Privatsphäre ist wieder gefragt
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Das Wort „Hemlis“ bedeutet auf Schwedisch Geheimnis. Geheim sollen auch die Nachrichten bleiben, die über den gleichnamigen Instant-Messaging-Dienst verbreitet werden, der schon bald für Smartphones mit den Betriebssystemen Android und iOS verfügbar sein wird. Und SMS und Diensten wie WhatsApp Konkurrenz machen will. „Sämtliche Kommunikation, die über Netzwerke geführt wird, wird von Behörden und privaten Unternehmen überwacht. Die Politik wird das nicht ändern. Deshalb haben wir uns entschlossen, einen Dienst zu entwickeln, der nicht ausspioniert werden kann“, sagt Hemlis-Mitgründer Peter Sunde.
Hemlis, das die Daten seiner Nutzer verschlüsselt und nicht auf zentralen Servern speichert, ist eines von vielen Start-ups und Projekten, die nach den Enthüllungen des Ex-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden über die Überwachung der National Security Agency (NSA) und anderer Dienste auf Produkte zum Schutz der Privatsphäre setzen oder Bewusstsein für den Datenschutz stärken wollen.
Wachstumsmarkt
Zwar lässt sich noch kein Massenexodus bei Facebook & Co. feststellen. Die Nachfrage nach sicheren Kommunikationsmitteln ist aber gestiegen. Der Tor-Browser, der die anonyme Nutzung des Internets verspricht, vermeldete nach den NSA-Enthüllungen starke Zuwächse. Auch alternative Suchmaschinen, wie DuckDuckGo, die anders als die Angebote von Google, Yahoo oder Microsoft keine Nutzerprofile speichern, konnten die Zahl ihrer Nutzer verdoppeln.
„Sowohl Unternehmen als auch Verbraucher interessieren sich mehr denn je für Verschlüsselung und private Kommunikation. Bisher war das zu kompliziert oder nur Fachleuten vorbehalten“, sagt Steffan Heuer, Co-Autor des Ratgebers zur digitalen Selbstverteidigung „Mich kriegt ihr nicht“. „Jetzt sehen Experten darin einen der größten Wachstumsmärkte der kommenden Jahre.“
Infos auf Fotos
Der österreichische Techniker Adrian Dabrowski arbeitet ebenfalls an einem Forschungsprojekt zum Schutz der Privatsphäre. Mit dem Picture Privacy Policy Framework, kurz P3F, sollen sich Personen, die unfreiwillig vor die Linse von Digitalkameras geraten sind, gegen die Veröffentlichung der Fotos in sozialen Netzwerken zur Wehr setzen können.
„Das Problem ist, dass Fotos auf denen zufällig Leute fotografiert wurden, nicht nur im Netz auftauchen, sondern dass sie in den Metadaten auch Informationen, etwa über den Zeitpunkt oder den Ort der Aufnahme, enthalten“, sagt Dabrowksi. Auch Experimenten mit Gesichtserkennung, wie sie Facebook oder Google vorbereiten oder bereits durchführen, könne damit ein Riegel vorgeschoben werden.
Spiel mit Daten
Die Datensammelwut großer Internet-Unternehmen hat das in Wien entwickelte Online-Spiel Data Dealer zum Thema. Das Spiel, das derzeit auf Einladung getestet werden kann, dreht den Spieß um. Es ermöglicht es Nutzern, sich in die Rolle von Datenhändlern zu versetzen, die mit den Daten ihrer Nutzer Milliarden verdienen. „Wir wollen darüber aufklären, welche persönlichen Daten es gibt, wer sie warum sammelt und welche Auswirkungen das auf den Einzelnen haben kann“, sagt Wolfie Christl, der das nicht auf Gewinn ausgerichtete Spiel, mitentwickelte. Immerhin: Auf der Online-Plattform Kickstarter konnte das Spiel mehr als 50.000 Dollar an Spenden lukrieren, Anfang 2014 wird es in deutscher und englischer Sprache verfügbar sein.
Auch die Datenspionage der Geheimdienste wird bei Data Dealer, dessen Entwicklung vor den Snowden-Enthüllungen begann, thematisiert. „Private Unternehmen sammeln Daten, der Staat greift darauf zu“, sagt Christl. „Ich wünsche mir mehrere kleine Dienste, die man selbstbestimmt nutzen kann, anstatt große Konzerne, die ihren Nutzern kaum Möglichkeit geben, über ihre Daten zu verfügen.“
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