Brian Krzanich, Intel-CEO (links im Bild), zeigt einen Wafer im Oval Office
Brian Krzanich, Intel-CEO (links im Bild), zeigt einen Wafer im Oval Office
© REUTERS/JOSHUA ROBERTS

„Wie eine Infomercial“

Twitter verspottet Intel-Besuch bei Trump

Der Chiphersteller Intel will 7,0 Milliarden Dollar (6,5 Mrd Euro) in die Fertigstellung eines US-Werks stecken. Das kündigte Vorstandschef Brian Krzanich am Mittwoch bei einem Treffen mit US-Präsident Donald Trump in Washington an. Durch die Investition werde der Produktionsstandort Chandler im US-Bundesstaat Arizona erweitert. Die Komplettierung der seit Jahren im Ausbau befindlichen Fertigungsstätte in den nächsten drei bis vier Jahren werde rund 3000 Arbeitsplätze entstehen lassen.

Mit dem Schritt unterstütze man die Steuer- und Regulierungspolitik, mit der die Trump-Administration Vorteile für die Produktion in den USA schaffe, so der Intel-Chef. Ein Sprecher der Regierung bezeichnete die Entscheidung des Chipherstellers als „Beleg für den Erfolg der neuen Wirtschaftspolitik“ in den USA.

Projekt bereits unter Obama bekannt

Auf Twitter sorgte jedoch die Art und Weise der Ankündigung für Spott. Intel hat also eine drei Minuten lange Infomercial im Oval Office produziert und die Presse hat das gezeigt - kostenlos!“, schrieb etwa ein Twitter-Nutzer. Insbesondere die Tatsache, dass Trump Krzanich darum bat, die im Werk gefertigten Chips zu zeigen, sorgte für Probleme. Denn Krzanich zeigte im 10-Nanometer-Verfahren gefertigte Chips - im neuen Werk in Arizona werden diese aber bereits im 7-Nanometer-Verfahren gefertigt. Und auch Trump warb auf Twitter fleißig mit dem knapp drei Minuten langen Presse-Termin.

Das „Fab 42“ genannte Werk war allerdings zuvor schon von Barack Obama gefeiert worden. Trumps Vorgänger hatte die Fabrik 2012 als Beispiel gelobt für ein „Amerika, das die nächste Generation von Jobs im verarbeitenden Gewerbe anzieht“. Etliche Unternehmen haben seit dem Wahlsieg Trumps, der vehement mehr Produktion und Jobs in den USA fordert, Werbung für ihre Investitionspläne im Land gemacht. Häufig ging es dabei aber um bereits zuvor bekannte Projekte.

Eigentlich nicht mit Trump kompatibel

Der Besuch von Krzanich bei Trump war überraschend, denn Intel war eines jener Unternehmen, die sich öffentlich gegen das vom US-Präsidenten verhängte Einreiserverbot ausgesprochen haben. Zudem fiel Intel in den vergangenen Jahren vor allem mit kostspieligen Diversity-Förderprogrammen auf und kündigte an, dass bis 2020 die eigene Belegschaft die amerikanische Bevölkerung widerspiegeln soll. Somit dürfte der Chip-Konzern eigentlich wenig mit dem US-Präsidenten gemein haben, der umstrittenen Äußerungen zu Frauen und Minderheiten tätigte.

Für die Fertigstellung des Werks in Arizona wird Intel sein geplantes Ausgabenbudget für 2017 nicht erhöhen. Mit der Hightech-Fabrik will der Konzern die Fertigung der nächsten Chip-Generationen forcieren. Intel versucht, sich aus der Abhängigkeit vom schrumpfenden PC-Markt zu befreien. Deshalb wird die Produktion stärker auf Rechenzentren und Cloud-Computing sowie die Vernetzung von Alltagstechnik und Maschinen im Internet der Dinge ausgerichtet. Im April 2016 hatte der Konzern angekündigt, im Rahmen dieser Umstellung 12 000 Jobs zu streichen. Zuletzt hatte Intel weltweit etwa 106 000 Mitarbeiter.

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