© Gregor Gruber

MWC

Sony Xperia Touch ausprobiert: Alles wird zum Touchscreen

Ein Leben ohne Touchscreen ist mittlerweile schwer vorstellbar – und sorgt für Probleme im Alltag. Wie oft habe ich schon versucht, auf einer herkömmlichen Landkarte mit zwei Fingern zu zoomen oder Text in einem Buch durch Tippen zu markieren. Doch das könnte schon bald ein jähes Ende finden. Sony hat mit dem Xperia Touch einen Laserprojektor vorgestellt, der aus jeder beliebigen (ebenen) Fläche einen Touchscreen macht. Das Konzept wurde bereits im Vorjahr vorgestellt, der Xperia Touch ist das erste serienreife Produkt.

Projektor mit Tablet

Der quaderförmige Projektor ist klein genug (134 mal 143 mal 69 Millimeter), um ihn auch in den Rucksack zu packen. Offiziell wiegt er lediglich ein Kilogramm, aber beim Hands-on machte das recht kompakte Gerät einen wuchtigeren Eindruck. Wie schwer das Netzteil ist, ist unklar. Der integrierte Akku bietet lediglich rund eine Stunde Laufzeit bei Video-Wiedergabe und schränkt die Mobilität so etwas ein.

Wie beim ZTE Sprosteckt eigentlich ein Android-Gerät im kleinen Projektor – mitsamt SoC (Qualcomms Snapdragon 650), drei Gigabyte Arbeitsspeicher, 32 Gigabyte Speicher und sogar einer 13-Megapixel-Kamera. Letztere konnten wir im Rahmen des Kurztests nicht ausprobieren. Sie spielt aber eine wichtige Rolle bei der Bedienung, da sie Eingaben und Gesten erkennen kann.

Von 23 bis 80 Zoll

Das Funktionsprinzip des Xperia Touch ist simpel: Man stellt den Projektor vor eine ebene Fläche, sei es nun waage- oder senkrecht, und schaltet diesen ein. Mittels Infrarotsensoren wird der Abstand automatisch erkannt und das Projektorbild scharfgestellt. Das funktioniert relativ gut. Meist war alles bereits nach zehn Sekunden einsatzbereit. Die Größe der projizierten Wandfläche ist vom Abstand abhängig, beim „Tischmodus“ misst der Bildschirm stets 23 Zoll. An der Wand sind bis zu 80 Zoll möglich.

Die Erkennung der Eingaben war erstaunlich präzise. Sony hatte mehrere Apps vorinstalliert, die die Präzision der Touch-Eingabe demonstrieren sollten, unter anderem „Fruit Ninja“ sowie eine Klavier- und DJ-App. Beim Zerschneiden der virtuellen Früchte gab es keine spürbare Verzögerung, die Eingaben wurden ebenso gut erkannt wie auf einem kleinen Smartphone-Bildschirm. Die raue Oberfläche des Holztisches war zwar nicht gerade optimal zum Wischen, dennoch konnte man alles wie gewohnt bedienen.

Wie E.T. bedienen

Da man mit dem eigenen Finger auch in den Lichtkegel des Projektors gerät, ist stets ein Schatten auf der Projektion zu sehen. Hin und wieder verdeckte das einige wichtige Bedienelemente, sodass man kurzzeitig die Hand zurückziehen musste, um diese wieder zu entdecken. Auch Multitouch funktionierte bei einem kurzen Versuch in „Fruit Ninja“ gut. Laut Sony werden bis zu zehn verschiedene Touch-Eingaben gleichzeitig erkannt.

An der Wand kann man zwar die Oberfläche auch mit Touch bedienen, bei einem 80-Zoll-Bildschirm (stolze zwei Meter in der Diagonale) kann das aber rasch mühsam werden. Daher hat Sony auch eine Gestensteuerung integriert. Dazu muss man den Zeigefinger wie einst „E.T.“ ausstrecken und einen virtuellen Mauszeiger an die gewünschte Position bewegen. „Geklickt“ wird mittels Abbiegen des Fingers. Im Test funktionierte all das eher schlecht als recht: Der Finger wurde nur sporadisch erkannt, genauso wie die Klicks. Auch mit der Hilfe eines erfahrenen Sony-Mitarbeiters ließ sich dieses Problem nicht lösen. Laut Sony sei das Feature aber noch nicht fertiggestellt und werde erst später per Update nachgeliefert.

Bildqualität solide

Die Qualität der integrierten Lautsprecher ließen sich in den lauten Messehallen nicht überprüfen. Die Bildqualität aber durchaus: Das Bild ist überraschend kontrastreich, die recht magere Auflösung von 1366 mal 768 Pixeln enttäuscht jedoch. Mit einer Helligkeit von 100 Lumen sollte man aber nicht zu viel erwarten. Das Bild mag im Dunkeln ausreichend Sättigung liefern können, in hellen Umgebungen ist es aber kaum sichtbar. Ein Umstand, den Sony nicht einmal in seinen offiziellen Pressebildern versteckt, auf denen die Projektionen oftmals kaum sichtbar sind.

Sonys Xperia Touch ist eine clevere Lösung, die ich auch gerne zuhause hätte. So wäre der Projektor ideal für Orte, an denen man nicht unbedingt auf einem richtigen Touchscreen wischen kann, beispielsweise mit dreckigen Fingern in der Küche oder der Werkstatt. Doch der stolze Preis von rund 1500 Euro dürfte wohl vorerst nur Early Adopter ansprechen. Zudem zeigten sich bereits im Kurztest einige Kinderkrankheiten, beispielsweise die mäßige Gestensteuerung für das projizierte Wandbild oder die mäßige Bildqualität unter hellen Bedingungen. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, darf sich auf den Frühling freuen, in dem das Gerät auf den Markt kommen soll.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

mehr lesen
Michael Leitner

Kommentare