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Hacks gegen die Corona-Krise: Algorithmus schafft Platz in Öffis

Distanz zu halten, wie es die Gesundheitsregeln während der Corona-Krise vorschreiben, ist in öffentlichen Verkehrsmitteln nicht immer einfach. Aus Angst vor einer Ansteckung bleiben die Fahrgäste aus und greifen auf das Auto oder andere Fortbewegungsmittel zurück. Das Team des Projekts Public Spacers will sicherstellen, dass Leute, die dieser Tage öffentliche Verkehrsmittel benutzen müssen, sich auch sicher fühlen können und hat mit seiner Lösung die österreichische Ausgabe des Online-Hackathons Hack the Crisis gewonnen.

Bei dem vom Thinktank Austrian Startups gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium veranstaltete Wettbewerb ging es darum, Lösungen zu finden, die im Umgang mit der Corona-Pandemie helfen können. Im Fokus standen dabei die Bereiche Gesundheit, Notfallmaßnahmen, Bildung und Wirtschaft.

Empfehlungssystem für Fahrgäste

Im Rahmen des Siegerprojekts hat das vierköpfige Team um Martin Huber ein Empfehlungssystem entwickelt, das in die Apps öffentlicher Verkehrsanbieter integriert werden kann und Passagiere so in Züge verteilt, dass auch genügend Abstand gehalten werden kann.

Oben: Martin Huber (Dental Manufacturing Unit GmbH), Mentorin Claudia Falkinger (ÖBB), Georg Schelkshorn (TouchLay GmbH) Unten: Victoria und Laura Osterloh (Zalando SE)

"Ein Algorithmus errechnet die besten Verbindungen für die Fahrgäste", sagt Huber, der im Zivilberuf beim Salzburger Start-up Dental Manufacturin Unit tätig ist, das Automatisierungslösungen für die Medizinbranche entwickelt: "Es geht darum, die Auslastung so zu gestalten, dass es zu den gängigen Verkehrsspitzen am Morgen und am Abend zu einer entsprechenden Verteilung kommt.

Leute, die öffentliche Verkehrsmittel nutzen wollen, haben über die Software die Möglichkeit, ein Zeitfenster anzugeben innerhalb dessen sie zur Arbeit fahren wollen. "Die App schlägt dann das Verkehrsmittel mit der geringsten Auslastung vor", erläutert Huber. Über die App soll auch die Verteilung der Passagiere auf die Züge gesteuert werden können. So können etwa bestimmte Wagons für Leute, die besonders gefährdet sind freigehalten werden.

Die durch die App generierten Daten sollen dabei helfen, den Algorithmus zu verbessern. "Die Daten, die wir erhalten verwenden wir für Prognosen", erklärt Huber.

Basis für Public Spacers ist eine Software der ÖBB, die sich gerade im Betatest befindet und die Auslastung von Wagons anzeigen soll. "Das ist als Komfort-Feature geplant, wir haben es einen Schritt weitergedacht", sagt Huber.

Lernhilfe für Schüler

Ausgezeichnet wurde auch das Projekt weiterlernen.org, das Studierende mit Schülern zusammenbringt, die Unterstützung beim Lernen brauchen. So können Schüler, deren Eltern arbeiten müssen und keine Zeit haben, gemeinsam mit den Studierenden ihre Übungen erledigen und Nachhilfe in Anspruch nehmen.  

Das Netzwerk soll auch nach der Corona-Krise genutzt werden, heißt es in einem Video zu dem Projekt: Man wolle einen nachhaltigen Beitrag zum Bildungssystem leisten.

Initiiert wurde die Idee für den Krisen-Hackathon in Estland, wo Mitte März Hack the Crisis erstmals stattfand. Seither gab es in fast 50 weiteren Ländern weltweit solche Wettbewerbe. Man sei in regem internationalen Austausch, erzählt Johanna Einsiedler vom Veranstalter des österreichischen Wettbewerbs, Austrian Startups. In den nächsten Wochen - voraussichtlich Mitte April - sei auch ein EU-weiter Hack the Crisis-Wettbewerb geplant.

Bei der österreichischen Ausgabe von Hack the Crisis konnten zunächst Organisationen aber auch Einzelpersonen Problemstellungen einreichen. Danach fanden sich Teilnehmer in Gruppen zusammen, um die Probleme zu lösen. In Teams von 4 bis 8 Personen entwickelten sie am vergangenen Wochenende über Tools wie Slack und Zoom mit der Unterstützung von Mentoren schließlich Ideen und Projekte. Eine Jury wählte am Montag die Siegerprojekte aus. Daneben wurde über eine Online-Abstimmung auch ein Community-Preis vergeben.

Community-Preis an Gutschein-App

Den sicherte sich die App Resq, über die Gutscheinpakete von Restaurants und kleinen Unternehmen erstanden werden können. Die Einnahmen sollen den Betreibern helfen, durch Sperren entgangene Umsätze wettzumachen und durch die Krise zu kommen. Insgesamt wurde bei dem Hackaton an rund 50 Projekten gearbeitet. Mehr als 500 Leute nahmen daran teil. 

Und wie geht es jetzt mit den Projekten weiter?

Vier der Projekte werden in ein Nachfolgeprogramm zu dem Hackaton von Austrian Startups aufgenommen. "Unser Ziel ist es, sie mit unseren Ressourcen und unserem Netzwerk weiter zu unterstützen", sagt Einsiedler. Aber auch die anderen Projekte könnten umgesetzt werden: "Die Qualität war durch die Bank sehr hoch."

Die Weiterentwicklung des österreichischen Siegerprojekts will das Team um Martin Huber noch diese Woche in Angriff nehmen. Bis zum Wochenende will man weitere Details ausarbeiten, danach soll weiter daran gefeilt werden. Nach Ostern will man das Projekt schließlich Mobilitätspartnern vorstellen. "Damit man auch einen Nutzen davon hat."

Das alles soll neben der eigentlichen beruflichen Tätigkeit passieren. "Es läuft ausschließlich am Abend ab 18.00 Uhr und ist eigentlich ein bisschen viel", erzählt Huber: "Aber wir sind motiviert, das durchzuziehen."

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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