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Aggregationsdienst

Rivva feiert ein Revival

Entwickler Frank Westphal kündigte heute „mit großer Freude“ die Wiederbelebung im Rivva-Blog an – und die ersten Nachrichten sind auch bereits wie gehabt unter rivva.de zusammengestellt. Rivva zeigt ähnlich wie Google News basierend auf Weblinks die Resonanz auf deutschsprachige Blog- und Zeitungsartikel an. Damit bietet Rivva eine zentrale Orientierungsfunktion im deutschsprachigen Social Web.

Westphal musste seinen Dienst nach rund vier Jahren Laufzeit aus finanziellen Gründen im Februar einstellen, nachdem Vermarktungsversuche keinen angemessenen Erfolg gebracht hatten. Deutsche Verlage wie Burda hatten lieber eigene Aggregationsdienste wie nachrichten.de gestartet, anstatt einem bereits bestehenden und beliebten Dienst eine Finanzspritze zu gewähren. Für die deutschsprachige Blogosphäre war das Aus ein großer Verlust, da sich viele Blogger an Westphals Dienst orientiert hatten. Zuletzt hatte jedoch die Qualität spürbar nachgelassen, da Westphal nicht mehr viel Zeit in die Pflege und Weiterentwicklung investieren konnte.

Nun aber kann Westphal mit Hilfe des bayerischen Autobauers BMW als zahlungskräftigem Werbepartner seinen kleinen Bot wieder aufleben lassen. Gegenüber futurezone sagte er: „Anfangs sah ich keinen Sinn weiterzumachen, doch nach unzähligen Gesprächen wurde langsam klarer, welchen Weg sich der Fluss wohl bahnen müsste.“ Sein Vorsatz: „Dieses Mal möchte ich weniger offene Baustellen haben und mehr Fokus bewahren.“ Außerdem soll es weniger Features geben. Westphal will „mehr den wesentlichen Kern heraus schälen und verbessern. Das News-Ranking der Startseite beispielsweise musste komplett neu und wird die kommenden Wochen noch viel Feintuning erfahren.“ Blogvermarkter Mokono wird den Aggregationsdienst künftig vermarkten. Mokono-Geschäftsführer Vasco Sommer-Nunes spielte zwischen Westphal und BMW den enthusiastischen „Matchmaker“. Er sieht in dem Relaunch für alle Beteiligten einen „großen Gewinn“.

Sommer-Nunes hält Rivva für sehr speziell und für eine „Internetperle“. Der Bot sei anders als Aggregationsdienste wie Digg oder Wikio in der Blogosphäre stärker verwurzelt, da er näher am Puls des Geschehens sei und von einem enthusiastischen Coder entwickelt werde. Sommer-Nunes: „Meiner Meinung nach sind die Aggregationsergebnisse einfach interessanter“. Man spüre es einfach, wenn Westphal an seinem Bot weiterschraubt und poliert.

Werbepartner gut ausgewählt
BMW will als Werbepartner seiner neuen Marke „BMW i“ mehr Aufmerksamkeit verschaffen. Doch den Autokonzern als Werbepartner zu gewinnen, war nicht ganz einfach, gesteht Blogvermarkter Sommer Nunes gegenüber der futurezone: „Wir haben lange gewuchtet, bis wir eine Marke finden konnte, die das versteht, was das für ein Dienst ist.“

BMW habe erst einmal ein Verständnis für die Blogosphäre entwickeln und erkennen müssen, so Sommer-Nunes, wie Blogger die Medienlandschaft nachhaltig prägen. Dabei habe BMW festgestellt, dass es eine hohe Schnittmenge mit der neuen Submarke „BMW i“ gibt. Diese befasst sich mit neuen mobilen Diensten und beinhaltet auch die Förderung von Start-ups, die neue Mobilitätskonzepte entwickeln. Die Schnittmenge bestehe darin, dass Blogger auch die Zukunft mitgestalten, da sie sich zu vielen Themen Gedanken machten.

Sommer-Nunes zeigt sich optimistisch: Zwar entdeckten auch andere Unternehmen zunehmend die Bedeutung der Blogosphäre, doch noch herrsche die alte Denkweise vor. Sie setze auf eine Kontrolle der traditionellen Medienlandschaft über einen engen Kontakt zu den jeweiligen Redakteuren. Sommer Nunes: „Hier müssen manche erst noch umdenken, dass das mit der Kontrolle nicht mehr so funktioniert.“

Augenmerk liegt auch auf Social Media
Das neue Rivva berücksichtigt nicht nur die Resonanz bei Twitter, sondern auch von Facebook-Likes und –Shares. Kurz vor seiner Einstellung galt als grobe Faustregel: Mehr als zwei Blog-Verlinkungen beziehungsweise rund 30-Twitter-Erwähnungen genügen für einen Blog-Beitrag, um in die Rivva-Newsliste aufgenommen zu werden. Die Messlatte für professionelle Nachrichtendienste lag etwas höher. Das neue Rivva verfügt über eine andere Gewichtung: Auch eine einzige Blog-Verlinkung kann genügen, wenn die Resonanz bei Twitter und Facebook entsprechend hoch ist.

Neu ist auch das Layout, das einen Auszug der Resonanz auf die Blogbeiträge in einer rechten Spalte bereits auf der Startseite anzeigt. Dabei wird auch immer ein Tweet zitiert. Wieder mit dabei sind auch Themenbereiche, die unterhalb eines Videoblocks angezeigt werden: Hier werden Nachrichten nach den Themen „Technologie“, „Medien, „Politik“, „Wirtschaft“, „Kultur“, „Leben“ und „Recht“ sortiert. Das alte Ressort „Nachhaltigkeit“ fehlt.

Finanzierung steht bis Ende des Jahres
Die Finanzierung von Rivva ist bis Dezember 2011 gesichert. Sommer-Nunes: „Wir müssen dafür sorgen, dass sich die Visits stabilisieren und nach oben gehen. Außerdem wollen wir weitere Werbepartner finden.“ Für Frank Westphal sei es nur wichtig, dass er sich keine Sorgen über seinen Lebensunterhalt machen muss. Er wolle nämlich einfach nur coden, frei entwickeln und Rivva weiterbauen.

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Christiane Schulzki-Haddouti

Christiane Schulzki-Haddouti berichtet seit 1996 als freie IT- und Medienjournalistin über das Leben in der Informationsgesellschaft. Wie digitale Bürgerrechte bewahrt werden können, ist ihr Hauptthema. Die europäische Perspektive ist ihr wichtig – da alle wichtigen Entscheidungen in Sachen Internet in Brüssel fallen.

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