Studie

OECD: Österreich hinkt bei Digitalisierung hinten nach

Skandinavien ist der Vorreiter bei der Digitalisierung. Österreich gehört nicht dazu. „Die Anpassung an die globale digitale Revolution verlief in Österreich langsamer als in den am meisten fortgeschrittenen OECD-Ländern“, schreiben die OECD-Experten im aktuellen Österreich-Länderbericht.

In einigen Bereichen der Digitalisierung sei Österreich führend, aber gesamt gesehen schreite die Digitalisierung langsamer voran als etwa in Finnland, Schweden, den Niederlanden und Dänemark, sagte die stellvertretende OECD-Generalsekretärin Mari Kiviniemi am Montag bei der Präsentation des 144-Seiten-Länderberichts mit Schwerpunkt Digitalisierung in Wien.

Wettbewerbsnachteile

Der Abstand Österreichs zu den digital besonders fortschrittlichen Ländern würde sich eher vergrößern. Kiviniemi erinnerte daran, dass in der Digitalwirtschaft ein langsamer Wandel gefährlich sei, weil das Prinzip „The winner takes it all“ gelte.

Österreich und Deutschland liegen bei vielen Digitalindikatoren über dem Schnitt der 35 OECD-Industrienationen, aufstrebenden Schwellenländer und EU-28-Mitgliedstaaten, aber hinter den digitalen Vorreitern aus Skandinavien.

6,66 Prozent der Niedrigqualifizierten verfügen in Österreich über fortgeschrittene Digitalkenntnisse, im OECD-Schnitt waren es 6,95 Prozent; in den Vorzeigeländern Niederlande waren es 12,59 Prozent und in Dänemark 12,79 Prozent. Bei Hochqualifizierten liegt der Wert in Österreich bei 50,15 Prozent, im OECD-Schnitt waren es 47,72 Prozent, in Schweden (61,12 Prozent) und in den Niederlanden (62,74 Prozent).

Empfohlene Maßnahmen

Die OECD empfiehlt einige Maßnahmen, damit der digitale Wandel in Österreich beschleunigt wird: Die im Jänner präsentierte „Digital Roadmap“ der Bundesregierung sollte mit Zeitplänen und messbaren Zielvorgaben versehen werden und die „Roadmap“ sollte auch die digitalen Kompetenzen von kleinen Unternehmen fördern. Im Rahmen der Breitbandstrategie 2020 raten die OECD-Experten dazu, den Wettbewerb für Breitbanddienstleistungen zu erhöhen und den Markteintritt neuer Breitbandanbieter zu erleichtern.

Außerdem sollte nach Ansicht der OECD ein effektiverer Datenschutz gefördert werden; weiters sollten Cybersicherheit und Verbraucherschutzes gestärkt werden. Um sogenannte „Crowdworker“ besser zu vertreten und zu schützen, sollten Arbeitsrecht und Institutionen in Österreich angepasst werden, empfehlen die OECD-Experten.

Infrastrukturminister Jörg Leichtfried (SPÖ) verwies bei der Präsentation des OECD-Berichts darauf, dass Österreichs Leitbetriebe beim Digitalisierungsgrad mit den Skandinaviern mithalten könnten, aber Nachholbedarf bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) bestehe. Aus der Breitbandmilliarde gebe es 20 Mio. Euro an Förderungen speziell für KMU.

5G-Strategie noch im Sommer

Bei der nächste Mobilfunkgeneration 5G will Leichtfried Österreich an die Spitze bringen. Noch immer Sommer werde eine 5G-Strategie präsentiert. Die schnelle Mobilfunkgeneration sei nötig, um automatisiertes Fahren und das Internet der Dinge zu ermöglichen.

In der Schule ist laut dem Infrastrukturminister „eine radikale Wende“ notwendig, um eine digitalisierte Schule zu schaffen. Programmieren sei die nächste Kulturtechnik neben Lesen, Schreiben und Rechnen. Leichtfried erneuerte eine Forderung von Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ), Gratis-Laptops und -Tablets für Schüler zu ermöglichen. „Was früher die Bleistifte und Zirkel waren, sind heute Laptops and Tablets.“

Jährlicher Digital-Gipfel

Die für Digitalisierung zuständige Staatssekretärin Muna Duzdar (SPÖ) erklärte bei der Pressekonferenz, dass bei der „Digital Roadmap“ ein Monitoring vorgesehen sei. Es sei ein jährlicher Digital-Gipfel geplant, wo die Entwicklung der „Digital Roadmap“-Indikatoren diskutiert werde. „Wir wollen zu den Besten gehören“, sagte Duzdar. Es gehe bei der digitalen Gesamtstrategie der Bundesregierung darum, dass von der Digitalisierung „alle Österreicher profitieren“ und die digitale Kluft geschlossen werde. Auch in der Schule dürften die digitalen Chancen, „nicht von den Geldtaschen der Eltern abhängig sein“. Auch Duzdar sprach sich für Tablets und Laptops für alle Schulkinder aus.

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