Europäische Vielfalt bei Netzneutralität
Europäische Vielfalt bei Netzneutralität
© Michael Wesseng

Deutschland

Vodafone und Telekom fühlen sich ungerecht behandelt

Ungewohnte Einigkeit zwischen Vodafone und Telekom Deutschland: Die Vorstandschefs der beiden konkurrierenden Telefon-Konzerne beklagen, dass sie am Aufschwung des Internets zu wenig verdienen. Dass die stark regulierten Telekommunikationsfirmen mit Milliardenaufwand die Netze bauten, auf deren Basis Internet-Unternehmen wie Google oder Facebook dann gewaltige Gewinne machten, bereite ihm große Sorgen, sagte Vodafone-Chef Vittorio Colao der „Süddeutschen Zeitung“ (Samstagausgabe).

„Die Internetdienste nehmen uns kein Geschäft weg, aber sie nehmen uns Dienste weg“, sagte der Konzernchef. Die Internetfirmen verdienten ihr Geld mit Werbung. „Die kapitalisieren die Daten, die sie bekommen. Das dürfen wir als Telekommunikationsanbieter nicht.“

Großteil der Gewinne im Silicon Valley

Die beiden Welten wüchsen zusammen, das erfordere eine neue, einheitliche Regulierung mit gleichen Regeln für alle. „Unter den Telekommunikationsanbietern herrscht enormer Wettbewerb. In der Internetwelt gilt dagegen: 'The winner takes it all'.“

Auch die Telekom Deutschland ärgert sich, dass Google, Facebook und Co die Datennetze mit Videos und Bildern fluten, die Bonner daran aber kaum mitverdienen. „Wir sind die einzigen, die die Infrastruktur bauen, die Grundlage für die heutige digitale Ökonomie ist“, hatte Telekom-Deutschland-Chef Tim Höttges erst am Donnerstag gesagt. Ein Großteil der Gewinne werde aber bereits im Silicon Valley abgeschöpft.

Angriff auf die Netzneutralität?

„Die Telekom-Branche in Europa ist zusammen so viel Wert wie Google“, klagte er über die Bewertung der Firmen an der Börse. Deshalb sucht die Telekom händeringend nach Wegen, um mit ihren Netzen mehr Geld zu verdienen. Wie diese Geschäftsmodelle aussehen könnten, blieb vorerst unbeantwortet.

Die Bundesregierung will Milliardensummen aus der bevorstehenden Veräußerung von Mobilfunk-Frequenzen für den Ausbau des Breitbandnetzes verwenden. Die Erlöse sollten „zu einem großen Teil wieder in die digitale Wirtschaft zurückfließen“, sagte Infrastrukturminister Alexander Dobrindt am Freitag bei einem Treffen mit Telekommunikationsfirmen und Kabelnetzbetreibern in Berlin. Mit ihnen beriet der Minister erstmals über Wege für ein deutschlandweites schnelles Internet.

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