Grüne: Garagen-Nachnutzung beim Bau bedenken
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Die Wiener Grünen sehen in der Automobilindustrie einen überraschenden Verbündeten im Bemühen, die Anzahl der Fahrzeuge in der Stadt zu reduzieren. Zukunftstrends wie selbstfahrende Autos oder Carsharing werden künftig dazu führen, dass sich die Platznutzung in Garagen stark verändern wird, davon ist Christoph Chorherr, Stadtplanungs-Sprecher der Wiener Grünen, überzeugt: "Selbstfahrende Autos werden vielleicht in zehn bis zwanzig Jahren auf der Straße zugelassen werden. Doch das autonome Einparken und Fahren in Parkgaragen wird wahrscheinlich früher möglich sein."
Selbstständig einparkende Autos verbrauchen wesentlich weniger Platz. "In bestehenden Garagen könnten also 30 bis 40 Prozent mehr Autos geparkt werden." Beim Umbau bereits existenter Garagen sowie beim Neubau von Garagen sollte man bereits heute bedenken, wie Garagen künftig genutzt werden können, warnt Chorherr. "Bereits jetzt herrscht ein großer Leerstand in Garagen. Vielleicht sollte man Garagen künftig also so bauen, dass sie nicht nur als Garage dienen können."
Parkhäuser statt Tiefgaragen
In der Vorstellung der Grünen sollten Garagen künftig eher oberirdisch als unterirdisch gebaut werden, mit größeren Raumhöhen. Nicht mehr benötigte Garagen könnten so zu Gebäuden mit Büro-, Wohn- und Gewerbeflächen umgebaut werden. Mehrstöckige Garagen unter der Erde würden dagegen zwangsläufig zu "leerstehenden Katakomben". Die Grünen wollen deshalb im kommenden Jahr eine breitere öffentliche Diskussion zum Garagenbau anregen. Außerdem befinde man sich in Gesprächen mit Automobilindustrie (u.a. Magna) und Garagenbetreibern (u.a. Wipark), um das Thema Garagennachnutzung bewusster zu machen.
Chorherr verweist auf zwei Projektgebiete, in denen die Garagennachnutzung bereits bedacht wird. In der Seestadt Aspern werde etwa eine Garage errichtet, die zu einem späteren Zeitpunkt umgebaut werden kann. Außerdem wird im Stadtentwicklungsgebiet um den Wiener Hauptbahnhof an einer Hybrid-Garage gearbeitet. Die bestehenden Projekte sollen als Vorbild für weitere Stadtentwicklunggebiete, etwa dem Nordbahnhof, dienen.
Unklare Auto-Zukunft
Ob in Zukunft allerdings tatsächlich weniger Stellplätze in Garagen bzw. weniger Platz dafür benötigt wird, steht freilich noch nicht fest. Die Automobilindustrie beschäftigt sich mit ihren großen Zukunftstrends autonomes Fahren, Carsharing und Elektromobilität. Welche Parkplatz-Bedarfsszenarien dadurch in Zukunft entstehen, ist aber noch unklar. Derzeit werden im Wohnbau aufgrund gesetzlicher Auflagen Tiefgaragen eingeplant. Pro 100 Quadratmeter Nutzfläche muss ein Auto-Stellplatz geschaffen werden. Die Stadt Wien fördert zudem den Garagenbau, um die Parkplätze entlang der Straße zu reduzieren.
Viele Neubau-Bewohner schätzen die komfortable Praxis, den Aufzug in die Tiefgarage nehmen und direkt in das eigene Fahrzeug steigen zu können. Oberirdische Parkhäuser würden hier einen subjektiven Qualitätsverlust bedeuten. Die Automobilindustrie wird außerdem kaum daran interessiert sein, die Anzahl der Fahrzeuge zu reduzieren. Beim Carsharing scheint der leichte Zugang direkt am Straßenrand erwünscht zu sein.
Forschung und Diskussion
Ob große Parkhäuser also sinnvoll sind, ist fraglich. Die Grünen wollen deshalb weitergehende Forschung zu dem Thema vorantreiben. Im nächsten Jahr soll es Veranstaltungen geben, an denen verschiedene Interessensgruppen teilnehmen sollen, um verschiedenste Fragen zur Garagennachnutzung zu diskutieren. Wo und wann diese Veranstaltungen stattfinden werden, ist noch unklar. Chorherr: "Die Veranstaltungen werden so angekündigt werden, dass sie alle Interessierten mitbekommen werden." Die Grünen erwarten sich jedenfalls einen regen Austausch von Automobilindustrie, Parkgaragenbetreibern und der universitären Forschung.
E-Mobilitäts-Probleme
Abseits der Garagennachnutzung müssen in naher Zukunft weitere verkehrstechnische Probleme gelöst werden, etwa jenes der öffentlichen Ladestellen-Infrastruktur für Elektroautos in der Stadt. Die Elektromobilitätsbranche beklagt hier eine Blockadehaltung der Grünen in der Stadtregierung. Während erstere mehr Anreize zur elektrischen Fortbewegung fordert, streben die Grünen eine Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs im Allgemeinen, sowie eine Umgestaltung des öffentlichen Raumes an.
Chorherr ist der Überzeugung, dass der Interessenskonflikt überbetont wird und gemeinsame Lösungen gesucht werden. "Für uns hat das Laden in der Garage Priorität, und nicht überall und um jeden Preis im öffentlichen Raum." Dass durch die Haltung etwa Carsharing mit Elektrofahrzeugen erschwert wird, sieht Chorherr ein. "Da gilt es, Lösungen zu finden."
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