Streaming

Apple schießt im Streit mit Spotify scharf zurück

Apple wehrt sich gegen die Vorwürfe, dass es seine Marktmacht missbraucht, um seinem Streaming-Dienst Apple Music einen Vorteil gegenüber Spotify zu verschaffen. In einem Brief, der unter anderem von Techcrunch veröffentlicht wurde, nimmt der US-Konzern erstmals dazu Stellung. „Wir finden es bedenklich, dass Sie um Ausnahmen von Regeln bitten, die für alle Entwickler gelten, und weisen öffentlich alle Gerüchte und Halbwahrheiten über unsere Dienste zurück“, so Bruce Sewell, Leiter von Apples Rechtsabteilung, in einem Brief an Spotify. Die App wurde laut Sewell abgelehnt, da diese Apples Richtlinien für In-App-Käufe verletzt habe.

Teurer für Apple-Kunden

Streit gibt es darum, auf welchem Wege ein Spotify-Abo gebucht werden kann. Apples App-Regeln schreiben vor, dass zusätzliche Funktionen zum Kauf auch innerhalb der Anwendung zum Kauf angeboten werden müssen. Bisher behielt Apple dabei 30 Prozent vom Kaufpreis ein. Nach zuletzt angekündigten Änderungen sollen es bei Abos nach einem Jahr Laufzeit nur noch 15 Prozent sein.

Spotify regelte es bisher so, dass ein kostenpflichtiges Premium-Abo zur uneingeschränkten Nutzung des Dienstes beim Abschluss im Web knapp zehn Euro oder Dollar kostete - und in der iPhone-App rund 13 Euro oder Dollar. Damit reichte Spotify die Apple-Abgabe an die Nutzer weiter und empfahl ihnen zugleich, sich das Abo direkt auf der Website zu holen. In der neuen Version der Anwendung entfernte Spotify die Möglichkeit zum In-App-Kauf ganz - und sie darf nach Angaben des schwedischen Musikdienstes jetzt nicht in den App Store.

Wettrennen um Vorherrschaft

Der schwedische Anbieter ist nach wie vor der Marktführer im Geschäft mit Streaming-Musik, bei der die Songs direkt aus dem Netz abgespielt werden. Spotify hat rund 100 Millionen Nutzer, von denen gut 30 Millionen zahlende Abo-Kunden sind. Apple Music, das im Gegensatz zu Spotify keine Gratis-Version mit Werbung hat, kommt ein Jahr nach dem Start auf 15 Millionen Abo-Kunden.

Die Regelung, dass beim Verkauf von Abos und digitalen Inhalten in iOS-Apps für iPhone und iPad grundsätzlich die In-App-Käufe auf der Apple-Plattform genutzt werden müssen, gilt für alle Anbieter. Nicht alle wollen die Erlöse mit Apple teilen. So gab die „Financial Times“ ihre Anwendung für den App Store deswegen auf und setzt auf eine Web-App. Und in der Kindle-App von Amazon kann man keine E-Books kaufen, sondern nur die direkt auf der Plattform des Online-Händlers erworbenen Bücher lesen.

Regeln gelten für alle

Spotifys Chefjurist Horacio Gutierrez kritisierte das System scharf. „Diese jüngste Episode weckt ernsthafte Besorgnis nach dem Wettbewerbsrecht sowohl der USA als auch der EU“, schrieb der den Berichten zufolge. „Damit setzt sich ein beunruhigendes Muster im Verhalten von Apple fort, bei dem es darum geht, Spotify auf iOS auszuschließen und als Konkurrenten von Apple Music weniger wettbewerbsfähig zu machen.“ Gutierrez arbeitete früher beim Windows-Riesen Microsoft, der wiederholt im Visier von Wettbewerbs-Ermittlungen der EU-Kommission stand.

Apples Chefjurist Bruce Sewell erklärte am Freitag in der Antwort, die von den Blogs „Buzzfeed“ und „Recode“ komplett veröffentlicht wurde, der iPhone-Konzern verletze keine Wettbewerbsregeln. „Unsere Richtlinien gelten gleichermaßen für alle App-Entwickler, egal ob sie Spiele-Entwickler, E-Book-Verkäufer, Videostreaming-Dienste oder Anbieter digitaler Musik sind; und sie gelten unabhängig davon, ob sie mit Apple konkurrieren oder nicht.“ Auch habe Apple seine Regeln nicht geändert, als man zum direkten Konkurrenten von Spotify wurde.

Buhlen um Tidal

Unterdessen ist Apple im Konkurrenzkampf um die Zukunft des Musikgeschäfts nach Informationen des „Wall Street Journal“ an dem rivalisierenden Streamingdienst Tidal des Rap-Musikers Jay Z interessiert. Demnach will Apple die starken Verbindungen von Tidal zu Musikgrößen wie Kanye West und Madonna nutzen, um den eigenen Service attraktiver zu machen. Ein Tidal-Sprecher sagte der Zeitung zwar, dass keine Gespräche zwischen Apple und „Managern von Tidal“ gegeben habe. Diese Formulierung schließt allerdings nicht aus, dass Tidal-Eigentümer oder Personen aus dem Umfeld von Jay Z mit Apple gesprochen haben könnten. Der Rapper hatte die Plattform im Frühjahr vergangenen Jahres für rund 56 Millionen Dollar übernommen.

Apple hatte seinen Streaming-Dienst auf dem Service des Kopfhörer-Anbieters Beats Electronics aufgebaut, der vor zwei Jahren für rund drei Milliarden Dollar übernommen wurde.

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