GSP 500 von Epos im Test: Ein Gaming-Headset gegen das Erschrecken
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Üblicherweise dichten die großen Gaming-Headsets in Over-Ear-Bauweise die Ohren ab. So soll man tiefer in die Soundkulisse eintauchen und weniger Störgeräusche von außen mitkriegen.
Das funktioniert oft so gut, dass man einen halben Herzinfarkt kriegt, wenn beim Spielen von Resident Evil plötzlich die oder der Lebenspartner*in fuchtelnd neben einem steht, weil man sie oder ihn durch die Ohren-Abschottung weder rufen noch hergehen gehört hat. Weniger erschreckend aber mehr ärgerlich, ist ein überhörtes Klingeln an der Tür – weshalb das Paket, auf das man eigentlich gewartet hat, irgendwo in der Pampa bei einem Handyshop zur Abholung hinterlegt wird.
Den Ärger kann man sich ersparen, wenn man ein Headset mit offener Bauweise nutzt. Das hat zudem den Vorteil, dass der Klang natürlicher ist und nicht „gepresst“ wirkt – sofern der Hersteller die offene Bauweise richtig umsetzt. Epos versucht das mit dem "EPOS │SENNHEISER GSP 500" 149 Euro).
Kein Designhighlight
Optisch ist das GSP 500 nicht besonders aufregend: Schwarz mit roten Akzenten. Hinzu kommt mattsilber-eloxiertes Aluminium bei der Aufhängung der Bügel. Diese dritte Farbe ist jedenfalls keine optische Aufwertung, zumal es wie lackiertes Plastik aussieht. Hier hätte Epos Schwarz oder Rot eloxieren soll und dafür vielleicht weniger rote Akzente bei anderen Teilen setzen.
Die Form selbst ist eigenwillig. Selbst für ein Gaming-Headset wirkt das GSP 500 ziemlich groß – weil es das auch ist. Setzt man es auf, geht es stark in die Breite. Dazu kommt ein relativ wuchtiger Mikrofonarm, der dafür aber recht robust wirkt.
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Ergonomisch grenzwertig
Die Kopfhörer haben einen großen Spielraum in der Höhenverstellung (leider ohne sichtbare Markierung) und einen anpassbaren Anpressdruck. Das ist über einen Schieberegler oben am Bügel in 5 Stufen, jeweils für die linke und rechte Seite, möglich. Allerdings merkt man nur wenig Unterschied. Die Oberseite der Ohrmuschel bewegt sich dadurch minimal näher zum Ohr, fühlbar ist das kaum.
Dafür fühlt man aber schon nach gut einer Stunde einen Druck am Kopf, da wo der Bügel aufsitzt. Dies lässt sich nicht wegjustieren. Hier hilft nur den Bügel etwas verschieben am Kopf, damit sich die drückende Stelle erholen kann. Sieht man sich den Bügel genau an, findet man den möglichen Schmerzverursacher. Genau in der Mitte des Bügels ist die Polsterung dünner.
Seitlich am Kopf drückt es dafür nicht. Beim ersten Aufsetzen fühl es sich zwar so an, als könnte rund ums Ohr irgendwann ein Schmerz entstehen, aber schon nach wenigen Minuten ist dieses Gefühl verschwunden. Auch das Tragen von Brillen stört nicht, die dicke und weiche Polsterung der Ohrmuscheln gleicht das gut aus.
Features und Ausstattung
Die Lautstärke beim GSP 500 wird an der rechten Ohrmuschel mit einem großen, gut ertastbaren Rad eingestellt. Für die minimale und maximale Lautstärke gibt es einen Anschlag. Das ist vorbildlich.
Das Mikrofon schaltet automatisch auf stumm, wenn man es hochklappt. Es ist ein deutliches Klick zu hören, wenn man beim Hoch- unter Runterklappen die Grenze überschreitet, die das Stummschalten aktiviert bzw. wieder aufhebt. Auch das ist gut gelöst.
Im Lieferumfang sind 2 Klinkenkabel inkludiert. Das für PCs mit 2 Steckern ist großzügige 2,5 Meter lang. Das Kabel mit einem 3,5mm-Stecker ist 1,5 Meter lang. Für die Nutzung mit Notebooks, der Nintendo Switch oder den Xbox- und PS4/PS5-Controllern, ist das mehr als ausreichend.
Equalizer oder ähnliche Features direkt am Headset gibt es nicht. Für PC kann eine Software heruntergeladen werden, um den Klang anzupassen.
Klangqualität
Das für Gaming angepasste Tonprofil geht bewusst in die neutrale Richtung, mit merkbaren Mitten und Höhen. So sind Details besser hörbar, wie etwa Schritte von Feinden bei Shootern. Der Bass ist für ein Gaming-Headset eher zurückhaltend, was in dem Fall aber ein Vorteil ist: So dröhnt einem nicht nach einer Stunde spielen das Trommelfell.
Bei einigen Games wirkt der Klang deshalb aber fast schon zu sauber und zu differenziert. Der Trick, wie einem das GSP 500 dennoch in die akustische Atmosphäre eintaucht, schafft es durch die klar lokalisierbaren Lärmquellen. Das ist ua. durch die offene Bauweise möglich. Die Klänge wirken dadurch weniger zusammengepresst gegen das Ohr geknallt.
Eine einschlagende Granate ist etwa klar als rechts hinten hörbar, während links vorne gerade ein Panzer herandonnert. Wer viel Wert auf eine klare Abgrenzung der Klangquellen legt, wird mit dem GSP 500 gut bedient. Auch bei der Musikwiedergabe kommt das gut, wenn man tatsächlich die Klänge genießen und nicht bloß eine Bass-Kopfmassage bekommen will.
Die Sprachübertragung per Mikrofon hat eine sehr hohe Qualität. Eventuell muss man am PC oder in den Konsolen-Einstellungen die Empfindlichkeit sogar zurückschrauben, weil das Mikrofon sehr präzise die Töne aufzeichnet und die Sprache sonst etwas zu laut bei den Gesprächspartnern ankommt.
Zuhören und mithören
Der Nebeneffekt der offenen Bauweise: Man hört seine Umgebung. Das kann gut sein, wenn man eben nicht will, dass sich jemand an einen anschleicht oder dass man die Türklingel überhört. Auch kann man sich mit aufgesetztem Headset mit anderen Menschen unterhalten.
Wer aber von Mitbewohner*innen genervt ist, weil diese laut telefonieren/tippen/fernsehen/atmen, wird mit den GSP 500 nicht glücklich: Man hört diese unerwünschten Geräusche deutlich. Nachträglich zustoppeln kann man die GSP 500 nicht. Man sollte sich also vorher gut überlegen, ob man offene oder geschlossene Kopfhörer haben will.
Das Ganze geht aber auch in die andere Richtung. Bei halber Maximallautstärke hört man bei der Nintendo Switch die Hintergrundmusik des Spiels noch deutlich 3 Meter entfernt, wenn es im Raum sonst ruhig ist. Bei Maximallautstärke hört man die Musik auch noch 2 Räume weiter, wenn die Türen offen sind. Wer mit dem Headset unterwegs in Öffis, Zug oder Flugzeug zocken will, wird sich bei seinen Sitznachbar*innen nicht besonders beliebt machen.
Fazit
Die Klangqualität des GSP 500 überzeugt, wenn man saubere, klar hörbare Töne bevorzugt. Die offene Bauweise ist ein klarer Vorteil, wenn man nicht komplett abgeschottet von der Umgebung sein will – außerdem wird es dadurch nicht so heiß um die Ohren, wie bei geschlossenen Kopfhörern. Dafür muss man aber auch die Nachteile in Kauf nehmen: Mögliche Störgeräusche durch Mitmenschen und das mögliche Stören von Mitmenschen durch Spielgeräusche.
Was das GSP 500 für viele User disqualifizieren wird, ist der Komfort, bzw. der Mangel davon. Ich habe mehrere Personen das Headset testen lassen, bei allen drückte dieselbe Stelle am Kopf, bei manchen allerdings erst nach längerer Zeit als bei anderen. Hier muss man sich dennoch fragen, ob bei Epos niemand das Headset probegetragen hat, bevor es in die Massenproduktion geschickt wurde.
Das GSP 500 ist ab 113 Euro bei Amazon erhältlich. Das GSP 600 ist baugleich und hat eine geschlossene Bauweise. Es ist um 150 Euro bei Amazon erhältlich.
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