Benchmarks, die auf beiden Plattformen verfügbar waren, lieferten ähnliche Ergebnisse.

Der Mac Pro verfügt unter anderem auch über einen internen Lautsprecher, von dem allerdings keine Wunder erwartet werden dürfen. Für die Wiedergabe von Systemsounds sowie als kurzfristiger Ersatz für richtige Lautsprecher ist er zu gebrauchen, doch für alles andere ist er viel zu leise. Wer sich aber dennoch die Investition in zusätzliche Lautsprecher ersparen möchte, könnte esmit Boom versuchen, das die Lautstärke ein Stück weiter erhöht. Dabei neigt aber der Lautsprecher recht rasch zum Übersteuern und liefert meist keinen klaren Ton mehr.

Apropos Lautstärke: Der Mac Pro selbst war im Test nahezu unhörbar. Im regulären Betrieb lief der Lüfter stets bei 700 Umdrehungen pro Minute, auch bei (scheinbar) stärkerer Auslastung änderte sich kaum etwas an der Geschwindigkeit des Lüfters. Da selbst mit einigen Stresstests keine Volllast erzeugt werden konnte, musste auf die App smcFanControl zurückgegriffen werden. Mit dieser ließ sich die Drehzahl des Lüfters auf maximal 1900 Umdrehungen steigern. So war der Lüfter zwar hörbar, allerdings nicht wirklich laut oder störend.

Das wohl dominierende Thema neben dem Design des Mac Pro ist der Preis. Zahlreiche Blogs haben bereits nachgerechnet und je nachdem, wo man nachsieht, ist die Konfiguration des Mac Pro nun günstiger oder teurer als im Selbstbau. Zugegeben, einen Vergleich anzustellen ist schwierig, vor allem da Apple einige Komponenten, wie die Grafikkarte, an den Mac Pro angepasst hat. Zudem muss der Design-Faktor eingerechnet werden, für das man jedoch auch hinnehmen muss, dass die Grafikkarten nicht mehr getauscht werden können. Eine mit der Test-Konfiguration vergleichbare Workstation, zum Beispiel der HP Z420, kostet derzeit rund 2700 Euro, allerdings ohne Grafikkarte. Rechnet man zwei FirePro W7000 zu je 660 Euro dazu, wird nahezu der exakt gleiche Preis wie beim Mac Pro erreicht.

Der Mac Pro ist Apples Workstation und ist ab 3000 Euro erhältlich

Der Mac Proist ohne Zweifel nicht für jeden geeignet. Hinter ihm steht aber auch nicht die Idee eines leistungsstarken Desktop-Macs, sondern eine flotte Workstation für professionelle Anwender in der Industrie oder in den Bereichen Musik- und Videoschnitt. Auch wenn sich so mancher vom neuen Design täuschen lassen wird, für den Heimanwender war und ist der neue Mac Pro nicht gedacht. Die Leistung sowie die verfügbare Ausstattung sind einem Gerät dieser Preisklasse angemessen, lediglich bei der Erweiterbarkeit muss man leichte Abstriche hinnehmen. Dafür erhält man allerdings ein perfekt durchgeplantes System, das dank hübschem und intelligenten Design auch Platz auf dem Schreibtisch finden kann. So gesehen ist der neue Mac Pro alles andere als ein Rückschritt, auch wenn im Vergleich zum Vorgänger etwas umgedacht werden muss.

Modell: Mac Pro (Late 2013)Betriebssystem: Mac OS X 10.9Maße und Gewicht: 25,1 cm Höhe; 16,7 cm Durchmesser; 5 kgCPU: Intel Xeon E5-1650 (6-Core; 12 MB L3-Cache; 3,5 GHz)GPU: 2 AMD FirePro D500 (je 3 GB GDDR5-Speicher)RAM: 16 Gigabyte (1866 MHz, DDR3 ECC, 4 Slots, erweiterbar)Bildschirmanschlüsse: bis zu drei 4K-Monitore oder sechs Full HD-Bildschirme (6 Thunderbolt 2-Anschlüsse, 1 HDMI 1.4)Speicher: 256 GB SSDSonstiges: 1 x HDMI (1.4, unterstützt 4K), 4 x USB 3.0, 6 x Thunderbolt 2, WiFi-Modul (802.11 a/b/g/n/ac), 2 Gigabit-Ethernet-Anschlüsse, Bluetooth 4.0, Kopfhöreranschluss (3,5 mm Klinke, mit Headset-Unterstützung), Kombinierter optisch-digitaler AudioausgangPreis: 4.000 Euro (getestete Variante)

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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