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Zugverkehr

Ernüchternd: Westbahn-WLAN im Test

Nahezu im gesamten Zug kann das offene WLAN der Westbahn in voller Stärke empfangen werden. Das liegt daran, dass pro Zug 28 WLAN-Router installiert sind, wie Stefan Wehinger, Geschäftsführer der Westbahn, gegenüber der futurezone erklärt. Das Verbinden war in der Praxis sowohl mit Smartphone, Tablet und Notebook kein Problem, schnell war der drahtlose Zugang hergestellt. Um tatsächlich online zu gehen, muss man einen Browser öffnen und kommt direkt zu einem Login-Bildschirm, auf welchem Datenschutzbedingungen aufgeführt sind. Steckdosen und Klapptische sind in den Waggons der Westbahn genügend vorhanden.

Stabilität
Sobald man zustimmt, ist man mit dem Internet verbunden. Die Stabilität der Verbindung auf der Strecke ist in etwa so, wie man es von einer mobilen Datenverbindung, etwa über ein USB-Modem mit SIM-Karte, kennt. So riss auf der Strecke nach St. Pölten die Internetverbindung immer wieder ab. Der Grund liegt darin, dass die Westbahn wie die ÖBB bei deren geplantem WLAN-Angebot nicht etwa Satelliten nutzt, sondern mit Mobilfunkanbietern zusammenarbeitet, um den Internetzugang zu ermöglichen. Wehinger erklärt: „Wir setzen auf Mobilfunk. Allerdings wird hier ein modernes Multi-Sim-Verfahren von Nokia Siemens Networks (NSN) angewendet.“ Kooperiert werde dabei mit allen österreichischen Mobilfunkanbietern, wenn auch beim Login-Screen nur das Logo von A1 zu sehen ist.

Ein Nachteil in der Praxis ist, dass man als Nutzer nicht sofort merkt, wenn keine Bandbreite verfügbar ist, da die Verbindung zum WLAN-Netz durchgehend aufrecht erhalten wird. Dass die Verbindung oft instabil und langsam war, hat sich besonders beim Musik-Streamen über Spotify gezeigt, das nicht unterbrechungsfrei möglich war.

Hohe Verfügbarkeit
Dort, wo die Verbindung zustande kam, wurde bei mehreren Tests auf der Strecke über Speed.io eine Downloadrate von rund 5 Mbit/s gemessen, beim Upload waren es rund 0,5. Offiziell spricht Wehinger von einer möglichen Rate von 20 Mbit im Download und 10 Mbit im Upload. Auf der Gesamtstrecke geht die Westbahn von einer hohen Verfügbarkeit aus: „Laut letzten Messungen haben wir auf 98,13 Prozent eine Bandbreite von mindestens 100 kBit. An wenigen Stellen, etwa zwei Minuten auf der gesamten Fahrt von 2:58 Stunden, haben wir bisher keine Außenverbindung.“

Ein Problem bei mobilen Datenverbindungen im Zug ist, dass die Verbindung beim Wechseln zwischen Sendemasten abreißt. Um das zu verhindern, muss laut Wehinger ein komplexes System angewendet werden: “Wie genau das funktioniert, ist ein Geheimnis von NSN, erfordert aber insgesamt 22 Antennen pro Zug auf der Außenhaut und am Dach. Weiters muss die Dämpfung der Außenhaut sowie die Dämpfung der Fenster auf die vielen Antennen abgestimmt werden.” Laut Wehinger nutzt die Westbahn mit diesem Prinzip ein “weltweit bislang einzigartiges Verfahren”.

Keine Angaben zu Kosten
Damit dies möglich ist, müssen laut Wehinger bereits bei der Konstruktion der Züge einige Dinge berücksichtigt werden: “Der gesamte Zug ist als mehrfachredundantes Netzwerk ausgeführt und die Position der Außenantennen muss sehr früh im Projekt in Abstimmung mit den Mobilfunkprovidern simuliert werden.” Zu dem finanziellen Aufwand der WLAN-Ausstattung wollte Wehinger keine Angaben machen.

Das offene WLAN soll in Zukunft nicht nur den Passagieren, sondern auch den Zugbegleitern dienen. Jene werden im Normalbetrieb mit iPod-Touch-Geräten ausgestattet sein, über die neben Kredit- und Bankomatzahlungen auch Fahrpläne abgerufen werden können. Die Westbahn setzt hier auf die App des Konkurrenten ÖBB namens “Scotty”.

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Thomas Prenner

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Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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