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Panasonic SC-GN01 im Test: Nackenlautsprecher ersetzt Ohrhörer

Neben dem Mausarm verbreitet sich gerade eine weitere „Bürokrankheit“: der Headset-Kopfschmerz. Egal ob In-Ear, On-Ear oder Over-Ear: Nach ein paar Stunden wird es unangenehm, bei einigen Menschen entstehen Spannungskopfschmerzen und/oder Druck in und um die Ohren.

Besonders betroffen davon sind Gamer*innen, die stundenlang ihrem Hobby frönen und Menschen im Home-Office, die aufgrund der räumlichen Distanz ständig für Calls und Meetings während des üblichen 8-Stunden-Tags bereit sein müssen.

Eine mögliche Lösung kommt in der Form von Nackenlautsprechern. Einer davon ist der Panasonic SC-GN01 (179 Euro UVP). Ich habe getestet, was das Gerät, das vom Hersteller als Gaming-Utensil beworben wird, wirklich kann.

Bequemer als es aussieht

Ich war skeptisch dem SC-GN01 gegenüber. Wenn schon ein Headset am Ohr drückt, wie unbequem wird es dann erst sein, wenn man sich Lautsprecher auf die Schultern legt? Die überraschende Antwort: gar nicht.

Der SC-GN01 ist mit 244 Gramm zwar nicht federleicht, man spürt ihn aber kaum, wenn man ihn auf die Schultern legt. Der Bügel ist aus flexiblem Gummi, so lässt sich der SC-GN01 einfach anlegen, passt sich an verschiedene Schulterhöhen an und ist auch für breite Nacken geeignet.

Selbst nach einem 8-Stunden-Arbeitstag vor dem Computer war er nicht ungut zu tragen. Auch die Wärmeentwicklung ist zu vernachlässigen, da er auf 4 erhabenen Gummifüßchen am Körper anliegt – darunter ist Platz für Luftzirkulation. Besonders im Sommer wird man dankbar dafür sein, speziell wenn man die Ohrensauna schon mal erlebt hat, die viele Over-Ear-Kopfhörer bei höheren Temperaturen auslösen.

Stromversorgung per USB

Der SC-GN01 funktioniert nur kabelgebunden. Dazu gibt es ein fest-installiertes USB-A-Kabel mit 3 Metern Länge und einen 3,5mm-Klinkenanschluss – ein 1,5 Meter langes Kabel wird mitgeliefert. Das nicht-abnehmbare USB-Kabel könnte ein Problem werden: Sollte das Kabel beschädigt sein, kann man den SC-GN01 wegschmeißen. Das USB-Kabel ist nämlich gleichzeitig die Stromversorgung.

Will man den Nackenlautsprecher per Klinke nutzen, muss man das USB-Kabel trotzdem anstecken, damit der SC-GN01 Strom bekommt. Dazu kann man entweder eine Powerbank mit USB-A-Anschluss nutzen oder einen entsprechenden Netzstecker, wie man ihn auch zum Laden des Smartphones verwendet. Im Test haben beide Methoden funktioniert.

Maximale Lautstärke bei USB 3.0

Allerdings muss man darauf achten, dass Powerbank und/oder Netzteil entsprechend Output haben (mindestens 900 mah). Ansonsten läuft der SC-GN01 nur in reduzierter Lautstärke.

An Computer, PS4/PS5 und Switch im Docking-Modus kann der SC-GN01 direkt per USB angeschlossen werden. Er funktioniert dann wie ein USB-Headset. Auch hier muss man auf den Output achten. Ein USB-2.0-Anschluss liefert nur 500 mAh, die maximale Lautstärke ist reduziert. Ein USB-3.0-Anschluss liefert die erforderlichen 900 mAh.

Eine Bluetooth- oder WLAN-Verbindung gibt es nicht. Der Grund dafür: Die kabellose Verbindung würde einen Akku erfordern, der dann wiederum das Gewicht des Geräts erhöht – was den Komfort reduzieren würde.

Einfache Steuerung mit Tasten

Bedient wird der SC-GN01 mit klassischen Tasten. Das dürfte vor allem User*innen freuen, die mit Wisch- und Klopfgesten auf glatten Kopfhörer-Oberflächen nichts anfangen können.

Auf der linken Seite sind die Tasten für das Stummschalten des Mikrofons und das Wechseln des Soundprofils (RPG, FPS, Voice, Music, Cinema, Stereo). Rechts ist Stummschalten für den Lautsprecher und die Lautstärketaste.

Beim Drücken der Tasten gibt es Sprachfeedback zur akustischen Bestätigung. Nur bei der Lautstärketaste gibt es Piep-Geräusche statt Sprache. Die Tasten sind einfach zu erfühlen, wenn man sich mal gemerkt hat, was wo ist. Faustregel: Vorne stumm, hinten Funktion.

Gaming

Bei der PS5 muss man darauf achten, den SC-GN01 nicht vorne anzuschließen (USB 2.0), sondern hinten (USB 3.0). Je nach Wohnzimmer-Situation können hier die 3 Meter Kabellänge knapp werden. Zur Entfernung zwischen Sofa und TV kommt eben noch der Längenverlust durch das Hintenanstecken dazu, sowie die tatsächliche Sitzposition auf der Couch – die wenigsten werden beim Zocken aufrecht auf der Sofakante sitzen. Wer sich nicht sicher ist, sollte den Abstand abmessen, wenn der Kauf des SC-GN01 überlegt wird.

Die 4 Lautsprecher im SC-GN01 liefern eine gute Separation, die besser als bei ähnlich teuren Gaming-Headsets mit Surround-Funktion ist. Man kann deutlich unterscheiden, ob die Klangquelle von vorne oder hinten kommt. Die maximale Lautstärke ist ebenfalls gut.

Der Bass ist nicht grollend, sondern eher peitschend-präzise. Für Shooter und die meisten Soundeffekte in Games ist das sehr gut. Der grollende Tieftöner geht aber bei der Atmosphäre ab. So richtig Eintauchen in die Klangwelt eines Videospiels kann man dadurch nicht, wie das etwa mit einem hochpreisigen Over-Ear-Headset möglich ist. Diese Tonabstimmung entspricht der aktuellen Entwicklung, wonach Gaming-Headsets eher in Richtung klare Töne gehen, um etwa bei kompetitivem Multiplayer die Gegner*innen besser zu hören.

Die Schwäche des SC-GN01 liegt in den Höhen. Hier wäre mehr drinnen gewesen. Beim Gaming fällt dies noch am wenigsten auf, beim Musikhören stört es. Positiv ist dafür der starke Fokus auf Sprache. Charaktere und Dialoge sind sehr gut zu verstehen, ebenso wie Sprachchats. Hier ist der SC-GN01 überraschend gut darin, die Spielesounds rauszufiltern und nur die eigene Stimme zu übertragen, wenn die Träger*in spricht.

Wenig Unterschied bei Tonmodi

Die verschiedenen Tonmodi machten im Test keinen hörbaren Unterschied. Das Profil FPS und RPG klingen fast komplett gleich, mit allen Stärken und Schwächen. Bei RPG wirkt der Klang minimal fülliger. Voice betont die Stimmen eine Spur mehr, allerdings sind die sowieso bei den anderen Profilen schon sehr deutlich.

Bei den Tests mit der Xbox Series X (Klinke am Controller) und Nintendo Switch (USB im Dock-Modus, Klinke im Handheld-Modus) gibt es keine wesentlichen Unterschiede beim Klang.

Musik und Filme

Beim Musikhören schwächelt der SC-GN01. Im Music-Modus klingt es noch am besten, was aber nicht viel heißt. Die Instrumente sind alle zu dumpf, es fehlen Höhen und Volumen. Die Stimmen der Sänger*innen sind dafür sehr gut hörbar. Wer statt Pop und Rock lieber a cappella und Hörbücher hört, wird Freude am SC-GN01 haben.

Bei Serien und Filmen ist es ähnlich. Brachiale Actionsequenzen wirken fad. Im Gegensatz zu Videospielen kommt der Surround Sound kaum zur Geltung, obwohl das Tonprofil Cinema nochmal versucht, den Klang etwas mehr auseinanderzuziehen.

Dialoge sind dafür wieder sehr gut verständlich. Wer Filme und Serien mit tiefgründigen Gesprächen statt One-Linern und Explosionen bevorzugt, liegt mit dem SC-GN01 richtig.

Home-Office

Panasonic bewirbt den SC-GN01 ausschließlich als „Gaming Nacken-Lautsprecher“, obwohl er das Home-Office mit Bravur meistert. Für Online-Meetings und Sprachchats ist er sehr gut geeignet.

Im Test mit MS Teams wurden Hintergrundgeräusche effektiv herausgefiltert. Tippen auf der Tastatur war gar nicht zu hören und nur sehr leise zu hören, wenn die Person mit dem SC-GN01 gleichzeitig gesprochen hat. Zum Test wurde der Fernseher im selben Raum aufgedreht. Selbst bei einer Lautstärke, die höher war als die angenehme Wiedergabelautstärke des SC-GN01, wurden diese Töne nicht mitübertragen. Für Meetings und Voicechats reicht die niedrigere Lautstärke, falls der SC-GN01 nur an einen USB-2.0-Anschluss angeschlossen werden kann.

Im Home-Office sind die 3 Meter Kabellänge ausreichend. Für die Berieselung mit Hintergrundmusik reicht die Tonqualität des SC-GN01. Da er kaum merkbar auf den Schultern liegt, gibt es auch am Ende des Arbeitstags keinen steifen Hals oder Verspannungen – zumindest nicht von dem Nackenlautsprecher.

Der offensichtliche Nachteil: Ein Lautsprecher ist kein Kopfhörer. Wer im selben Zimmer ist, hört alles mit. Für ein normales Großraumbüro ist der SC-GN01 also gar nicht geeignet und im Home-Office nur dann, wenn man alleine im Zimmer ist.

Hipster-Sam-Fisher mahlt seine Kaffeebohnen in einer Handmühle.

Fazit

Der SC-GN01 (erhältlich bei Amazon) ist eine Lösung für ein spezifisches Problem: Wenn man eigentlich ein Headset braucht aber kein Headset tragen will. Ob das jetzt beim Gaming oder im Home-Office ist, ist egal – in beiden Fällen erfüllt der SC-GN01 diese Rolle.

Dabei ist er bequemer als ein Headset, was eine wahre Erleichterung für Menschen ist, die von Kopfhörerbügeln Kopfschmerzen bekommen und mit In-Ears nichts anfangen können.

Demgegenüber steht die Tonqualität, die für ein 179 Euro teures Audio-Device etwas mau ist. Das ist zu einem der Bauform geschuldet. Zum anderen liegt das am Klangprofil und den internen Optimierungsmethoden, die dafür sorgen, dass Sprache nicht nur gut hörbar ist, sondern auch ohne Störgeräusche übertragen wird.

Wenn es rein um den Klang geht, bekommt man um 179 Euro Headsets, die weit besser klingen. Von denen wird aber keines so bequem sein wie dieser Nackenlautsprecher. Man muss sich also überlegen, was einem wichtiger ist.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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