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Soziale Netzwerke

Jugendforscher: Teenager leben online

90 Prozent der 14- bis 19-Jährigen nutzen Facebook. Dabei spielen die Pflege sozialer Kontakte und Zeitvertreib eine herausragende Rolle. „Das Internet ist aus ihrem Leben nicht mehr wegzudenken. Jugendliche von der Online-Welt abzuschneiden wäre problematisch", sagt Matthias Rohrer. Communitys bieten eine Bühne zur Selbstdarstellung und Selbstvermarktung. Eine wichtige Grundregel für soziale Online-Netzwerke laute „du darfst kein MOF (Mensch ohne Freunde, Anm.) sein" - und das müsse man auch zeigen.

Ein großer virtueller Freundeskreis bedeute „Sozialprestige in der Gesellschaft der Gleichaltrigen", so Rohrer. „Zwischen 200 und 500 sollte man schon haben." Zu viele - zB. 10.000 - werden dann aber dennoch als übertrieben empfunden.
Dadurch herrscht hoher sozialer Druck. Gleichzeitig unterliegen die Jugendlichen „Visibilitätszwängen", das bedeutet: Man muss zeigen, wer man ist bzw. als wer man gesehen werden will. Tut man das nicht, wird man ausgeschlossen. „Ist man online nicht dabei, fällt man auch offline raus", meint der Jugendforscher.

Ab dem Alter von zehn Jahren nimmt die Kontrolle durch die Eltern ab, sagt Rohrer. „Bei den 13- bis 14-Jährigen ist kaum mehr elterliche Kontrolle vorhanden."

Gefahren werden kaum wahrgenommen
Die Gefahren des Internets werden nur am Rande bis gar nicht wahrgenommen. Das Bewusstsein, dass etwas passieren kann, ist zwar da, aber „die jungen Internetnutzer denken, dass nur andere davon betroffen sind", so Rohrer. Ein Drittel der Facebook-Nutzer hat ein komplett offenes Profil. Das große Problem dabei: Die Jugendlichen überschätzen ihr Know-how im Hinblick auf Sicherheitseinstellungen. Dem Jugendforscher zufolge hat sich in Untersuchungen gezeigt, dass Jugendliche, die meinten, ein uneinsichtiges Profil zu haben, in Wahrheit keinerlei Sicherheitseinstellungen getätigt hatten.

Das Risikobewusstsein ist niedrig, gleichzeitig können viele Jugendliche von negativen Erfahrungen berichten. Rund ein Drittel hat bei einer Befragung des Instituts für Jugendkulturforschung angegeben, dass „jemand meine Freunde/Freundinnnen beschimpft hat", fast jeder Vierte gab an, dass er schon einmal „blöd angemacht" wurde, genauso viele haben die Erfahrung gemacht, dass „jemand Unwahrheiten über mich verbreitet hat". Davon, dass ein „Freund" Fotos ins Netz gestellt hat, die „mir unangenehm waren", konnte fast jeder fünfte Befragte berichten.

Cyber-Mobbing
Als Besonderheiten des Cyber-Mobbings (im Vergleich zu offline Mobbingfällen) führte Rohrer an, dass sich die Inhalte schneller verbreiten, diese einer größeren Gemeinschaft zugänglich sind und sie kaum aus dem Netz entfernt werden können. Und: „Sie machen auch vor den eigenen vier Wänden nicht halt". Hatte man als gemobbter Schüler zumindest daheim seinen Frieden, setzt sich das Mobbing via Internet zuhause fort. Die vermeintliche Anonymität des Internet senkt zudem die Hemmschwelle. Speziell dabei ist auch, dass sich unter den Tätern auch immer mehr weibliche Personen finden.

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