© kebox, fotolia

Neues Portal

Umweltbundesamt: "Open Data ist zeitgemäß"

Ende Juni ist das Open Data-Portal data.umweltbundesamt.at gestartet worden. Was war die Motivation dahinter und wie lange wurde an der Umsetzung gearbeitet?
Das Umweltbundesamt bietet schon seit vielen Jahren über die Unternehmenswebsite Daten, Reports und Hintergrundinformationen über alle Umweltthemen und -medien an. Auf dem neuen Open Data-Portal stehen nun Informationen in Form eines Datenkatalogs gesammelt zum Download bereit. Dem Launch des neuen Portals ging eine mehrmonatige Entwicklung und Planung voraus.

Wie wichtig ist Open Data aus der Sicht des Umweltbundesamts?
Das Umweltbundesamt steht für einen offenen Zugang zu Umweltdaten. Nur auf Basis sachlicher Informationen können Diskussionen zwischen den einzelnen Interessensgruppen stattfinden und wissensbasierte Entscheidungen getroffen werden. Als zentrale Experteneinrichtung für Umweltfragen in Österreich ist dem Umweltbundesamt eine Faktenabwägung auf Basis guter Informationsquellen ein großes Anliegen. Open Data ist für uns daher nicht nur ein Schlagwort, sondern eine zeitgemäße Form der Umweltinformation.

Derzeit gibt es Daten zu Naturschutz, Landbedeckung und Luft. Welches Datenangebot kommt in den nächsten Monaten hinzu?
Wir erhalten seit dem Launch des Portals zahlreiche Anfragen nach einer Erweiterung der Daten, insbesondere für die Bereiche Wasser, Luft und Strahlenschutz. Der Ausbau des Portals und das Einspielen weiterer Datensätze werden nach Maßgabe der budgetären Möglichkeiten stattfinden.

Was kann man mit den Daten zu den Themen Naturschutz & Landbedeckung eigentlich machen?
Ziel des Open Data-Portals ist es, Daten in einer Form zur Verfügung zu stellen, in der sie weiterverarbeitet werden können. Mit diesen Daten können neue Applikationen und Tools durch die Open Data Community entwickelt werden, die dazu dienen, die Umweltinformation in Österreich zu verbessern.

In welchem Format werden die Daten bereitgestellt?
Die Daten liegen weitgehend in downloadbaren Standard-Fileformaten vor, die von der Community leicht gelesen und genutzt werden können. Die Ozondaten sind über eine .json-Schnittstelle als Webservice verfügbar, wie es für die Anwendung in Smartphone-Apps erforderlich ist.

Vor einem Jahr wurde bereits eine App zu den lokalen Ozondaten entwickelt, als eine Art "Showcase". Ist etwas Ähnliches auch noch mit weiteren Umweltdaten geplant?
Es gibt auch bereits eine Feinstaub-App, die Feinstaubwerte in der Nähe des Users liefert und vor Überschreitungen der Schwellenwerte warnt. Das Umweltbundesamt unterstützt die Entwicklung von Apps, indem wir die erforderlichen Informationen bereit stellen. Unserer Experten arbeiten aber diesbezüglich nicht kontinuierlich mit EntwicklerInnen zusammen.

In Großbritannien gibt es beispielsweise ein App mit Flutwarnungen in Echtzeit aus der lokalen Umgebung. Ist Derartiges auch für Österreich geplant?
Echtzeitdaten zu Pegelständen werden in Österreich von den Bundesländern in unterschiedlichem Ausmaß erhoben. In einigen Bundesländern sind Warnsysteme bereits vorhanden.

Wie sieht es mit Daten zur Radioaktivität aus, werden diese im Zuge von Open Data zur Verfügung gestellt?
Aktuelle Daten zur Radioaktivität bietet das Lebensministerium unter www.strahlenschutz.gv.at.

Das Open Government Data Portal der Europäischen Kommission wird von Neelie Kroes Ende September gestartet. Wie wird das Open Government Data-Portal des Umweltbundesamts mit der derzeitigen Entwicklung auf EU-Ebene synchronisiert?
Das Umweltbundesamt arbeitet in vielen Umweltfragen eng mit der Europäischen Kommission zusammen. Durch unsere Kontakte zu den Entscheidungsträgern auf EU-Ebene sind wir über aktuelle Entwicklungen im Bereich Open Government gut informiert und können diese schon gut im Vorfeld unserer Entwicklungen berücksichtigen.

In Österreich gibt es die Bund-Länder-Städte übergreifende Kooperation Open Government Data (OGD). Ist geplant, dass sich das Umweltbundesamt daran beteiligt?
Das Umweltbundesamt hat bereits um die Aufnahme in diese Plattform angesucht.

Wo sehen Sie bei Open Government Data derzeit die größten Hürden?
Die Umsetzung von Open Government Data steht vor mehreren Herausforderungen: rechtliche Fragestellungen, mögliche Fehlinterpretationen, unsachliche Verknüpfungen, Datenqualität bei unaufbereiteten Daten oder die Vertraulichkeit von Informationen. Ausbau und Betrieb eines Open Data Portals hängt natürlich auch von den finanziellen Möglichkeiten ab. Es bietet aber die Chance, Umweltinformation zeitgemäß für alle User einfach, kostenlos und zentral zugänglich zu machen. Das Umweltbundesamt wird deshalb weiter bemüht sein, hier eine gute Balance zu finden.

Mehr zum Thema

  • Open Government Data Graz ab sofort online
  • Open Government Data Konferenz zieht Bilanz
  • Stadt Salzburg setzt auf Transparenz
  • Auch Vorarlberg gibt Daten frei
  • Offenes Datenportal des Bundes: Best of Beta

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

mehr lesen
Barbara Wimmer

Kommentare