Die Deutsche Telekom und der Radhersteller Canyon haben ein vernetztes Fahrrad entwickelt, das nach gefährlichen Crashes automatisch Alarm schlägt.
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Eine chinesische Delegation kurvt mit dem Mountain Bike über das CeBIT-Gelände in Hannover. Prompt kommt es dabei zu einem Zusammenstoß mit einem anderen Messebesucher und zu einem Crash. Das Rad fällt um, der chinesische Delegierte kommt mit einem Schrecken davon. Das Rad bleibt allerdings am Boden liegen. Wäre der Delegierte jetzt verletzt (was in diesem Fall nicht eingetreten ist), wäre das eine klassische Situation für den intelligenten Notruf des vernetzten Fahrrads. Das Rad würde dann automatisch denjenigen anrufen, den der chinesische Deligierte zuerst per App bekannt gegeben hat.
Was ein wenig nach „Knight Rider“ für Fahrräder klingt, wurde auf der Eurobike 2014 im August in Form eines Prototypen erstmals präsentiert, auf der IT-Messe CeBIT wurde nun die serienreife Version davon vorgestellt. Das intelligente Mountain Bike zählt nun zu den Highlights am Messestand der Deutschen Telekom (DT) und ist eine klassische Machine-to-Machine-(M2M)-Anwendung für Endkonsumenten.
Notrufsystem
Zusammen mit dem Koblenzer Radhersteller Canyon hat der IT-Konzern das vernetzte Fahrrad entwickelt, bei dem eben ein Notrufsystem eingebaut ist. Was auf der CeBIT passieren kann, kann aber auch im Wald oder auf Bergen oder unwirschem Gelände passieren, ebenso wie im Straßenverkehr.
Sobald es zu einem Unfall kommt, bei dem der Betroffene nicht mehr von selbst aufstehen und weiterfahren kann, setzt das vernetzte Fahrrad einen Notruf ab. Der verunfallte Radfahrer wird dann per GPS lokalisiert und die Koordinaten werden den Personen per SMS geschickt, die der Nutzer zuvor per Smartphone-App definiert hat, wie Alexander Decker von T-Systems Austria der futurezone im Gespräch erzählt.
Risikobewusste Nutzer sollen aber auf eigenen Wunsch auch einstellen können, dass direkt der Notruf informiert wird und die Standortdaten automatisch an die nächstgelegene Rettungsstelle geschickt werden. Falls Nutzer bestimmte Vorerkrankungen haben, können diese ebenfalls gleich mitgesendet werden (sofern erwünscht).
So funktioniert die Technik
Am Fahrrad selbst ist dabei eine Kommunikationseinheit verbaut, die etwa die Größe eines kleinen Lineals hat. Darin sind eine SIM-Karte, ein Mikrocontroller, ein Bewegungssensor sowie ein GPS-Modul verbaut. Am Rad sind zudem verschiedene Sensoren angebracht, über die die Position des Fahrrads erkannt wird. Kommt es zu einem drastischen Geschwindigkeitsverlust oder einer plötzlichen Schräglage oder starken Erschütterungen, reagiert das Rad, sofern es nicht weiterbewegt wird. Wie lange das System warten soll, bis ein Vertrauter informiert wird, kann der Nutzer laut Decker selbst in der App festlegen.
Um den Notruf absetzen zu können, muss allerdings, wie bei allen M2M-Anwendungen, eine permanente Mobilfunkabdeckung gewährleistet sein. Gerade im Gebirge oder auf einsamen Pfaden dürfte dies jedoch in Einzelfällen ein Problem sein.
Testphase in Deutschland
Die Lösung wird laut Decker derzeit von zirka 50 bis 80 Mitarbeitern von Canyon sowie der Deutschen Telekom in ganz Deutschland getestet. „Wir testen derzeit auch Services, die wir unseren Nutzern noch als Extras anbieten können“, sagt Decker. Ein Marktpreis sei daher noch keiner definiert. Im Jahr 2016 soll das vernetzte Fahrrad dann tatsächlich serienreif sein und in den Handel kommen. Ob eine Zusammenarbeit mit weiteren Fahrrad-Herstellern geplant ist wollte die Deutsche Telekom noch nicht bekannt geben.
Disclaimer: Redakteure der futurezone berichteten live von der CeBIT in Hannover. Die Reisekosten wurden von der futurezone GmbH selbst sowie von T-Systems übernommen.
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