US-Präsident Trump greift mögliches Missbrauchsopfer an
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#WhyIDidntReport: Donald Trump löst Protestwelle aus

Die Frontalattacke von US-Präsident Donald Trump gegen die Professorin Christine Blasey Ford im Streit um den Richter Brett Kavanaugh hat im Internet eine Welle der Empörung ausgelöst. Auf Twitter zeigten sich am Freitag Zehntausende Menschen unter dem Hashtag #WhyIDidntReport solidarisch mit Ford. Die Ernennung Kavanaughs für den Supreme Court könnte trotzdem schon am Montag praktisch fix sein.

Ford beschuldigt den erzkonservativen Kandidaten für das mächtige Oberste US-Gericht, vor dreieinhalb Jahrzehnten während einer Teenager-Party über sie hergefallen zu sein. Kavanaugh weist die Anschuldigung zurück.

Frist

Der Vorsitzende des Justizausschusses im Senat, Chuck Grassley, hatte eine Frist bis Freitagabend gesetzt, bis zu der die Anwälte der Frau erklärten sollten, ob ihre Mandantin am Mittwoch nächster Woche vor dem Ausschuss aussagen will oder nicht. Falls nicht, wolle der Ausschuss bereits am Montag über die Bestätigung der Nominierung des Richters entscheiden. Die Anwälte der Frau erbaten sich am Freitagabend eine weitere Bedenkzeit von 24 Stunden. Ob der Bitte entsprochen wird, war zunächst nicht klar.

Die Vorwürfe gegen Kavanaugh sind inzwischen Gegenstand einer ausgewachsenen parteipolitischen Schlammschlacht in Washington geworden. Die Demokraten sehen eine Chance, Kavanaughs Nominierung hinauszuzögern, bis sich nach der Zwischenwahl am 6. November möglicherweise die Mehrheitsverhältnisse im Senat ändern und der erzkonservative Richter verhindert werden könnte.

Umstrittener Tweet

US-Präsident Donald Trump will indes von seinem Kandidaten nicht abrücken und hat öffentlich die Glaubwürdigkeit von Ford infrage gestellt. In einem Tweet forderte Trump am Freitag die Psychologie-Professorin auf, ihre Anschuldigungen zu untermauern. Er habe keinen Zweifel, dass sich Ford oder ihre "liebevollen Eltern" damals sofort an die Strafverfolgungsbehörden gewandt hätten - falls die Attacke auf Ford so schlimm gewesen sei, wie sie es nun sage, schrieb Trump bei Twitter. Sie solle Ort und Zeit des angeblichen Übergriffs offenlegen.

Zahlreiche Frauen und Männer, auch Prominente, schilderten nach dem Trump-Tweet ihre eigenen Fälle sexuellen Missbrauchs und warum sie niemandem etwas davon erzählten. "Ich wurde zweimal sexuell missbraucht. Einmal, als ich ein Teenager war. Ich habe 30 Jahre gebraucht, um es meinen Eltern zu sagen", erklärte die Schauspielerin Alyssa Milano ebenfalls auf Twitter.

Die Schauspielerin Ashley Judd, eine der Frauen, die den Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein der sexuellen Belästigung beschuldigte, erklärte: "Als es das erste Mal passierte, war ich sieben." Als sie Erwachsenen davon erzählt habe, hätten diese erwidert, der Täter sei ein "netter alter Mann, der es nicht so gemeint hat". Als sie mit 15 Jahren ein weiteres Mal vergewaltigt worden sei, habe sie es nur ihrem Tagebuch anvertraut.

Auch Republikaner entsetzt

Auch die republikanische US-Senatorin Susan Collins, Mitglied im Justizausschuss, zeigte sich erschüttert: "Ich war entsetzt vom Tweet des Präsidenten", sagte sie US-Medien. Es sei bekannt, dass sexuelle Übergriffe zu den am seltensten gemeldeten Fällen gehörten. Daher sei der Tweet des Präsidenten "völlig unangemessen und falsch".

Ford hatte nach eigener Schilderung erst 2012, während einer Paartherapie mit ihrem Ehemann, erstmals genauer von der sexuellen Attacke erzählt, die sie als 15-Jährige erlebt habe. Opfer von sexueller Gewalt scheuen häufig aus Scham und Furcht davor zurück, von den traumatischen Erlebnissen zu erzählen.

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