© Jürgen Christandl, kurier

Online-Glücksspiel

Belgische Polizei befragt bwin.party-Vorstand

Die belgischen Behörden werfen dem österreichisch-britischen Sportwettenkonzern vor, seine Dienste illegal anzubieten. Seit der Neuregelung des Glücksspielmarkts sind in Belgien nur wenige Anbieter zugelassen, bwin.party befindet sich - wie mehr als 50 andere Plattformen - auf einer sogenannten schwarzen Liste.

"Vollständige Kooperation"
Der Konzern bestätigte, dass Teufelberger nach einer Rede bei einer Glücksspielkonferenz in Brüssel von den belgischen Behörden um eine Befragung ersucht worden sei und sich dieser freiwillig unterzogen habe. Der Vorstand kooperiere vollständig.

Die belgischen Behörden nutzten Teufelbergers Belgien-Aufenthalt, um ihn persönlich zu befragen. Der Österreicher, Mitbegründer und langjähriger Co-Chef von bwin, hatte in Brüssel bei einer Tagung der European Gaming & Betting Association (EGBA) eine Rede gehalten. Nach dem Mittagessen soll er sich einverstanden erklärt haben, mit den Beamten mitzugehen, schreibt der britische "Telegraph". Die Befragung soll bis kurz vor 18 Uhr gedauert haben.

Im Clinch mit Behörden
bwin.party liegt mit den belgischen Behörden seit einiger Zeit im Clinch. Heuer wurden bereits drei Plattformen des Konzerns geblockt.

In Belgien ist das Online-Glücksspiel sehr streng reguliert. Nur wenige Unternehmen, die auch terrestrisches Glücksspiel im Land anbieten, sind offiziell zugelassen, unter ihnen die Casinos Austria.

bwin.party hatte sich erfolglos für eine Konzession beworben. Der Konzern hält die belgischen Vorschriften für EU-rechtswidrig. Die EGBA, der bwin.party angehört, hat bereits bei der EU-Kommission Beschwerde eingereicht.

Rechtliche Grauzone
In vielen europäischen Ländern operieren Online-Glücksspielanbieter in einer rechtlichen Grauzone. Während nationale Gesetzgeber vielfach Roulette und Co. im Internet den jeweiligen Monopolisten vorbehalten wollen, argumentieren private Firmen mit den Verkehrsfreiheiten der EU. bwin.party arbeitet etwa mit einer Lizenz aus Gibraltar und ist der Auffassung, mit dieser in der ganzen Union anbieten zu dürfen.

EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier pocht seit längerem auf die Harmonisierung des - rasant wachsenden - Online-Glücksspielmarkts in Europa. bwin.party-Aktien haben am Dienstag in London mehr als vier Prozent verloren.

Turbulente Erfahrungen
Teufelberger hatte vor Jahren bereits ähnlich turbulente Erfahrungen gemacht. Im Herbst 2006 wurden er und sein damaliger Vorstandskollege bei bwin, Manfred Bodner, bei einer Pressekonferenz in Monte Carlo wegen des Verdachts auf illegales Glücksspiel festgenommen. Die beiden Manager mussten vier Tage hinter schwedische Gardinen verbringen.

bwin.party ist im März 2011 aus der Fusion der Wiener bwin mit der britischen PartyGaming hervorgegangen und der größte börsenotierte Online-Glücksspielanbieter der Welt. 2011 setzte das Unternehmen rund 816 Millionen Euro um.

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