Mit zunehmender Vernetzung der Haushaltsgeräte steigt auch der Grad der Überwachung
Mit zunehmender Vernetzung der Haushaltsgeräte steigt auch der Grad der Überwachung
© Reuters

IFA 2014

Vernetzte Haushaltsgeräte setzen sich nur langsam durch

Vernetzte Haushaltsgeräte stehen unter anderem im Fokus der Elektronikmesse IFA. Samsung warf dabei einen Blick in die Zukunft über das Jahresende hinaus. Spitzenmanager Boo-Keun Yoon präsentierte Ideen für vernetzte, modulare Wohnungen als Lösung für die wachsende Bevölkerung in Städten. Er stellt sich Wohnungen vor, in denen sich Wände flexibel verschieben lassen und die mit Hilfe von Sensoren viele Aufgaben automatisch für ihre Bewohner übernehmen.

„Technologie muss in die Lebenswelt der Menschen passen, ihre Bedürfnisse erahnen und erfüllen“, sagte Yoon am Freitag auf der Messe. „Die Technologie, die wir heute in unserem Zuhause sehen, ist erst der Anfang.“

Waschmaschinen im Internet

Auf der IFA präsentieren auch Hausgerätehersteller wie Bosch, Siemens und Miele ihre Ideen für Backöfen und Waschmaschinen, die über Apps gesteuert werden können. „Konnektivität ist der wichtigste Trend für unsere Industrie auf der IFA“, sagte Miele-Chef Reinhard Zinkann.

„Temperatur, Backzeiten und Rezepte können über eine App abgerufen und eingestellt werden“, wirbt Siemens-Hausgerätechef Roland Hagenbucher in Berlin für seine vernetzte Reihe. Das gleiche funktioniere auch mit der Spülmaschine. In Zukunft kann der Kunde womöglich auch noch über eine Kamera via Internet sehen, was er noch im Kühlschrank hat.

Die Kunden stehen den vernetzten Haushaltsgeräten bisher zögerlich gegenüber. „Aus langer Erfahrung können wir sagen, dass sich das nur sehr langsam am Markt durchsetzt“, sagt Zinkann. „Ich glaube aber, dass die Nachfrage ab jetzt deutlich ansteigen wird.“

Sprachverwirrung

Ein Stolperstein ist, dass es keinen gemeinsamen Standard gibt, so dass Geräte der verschiedenen Unternehmen nicht ohne weiteres verbunden werden können. Die Miele-Waschmaschine spricht nicht mit einem Siemens-Trockner, der Samsung-Herd versteht den Liebherr-Kühlschrank nicht. Hat der Verbraucher Geräte verschiedener Hersteller in Küche und Waschraum, dann braucht er für jeden Anbieter eine eigene App.

Die Branche hat das Problem zwar erkannt, angesichts der internationalen Verflechtungen auch über Europa hinaus wird eine Lösung aber noch lange auf sich warten lassen. „Ein gemeinsamer Standard würde das Geschäft beflügeln, wenn man mit einer App alle Geräte steuern kann“, räumt Zinkann ein. „Langfristig führt an einer gemeinsamen Lösung kein Weg vorbei.“

Open Interconnect Consortium

Samsung arbeite daran, sagte Yoon. Auch die europäische Hausgeräteindustrie beschäftigt sich mit dem Thema. Die Schwerfälligkeit der Europäer bei der Suche nach einem gemeinsamen Standard könnte vor allem Samsung in die Hände spielen. Zusammen mit Intel treiben die Koreaner im Open Interconnect Consortium ihre Vorstellungen einer offenen Plattform voran. „Wir als Samsung können hier eine führende Rolle übernehmen“, sagt Yoon. Zudem zeichnet sich ein Formatstreit ab.

AllSeen Alliance

Mit AllJoyn versucht Qualcomm das Fundament für einen solchen Standard zu legen. Die Idee dahinter ist, das Durcheinander der Vielzahl an bestehenden Transfer-Protokollen abzubauen. Dafür wurde die AllSeen Alliance ins Leben gerufen, der unter anderem Technologieriesen wie Sony, Microsoft, LG, Panasonic oder HTC angehören.

HomeKit

Auch Apple ist nicht untätig und hat eine Plattform für Heimvernetzung angekündigt. Mit HomeKit hat Apple auf der Entwicklerkonferenz WWDC ein Protokoll vorgestellt, mit dem das iPhone zur zentralen Fernbedienung für das Smart Home werden soll. HomeKit soll in das neue Betriebssystem iOS 8 integriert sein und Herstellern von smarten Haushaltsgeräten ein Protokoll zur Verfügung stellen, mit dem sie die Steuerung ihrer Geräte direkt in iOS einbetten können.

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