Ein iPhone 8 mit einer Augmented-Reality-App
Ein iPhone 8 mit einer Augmented-Reality-App
© REUTERS/EDGAR SU

Wikitude

Augmented Reality: "Der nächste Schub kommt von Apple"

"Wenn man auf sein Telefon schaut und nicht mehr unterscheiden kann, was ein realer und was ein virtueller Gegenstand ist, dann haben wir es geschafft", sagt Philipp Nagele, Technikchef von Wikitude. Die in Salzburg, Wien und San Francisco ansässige Firma ist einer der weltweit führende Anbieter von Augmented Reality-Technologien. Auf mehr als 20.000 Apps laufen die Programme von Wikitude, mehr als eine Milliarde Mal wurden sie weltweit heruntergeladen.

Bis Augmented Reality (AR) den Massenmarkt erreiche, werde es noch einige Zeit dauern, meint Nagele unter Verweis auf Analysteneinschätzungen. "2019 oder 2020 könnte es soweit sein." Das Nintendo-Spiel Pokemon Go sei zwar für die öffentliche Wahrnehmung von AR sehr hilfreich gewesen und habe der Industrie sehr geholfen, mittlerweile sei das Interesse aber wieder abgeflacht: "Pokemon Go war eher die Ausnahme als die Regel."

Apple vor Markteintritt

Im Konsumentenbereich werde der nächste große Schub für Augmented Reality von Apple ausgehen, prognostiziert der Wikitude-CTO. Mit der Version 11 seines mobilen Betriebssystem iOS hat der iPhone-Hersteller sein AR-Entwicklertool ARKit präsentiert (die besten neuen AR-Apps). "Die Marketing-Power von Apple wird AR weiter nach vorne treiben." In der Branche gehe man davon aus, dass Apple auch an einem headmounted Display arbeite, sagt Nagele: "Sie werden es aber erst dann bringen, wenn es für die breite Masse akzeptabel ist." Nachsatz: "Einen solchen Player brauchen wir."

Industrieanwendungen

Die nächsten Fortschritte werde AR im Industrieumfeld machen. Etwa durch den Einsatz in der Wartung und der Produktion, wo mit Datenbrillen ausgestattete Arbeiter Bedienungsanleitungen sehen oder Hilfestellungen in der Fertigung abrufen könnten. In der Industrie seien die Vorteile klar darstellbar, rechnet Nagele vor: "Wenn ich Prozesse von 30 auf 20 Minuten schrumpfen kann, dann habe ich einen finanziellen Vorteil und kann auch höhere Investitionen rechtfertigen."

Wikitude, das 2009 unter dem Namen Mobilizy startete, hat sich mit dem Markt verändert. Zu Beginn wollte man mit einem Augmented-Reality-Browser, ein zentrales Einfallstor für AR-Anwendungen etablieren. Trotz mehr als 25 Millionen Downloads weltweit, sei es aber nicht möglich gewesen, darauf ein tragfähiges Geschäftsmodell aufzubauen, erzählt Nagele. "Wir sind ein techniklastiges Unternehmen und hätten uns zur Werbefirma entwickeln müssen. Die Kompetenzen waren einfach nicht da."

Prominente Kunden

Gleichzeitig bekam Wikitude aber zunehmend Anfragen von Firmen, die die Software des Unternehmens nutzen wollten. Seither wird die hauseigene Technologie lizenziert. Die Kundenliste ist ansehnlich. Bei den Olympischen Spielen in London 2012 kam die Wikitude Software ebenso zum Einsatz wie bei den Europameisterschaften 2016 in Frankreich. Zu den Unternehmen, die die Wikitude-Technologie einsetzen zählen auch das Time Magazine, der Autohersteller Ford und die Filmfirma 20th Century Fox. Heuer erwartet Wikitude einen Umsatz von 2,5 Millionen Euro.

Von Österreich aus den Weltmarkt zu bedienen, habe sowohl Vor- als auch Nachteile, weiß Nagele. Know-how und Ausbildungen seien in Österreich sehr gut. Vor allem in Wien, wo auch der US-Anbieter Daqri gerade eine Forschungseinrichtung aufbaue, tue sich sehr viel. Auf der anderen Seite sei es schwierig aus, die Wahrnehmung in den großen Märkten sicherzustellen. Mittlerweile verfügt Wikitude auch über eine Dependance in San Francisco: "Alles was die Hardware-Entwicklung angeht, sitzt zu 90 Prozent im Silicon Valley."

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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