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Warum der Himmel zunehmend verschwindet

„Da, eine Sternschnuppe“, werden  diesen Monat wohl nicht viele Österreicher sagen, wenn ab 7. August die Perseiden  den Himmel  wieder zum Leuchten bringen.  Der Grund: Lichtverschmutzung. Laut der Sternwarte Gahberg sind nur das Hochgebirge sowie grenznahe und dünn besiedelte Gebiete gering belastet (siehe Grafik) und die Perseiden somit dort  noch sichtbar.

Ganz frei von Lichtverschmutzung sind aber auch diese Regionen nicht. Aktuelle Erhebungen des Projekts „Lebensraum Naturnacht“ vom Naturhistorischen Museum Wien (NMW) lassen etwa im Nationalpark Kalkalpen  unerwartet hohe Werte erkennen. 

Regionale Unterschiede

Seit der Erfindung des elektrischen Lichts vor 140 Jahren wird der Nachthimmel tendenziell heller. Schuld sind Straßenlaternen, Leuchtreklamen und andere Lichtinstallationen. Der Wiener Umweltanwaltschaft  zufolge sind in Österreich im Schnitt nur noch zehn Prozent der Sterne zu sehen.  „Es gibt große Unterschiede je nach Gebiet auf der Erde und auch in jedem Land. So ist es in den Benelux-Ländern eher hell, auch in Norditalien, während der Nachthimmel in Österreich noch etwas besser dasteht“, sagt Christian Köberl, Generaldirektor des NMW und stellvertretender Kommissionsvorsitzender der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). 

In einer Großstadt wie Wien sehe man auch bei gutem Wetter nur noch ein, zwei Dutzend der hellsten Sterne – was bereits die Erkennung von Sternbildern unmöglich mache. Ohne Lichtverschmutzung und bei klarem Himmel seien mit freiem Auge sonst mehrere Tausende Sterne zu sehen. Der Lichtsmog habe nicht nur negative Auswirkungen auf Astronomen, „sondern massive biologische Konsequenzen, die zu Artensterben und sogar erhöhten Krebsraten beim Menschen führen“, zeigt sich Köberl besorgt. 

Zu viele Satelliten

Neben künstlicher Beleuchtung auf der Erde sorgen auch Satelliten im Orbit für Lichtsmog. Und die blinkenden Flugkörper werden ebenfalls mehr: Die unlängst publik gemachten Pläne der nächsten Jahre umfassen Zehntausende Satelliten, die in den erdnahen Weltraum gebracht werden sollen. Laut  ÖAW-Kommission werden in der Endausbaustufe mit dem bloßen Auge mehr Satelliten am Nachthimmel zu sehen sein als Sterne. 

Allein Ende Mai brachte das private Raumfahrtunternehmen SpaceX von Elon Musk 60 Satelliten gleichzeitig ins Weltall. Der Milliardär will für sein Projekt „Starlink“ ein weltweit verfügbares Internet schaffen und dafür 12.000 Satelliten in den Orbit verfrachten. Zahlreiche Astronomen, darunter Köberl, üben scharfe Kritik: „Tausende Satelliten sollen in die Umlaufbahn gesetzt werden, nur um den Größenwahn von Herrn Musk aufzublasen. Die haben das Potenzial, Beobachtungen in dunklen Gebieten völlig zu stören.“  
Weiters sei dieses Projekt ein „ökologischer Wahnsinn“: massenhaft vergeudete Ressourcen, kosmischer Müll, der im Dauerregen auf die Erde fallen wird, potenzielle Störungen anderer Satelliten und die Gefahr für Luftverkehr und Umweltverschmutzung. 

Während Köberl kaum Hoffnung auf Besserung hat – „Geltungswahn und Profit übertrumpfen leider alles“ – gibt Günther Wuchterl , Leiter der Kuffner-Sternwarte, einen Lichtblick auf eine künftig mögliche Orbitsäuberung: „Wir arbeiten alle daran. Es geht nicht, dass jeder seine Satelliten unkontrolliert hinaufschießt. Die International Astronomical Union  kümmert sich um diese Ordnung, ist aber auf Unterstützung angewiesen. Es braucht Verfahren, bei denen internationale Interessen abgeklärt werden.“

Was wir tun können

Aber auch jeder Einzelne von uns kann gegen  Lichtsmog vorgehen. Laut der Umweltberatung ist in erster Linie die Lichtdauer und -intensität im Außenbereich auf das Nötigste zu beschränken. Bäume sollten keinesfalls beleuchtet werden; auch aus dem Grund, weil das Brutgeschäft von Vögeln damit behindert wird und Insekten angelockt werden, sodass sie ihre Futtersuche aufgeben. 

Um Wege zu erhellen, sind Zeitschaltuhren und Bewegungsmelder ratsam – die Leuchten außerdem  in geringer Höhe anzubringen, um Streulicht weitgehend zu vermeiden. Insbesondere seien sogenannte Full-Cut-Off-Lampen zu verwenden, die nach oben und den Seiten hin abgeschirmt sind. LED-Lampen sollten zudem nur warmweißes Licht ausstrahlen.

Wo man die Perseiden sieht

Die  heurigen Perseiden sind laut  Wuchterl noch „exzellent sichtbar, aber heikel“ – der Mond muss umschifft werden. „Man muss  in den Nächten vor der Nacht vom 12. auf 13. August schauen und  der Lichtverschmutzung entkommen.“ Am besten hoch hinauf: Auf 2.000 Metern Höhe sei das Sternenlicht um 20 Prozent heller. Die beste Lösung seien  Almen. „Doch jeder Himmel hat seine Vorteile. Der Alpenhimmel ist beispielsweise einzigartig“, sagt er. Besonders geeignet sei auch die Zone von Mariazell bis Tamsweg, am besten den Naturparks entlang.  Generell empfiehlt es sich, Perseiden erst nach Mitternacht zu beobachten. Wer früh beginnt, also schon am 7. August, könne dies zwischen 22.30 Uhr und 1 Uhr nachts tun – „da steht der Radiant schon hoch“.

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Andreea Bensa-Cruz

Andreea Bensa-Cruz beschäftigt sich mit neuesten Technologien und Entwicklungen in der Forschung – insbesondere aus Österreich – behandelt aber auch Themen rund um Raumfahrt sowie Klimawandel.

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